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Alternative zu teuren Neuanschaffungen

Acht Universitäts-Verlage gibt es in Deutschland. Nicht gerade viele, und besonders groß sind sie auch nicht. Meist zwischen 15 und 50 Publikationen geben die kleinen Verlage im Jahr heraus: vor allem Monografien, Sammelbände und einige Zeitschriften. Aber Dr. Axel Halle, Bibliotheksdirektor der Universität Kassel, ist sich sicher, dass die Zahl der Universitäts-eigenen Verlage und deren Veröffentlichungen zunehmen wird:

Von Michael Metzger |
    Wir gehen davon aus, dass in den nächsten zwei Jahren die Zahl um das Dreifache steigt. Vor dem Hintergrund der Preissteigerungen der wissenschaftlichen Publikationen, schauen wir nach USA, dort hat die Association of University Presses derzeit 125 Mitglieder.

    Der Grund für diese Annahme ist das Sparpotential, dass für die Universitäten in den eigenen Verlagen stecke. Die Preise für wissenschaftliche Publikationen seien bei herkömmlichen Verlagen in der Vergangenheit rasant gestiegen, bei Zeitschriften um mehr als 200 Prozent, sagt Halle

    Es gibt Beispiele , insbesondere aus dem Bereich Medizin, wo Zeitschriften den Preis eines Mitteklassewagens haben. Zum Beispiel "Neurosciense" oder "Brain Research", die cirka 20.000 Dollar pro Jahr kosten. Und das ist nach der Auffassung von Wissenschaftlern und Bibliothekaren kein angemessener Preis.

    Das könnten die eigenen Verlage billiger. Als besonders erfolgreiches Beispiel gilt der Verlag der Fachhochschule Frankfurt am Main. Der erreicht mit einigen Spitzenprodukten eine Auflage von 30 bis 70-tausend. Mit den erfolgreichen Titeln für die Allgemeinheit können die Betriebskosten finanziert werden. Wissenschaftliche Arbeiten können so günstiger herausgegeben werden. Und es gibt noch einen entscheidenden Grund, warum sich der Fachhochschulverlag gegen die althergebrachte Konkurrenz behaupten kann. Verlagsleiter Ulrich Stascheit nennt ihn:

    Wir orientieren uns wie kommerzielle Verlage am Markt, anders als kommerzielle Verlage müssen wir aber keinen Profit machen. Es reicht uns, wenn wir das, was wir ausgeben, einspielen.

    Die Publikationen würden aber so nicht nur für die Käufer günstiger als bei herkömmlichen Verlagen. Auch die Autoren der Werke kämmen dabei besser weg, sagt Axel Halle, von der Universität Kassel. Bei kommerziellen Verlagen müssten sich die Autoren nämlich oft an den Druck-Kosten beteiligen:

    Man muss sich vorstellen, dass ein Doktorand 2.000 bis 5.000 Euro auf den Tisch legen muss, um eine Dissertation in einem der renommierteren Verlage unterzubringen. Und diese Orientierung an dem Druckkostenzuschuss haben wir nicht in dem Maße, wir produzieren in der Regel zu kostengünstigeren Bedingungen.

    Und noch etwas macht die Universitätsverlage nach eigener Ansicht erfolgreich. Der Einsatz des Internets bei der Veröffentlichung der Publikationen. Bei Kassel University Press beispielsweise kann man sich die Werke im Internet durchlesen – und bei Bedarf gegen eine geringe Gebühr runterladen. Das mache besonders einzelne Artikel in Sammelbänden interessant, sagt die Geschäftsführerin von Kassel University Press, Beate Bergner. Und dem Verlag spare es Druckkosten. Zumal das Internet eine optimale Recherchemöglichkeit böte

    Wichtig ist vor allem, dass es auch über die Suchmaschinen zu finden ist, Sie haben einen direkten Zugriff auf die Publikationen selber, Sie können sofort feststellen, ob die Publikation von Interesse für Sie ist und Sie können abends, nachts damit arbeiten und, wenn Sie das gedruckte Buch haben wollen, bei Bedarf sofort bestellen.

    So sei das Internet-Angebot vor allem bei jungen Menschen interessant und bei ausländischen Wissenschaftlern. Und wegen diesem Interesse könnte es nach Meinung von Verlagsleiter Ulrich Stascheid schnell noch mehr Universitäts-Verlage geben:

    Das Beste wäre, wenn jede Hochschule einen Verlag hätte und all diese Verlage untereinander kooperierten, zum Beispiel einen gemeinsamen Vertrieb organisierten und arbeitsteilig arbeiteten, damit jeder einzelne Verlag sein eigenes Profil entwickeln kann. Ich bin ein Freund der Autonomie der Hochschulen und jede für sich selbst sollte versuchen, einen solchen Verlag aufzubauen.