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Angst vor der Immobilienblase

Neben Bürgern haben auch Investoren den Immobilienmarkt als vergleichsweise sichere Geldanlage entdeckt - quasi eine Flucht ins Betongeld. Allerdings mehren sich die Warnungen vor einer Blase.

Von Andreas Baum | 18.06.2012
    Es gibt einen allgemeinen Aufschwung im Wohnungsneubau, und wenn der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen das vergangene Jahr betrachtet und nur für sich und seine Mitglieder spricht, berichtet er von einem Zuwachs von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein Boom, der in der Immobilienwirtschaft allgemein beobachtet werden kann, besonders in den sogenannten Hotspots, Hamburg, München und das Rhein-Main-Gebiet, aber auch in Stuttgart, Kiel und Gießen. In Berlin sind die Wohnungspreise immer noch vergleichsweise niedrig, aber sie steigen. Nicht alle Investoren kaufen Wohnungen, um darin zu wohnen, manche planen nicht einmal, sie zu vermieten, Gebäude gelten zunehmend als sicherer Hafen für Kapital, das sich wegen der Finanzkrise anderswo nicht mehr anlegen lässt. Die Vermutung, dass dies die Preise höher steigen lässt, als dem Markt angemessen wäre, liegt auf der Hand, Verbandspräsident Axel Gedaschko will dennoch nicht von einer Immobilienblase in Deutschland sprechen – noch nicht.

    "Eine Blase wird man immer daran festmachen können, ob die Mietenentwicklung und die Entwicklung der Kaufpreise in einer Korrelation stehen. Solange das gegeben ist, ist der Kaufpreis real. Wenn er sich abkoppelt, kriegen wir eine Blasenentwicklung. Da sind wir noch nicht."

    Der Ausgang der Wahlen in Griechenland gibt Gedaschko zufolge zur Hoffnung Anlass, dass nicht noch mehr Geld aus den hoch verschuldeten Staaten Südeuropas in den deutschen Wohnungsmarkt flieht. Bislang wirkt der Markt gesund, auch dort, wo die Preise explodieren – so lange diejenigen, die in den Wohnungen wohnen, sie bezahlen wollen.

    "Wenn wir uns München angucken, dort haben sie tatsächlich ja mit die höchsten Preise, aber es korrespondiert mit extremen Mieten. Derjenige, der dort baut, zu extrem hohen Kosten, kriegt auch die extremen Mieten."

    Die höchsten Zuwächse erfährt der Wohnungsneubau bei teuren und luxuriösen Projekten – für Menschen mit wenig frei verfügbarem Einkommen wird Axel Gedaschko zufolge aber immer noch viel zu wenig gebaut. Die größte Herausforderung für die Branche ist die energetische Gebäudesanierung. Durch sie gewinnen die Wohnungen an Wert – und die Mieten müssen steigen. Hier sind dem Verband zufolge die Bundesregierung und die Länder gefragt – um zu verhindern, dass Hartz-IV-Empfänger durch die Gebäudesanierung vertrieben werden, muss er einschreiten, mit gezielter Förderung.

    "Wir fordern eine Klimakomponente, mit der sichergestellt wird, dass die Menschen nicht bestraft werden für die Energiewende und die Klimapolitik. Das richtet sich an alle Ebenen des staatlichen Handelns."

    Diese Klimakomponente, also eine Art Klima-Wohngeld, könnte zwischen einem und drei Euro pro Monat und Quadratmeter liegen. Dass dies finanziert wird, scheint wenig wahrscheinlich. Deshalb fordern die Immobilienunternehmen ganz pauschal eine höhere Förderung für die Gebäudesanierung – es gibt ohnehin ein Missverhältnis zu den Erzeugern erneuerbarer Energien, die es leichter haben, an Gelder vom Staat zu kommen.

    "Es ist nicht alleine nur mit der pauschalen steuerlichen Abschreibung getan. Was wir dringend fordern, ist, dass auch eine Teilsanierung steuerlich gefördert wird."

    Muss man für die Ballungsräume der alten Bundesländer schon heute von einer Wohnungsknappheit sprechen, gibt es im Osten der Republik noch immer ein Überangebot – der Abriss von leer stehenden Plattenbauten und mancher Bausünde in den Innenstädten müsse, so fordern es die Wohnungsunternehmen, weitergehen.