Donnerstag, 16. Mai 2024

Ankunft im Westen
"Ich kann das bis jetzt noch gar nicht richtig begreifen"

1. Oktober 1989. Die ersten Prager Botschaftsflüchtlinge treffen im bayerischen Hof ein. Peter Lützenkirchen berichtet:

01.10.2014
    Von jubelnden Menschenmassen werden die knapp 800 DDR-Übersiedler auf dem Bahnhof im bayerischen Hof empfangen.
    Von jubelnden Menschenmassen werden die knapp 800 DDR-Übersiedler auf dem Bahnhof im bayerischen Hof empfangen. (picture alliance/dpa/Wolfgang Eilmes)
    Reporter: "Der erste Sonderzug mit 1210 Botschaftsflüchtlingen aus Prag trifft nach über fünf Stunden Fahrt ein. Rotes Kreuz und Technisches Hilfswerk halten Eintopf und Erbsensuppe, aber auch Kinderwindeln bereit. Der erste Schritt in die selbst gewählte Freiheit beginnt, fast wie gewohnt, mit Schlangestehen vor den wenigen Telefonen, die schon bald nach der Ankunft des Zuges umlagert sind."

    Frau (telefoniert im Hintergrund): "Onkel Männe? Hier ist Dagmar - wir sind in Hof.... ja."

    Reporter: "Die Reise in den Westen ging durch die DDR, über Dresden. Und das war für einige Reisende nur erträglich, weil ihnen erst gestern Abend der Bundesaußenminister persönlich freies Geleit versichert hatte."

    Mann: "Wir sind gestern Abend erst in die Botschaft reingemacht, mit meinem Sohn. Und nun auf einmal kam da Herr Genscher an, hat die Rede da geführt ... ich war wie vor den Kopf ... ich kann das bis jetzt noch gar nicht richtig begreifen, dass wir das jetzt gepackt haben."

    Zweiter Mann: "Ich war gerad' aus der Disko, bin nach Hause gekommen, hab' gerade ARD angeschaltet und da haben sie gerade gebracht, wie eben die von die Tschechen und von die Polen in den Zug alle rein können und da haben sie zufällig noch mit gesagt, dass die in Dresden auch durchfahren. Ich sofort auf's Moped, nach Dresden gefahren und glücklicherweise dort noch eingestiegen."