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Amykor macht die Wüste grün

Chinas Regierung hat der Umweltverschmutzung den Kampf angesagt - und dafür zahlreiche Umweltprojekte gestartet. Beteiligt daran ist auch eine kleine Firma namens Amykor aus Bitterfeld mit ihrem noch viel kleineren innovativen Produkt: ein winziger Bodenpilz - mit riesiger Wirkung. Damit bringt das Unternehmen Pflanzen zum Wachsen, wo eigentlich nichts mehr geht: im Sand, in der Wüste.

Von Antje Uebel | 21.10.2008
    Es riecht ein bisschen nach Krankenhaus im dritten Stock des alten Ziegelbaus, mitten im Bitterfelder Chemiepark. Das sind die Desinfektionsmittel - mit Chemie hat unser Produkt nichts zu tun, alles rein biologisch - erklärt Roland Watzke, Geschäftsführer der Firma Amykor. Stolz zeigt er auf eine große Tüte mit Vitalgranulat - ein spezieller Ton mit Hohlräumen, und darin sitzen kleine, nur unter dem Mikroskop erkennbare Mikroorganismen, Bodenpilze, "aktive Mykoriza" - so heißen sie in der Fachsprache. Bodenpilze und Pflanzen sind beim wachsen ein richtig gutes Team, sagt er:

    "Sie bilden gemeinsam ein Myzel, ein Wurzelsystem: der Pilz versorgt die Pflanze, vor allem mit Nährstoffen, mit Phosphor, mit Spurenelementen und mit Wasser, und er bekommt davon Photosyntheseprodukte, zum gegenseitigen Vorteil, und dieses gemeinsame Wurzelsystem führt dazu, dass die Pflanze besser wächst."

    Beim Einpflanzen von Bäumen oder Sträuchern werden Vitalgranulat und Wasser hinzugegeben. Pflanze und Bodenpilz arbeiten zusammen, helfen sich gegenseitig. In der Natur ist eine solche Symbiose oft zu beobachten, in guten Böden gibt es unzählige Bodenpilze - nur gibt es nicht überall gute Böden, erzählt Roland Watzke.

    Oft sind sie zu trocken, zu sandig, zu nährstoffarm oder einfach durch intensive Landwirtschaft zerstört. Mehr Pilze heißt deshalb gleichzeitig bessere Bodenqualität. Mit dieser Idee begann der Diplomchemiker vor 15 Jahren zu forschen. Schritt für Schritt gelang es ihm und seinem Team, die Bodenpilze zu isolieren und ein Granulat zu finden, in dem sie gespeichert werden können. Inzwischen hat Amykor 15 Mitarbeiter - und betreut internationale Projekte. Der grüne Wall um die Olympiastadt Peking ist dabei eins der wichtigsten, sagt Roland Watzke:

    "40 Prozent der Flächen in China sind erosionsgefährdet. Also wird über den Wind sandige Erde transportiert, genau über die Hauptstadt Peking hinweg hin zur Ostküste - das geht soweit, dass in Los Angelas 50 Prozent des Staubes chinesischer Sand ist."

    Ein grüner Schutzwall aus Millionen von Bäumen, Sträuchern und Pflanzen soll künftig die Stadt vor Sandstürmen aus der Wüste Gobi schützen. Damit will man die Staubbelastung zurückdrängen - wo Bäume sind, kann der Boden nicht verweht werden. Für den Umweltschutz ist das ein wichtiger Schritt - Peking gehört zu den am meisten von Luftverschmutzung geplagten Städten der Welt. Doch einfach drauf los pflanzen - das wäre hier unmöglich.

    "Das sind sehr sandige Böden, die sind sehr nährstoffarm und natürlich gibt's zu wenig Wasser. Das heißt also, die Anwuchsbedingungen für die Gehölze sind sehr schlecht und dadurch muss man sehen, wie man da helfen kann."

    Gut anwachsen und nachhaltig gut wachsen - der Amykor-Geschäftsführer war überzeugt, dass sein Bodenpilz das leisten kann. Allein ein Drittel Wasser lässt sich durch das Granulat sparen.

    "Wir haben die Technologie vorgestellt - da wurde uns als erstes gesagt, das ist alles schön und gut, ihr müsst erst mal zeigen, dass das in China funktioniert. Wir haben also in Schanghai mit einem chinesischen Landwirtschaftsinstitut Versuche machen müssen für Erdbeeren und Melonen und haben gezeigt, dass mit unserem Produkt Ertragssteigerungen zwischen 90 und 40 Prozent möglich sind. "

    Nach einem Versuchs- und Behördenmarathon darf Amykor seine Bodenpilze nun in China einführen. Die Urkunde mit dem roten Stern, die alles besiegelt, liegt noch immer auf Roland Watzkes Schreibtisch. 90tausend Bäume wurden bereits zusammen mit dem Vitalgranulat gepflanzt, auf einer Fläche von rund 10 Fußballfeldern - chinesische Kiefern, wilde Pfirsichbäume, Mandschurische Linde. Amykor wählte dabei Bäume und Standorte aus - das Pflanzen übernahmen die Mitarbeiter chinesischer Forstämter und Baumschulen. Alles wächst nach Plan - und wenn seine Bäume erst mal in die Höhe geschossen sind, dann werden auch weitere Aufträge aus Peking folgen - davon ist der Amykor-Geschäftsführer überzeugt.