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Amerikanischer Aluminiumkonzern
Alcoa meldet geringere Gewinne als erwartet

In den USA hat die Bilanzsaison begonnen. Alcoa ist der zweitgrößte Aluminiumhersteller und liefert Vorprodukte, die sehr viele Branchen brauchen und weiterverarbeiten. Deshalb sagt man: Wenn es bei Alcoa gut läuft, dann geht es mit der Konjunktur aufwärts. Ein schlechtes Omen für die US-Wirtschaft, denn der Alu-Konzern hat die Erwartungen enttäuscht.

Von Michael Braun | 10.01.2014
    Nachbörslich ein Kursverlust von vier Prozent – es hätte besser laufen können für Alcoa nach dem ersten Blick auf die letzte Quartalsbilanz für 2013 und damit auf das gesamte Jahr. Aber wer aus 242 Millionen Dollar Gewinn im Vorjahresquartal nun 2,3 Milliarden Dollar Verlust macht, kann nicht viel Gutes erwarten. Gut immerhin, dass die Zahlen da waren. Darauf hatten die Märkte gewartet, auch Walter Liebe, Anlagespezialist von Pictet Asset Management:
    "Alcoa ist in den USA das Unternehmen, das traditionell als Erstes berichtet nach jedem Quartal. Und deswegen wird diesem Unternehmen immer eine gewisse Prognosekraft für die gesamte Berichtssaison zugesprochen, insbesondere weil Alcoa als Aluminiumhersteller ein sehr konjunktursensibles Unternehmen ist und man daraus Rückschlüsse auf die Entwicklung der Konjunktur sich erlaubt."
    Alcoa mit drastischen Verlusten, Abschreibungen seien der Grund
    Dass aus überschaubaren Gewinnen bei Alcoa drastische Verluste werden, konnte Alcoa unter seinem deutschen Chef Klaus Kleinfeld immerhin erklären. Es habe nicht an der Konjunktur gelegen, sondern an nicht kassenwirksamen Abschreibungen auf vor allem zwei große Zukäufe aus den Jahren 1998 und 2000. Ihr interner Firmenwert entsprach nicht mehr der Wirklichkeit. Denn zwischenzeitlich hat Alcoa die Konkurrenz chinesischer Aluschmelzen zu spüren bekommen. Die hat trotz hoher Nachfrage nach Aluminium die Preise kaputtmacht. Allein die Wertberichtigungen schlugen mit 1,7 Milliarden Dollar zu Buche. Konjunkturell, so Kleinfeld in der vergangenen Nacht bei seiner Tour d’horizon durch die Kundschaft, sei aber fast alles im Lot:
    "In der Luftfahrtindustrie erwarten wir ein Wachstum von sieben bis acht Prozent. Autoindustrie: Alles gut mit einem Produktionswachstum von einem bis vier Prozent. In China wird es Restriktionen geben wegen der Umweltverschmutzung. Aber das könnte eine Chance für neue, leichtere Fahrzeuge sein. Lastwagen - das Geschäft wird stagnieren. In der Verpackungsindustrie für Getränke dürften die Umsätze um zwei bis drei Prozent steigen. Die Bauindustrie legt weltweit um vier bis sechs Prozent zu. Nur bei Gasturbinen wird es einen Einbruch geben, nicht zuletzt, weil in Europa Gaskraftwerke eingequetscht sind zwischen billiger Kohle und subventionierter erneuerbarer Energie."
    Wachstum in Amerika stärker als in Europa
    In seiner Präsentation zeigten die Daten aus Amerika dabei deutlich mehr grüne Pfeile als die aus Europa. Das passt zu anderen Einschätzungen: So liegen die Wachstumsprognosen für Amerika etwa bei der Commerzbank bei 2,8 Prozent für dieses Jahr und nur bei 0,9 Prozent für den Euroraum. Walter Liebe von Pictet Asset Management rechnet denn auch mit guten Unternehmensergebnissen in der kommenden Bilanzsaison. Die Frage sei nur, ob sie auch gut genug seien:
    "Die Unternehmen werden in der Summe steigende Gewinne vorweisen. Ob damit jeweils die Erwartungen der Analysten getroffen oder übertroffen werden, das heißt: Positive Überraschungen vorkommen, ist eine andere Sache. Da sind wir kurzfristig eher skeptisch. Was wir allerdings beobachten, ist, dass wir wieder ein deutliches Gewinnwachstum in diesem Jahr sehen werden, was möglicherweise im Laufe des Jahres zu weiteren gut lauf laufenden Aktienmärkten führen wird."
    Das gelte besonders für Europa, weil in Amerika das Wachstum eher angesprungen und schon in den Kursen verabeitet sei, in Europa aber noch lange nicht.