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Anleger entdecken Biogas

Nachdem die besten Standorte für Windkraftanlagen an Land besetzt sind, haben Kapitalanleger jetzt Biogasfonds als Möglichkeit für attraktive Renditen entdeckt. Eines der ersten Projekte in diesem Bereich ist jetzt in Anklam in Vorpommern fertig geworden.

Von Michael Fuhs |
    Dieter Schünemann benötigt viel Rohstoff. Vier bis fünf Lastwagen bringen pro Tag bis zu 100 Tonnen Mais zum Biogaspark Anklam in Mecklenburg-Vorpommern, wo er als Maschinenbauingenieur arbeitet. Dazu kommen rund 250 Kubikmeter Gülle und 16 Tonnen Roggenmehl. Das wird in 5 Blöcken zu Biogas vergoren. Wenn die Bauarbeiten endgültig abgeschlossen und auch die letzten zwei Blöcke hochgefahren sein werden, wird das Gas Generatoren mit einer elektrischen Leistung von 2,5 Millionen Watt antreiben. Das ist mehr als in jeder anderen Biogasanlage, erklärt Dieter Schünemann.

    "Sie sind auf der größten Biogasanlage in Europa. Wir sind ein rein industrieller Standort. Die meisten Biogasanlagen, die bisher errichtet wurden sind Hofanlagen."

    Im Gegensatz zu Hofanlagen, die es schon lange gibt und in denen Landwirte das vergären, was in ihren Betrieben gerade anfällt, handelt es sich in Anklam um ein Investorenobjekt. 50 Anleger haben über drei Millionen Euro in den Beteiligungsfonds für den Biogaspark eingezahlt. Das soll sich lohnen, so die Hoffnung der In-Trust AG in Regensburg, die den Fonds betreibt. Denn mit der Novellierung des Energieeinspeisungsgesetzes im Jahr 2004 wird Strom aus Biogas mit bis zu 18 Cent pro Kilowattstunde vergütet.

    "Neben dem Strom, den wir in unseren Anlagen produzieren, erzeugen wir auch sehr viel Wärme. Wir verkaufen Fernwärme und können bis zu 5000 Wohnungen in Anklam zusätzlich mit Wärme versorgen."

    Wenn alles gut geht, erwirtschaftet die Anlage so viel Gewinn, dass die Investoren schon bis 2012 ihren Einsatz heraus bekommen haben werden, bis 2024 soll sich der Einsatz verfünffacht haben, so die Einschätzung der Betreiber. Die Rendite beliefe sich dann auf etwa 15 Prozent. Ganz ohne Risiko ist das nicht. Um so hohe Gewinne zu erwirtschaften, darf die Anlage nicht oft ausfallen. Deshalb übernehmen drei Spezialisten, die der Betreiber eingestellt hat, rund um die Uhr die Wartung, eine Maßnahme, die sich erst bei so großen Anlagen rentiert. Doch selbst wenn das Kalkül aufgeht, gibt es noch weitere Risiken: So ist zwar der Abnahmepreis für den Strom garantiert. Doch die Frage ist, wie teuer die eingesetzte Biomasse sein wird.

    "Es gibt eine Staffelung, die hängt von der Qualität des Maises ab, in der Regel zwischen 22 bis 23 Euro pro Tonne."

    Manche Experten bezweifeln, dass die Landwirte langfristig für diesen Preis liefern können. Wird die Biomasse teurer, sinkt zwangsläufig die Rendite. Ein Boom wie bei Windenergie-Fonds vor einigen Jahren wird es deshalb bei den neuen Fondmodellen für Biogasanlagen nicht geben, schätzen Experten. Gerhard Falkenstein, als Abteilungsleiter zuständig für die Finanzierung erneuerbarer Energien bei der Deutschen Kreditbank in Berlin:

    "Es gibt einen limitierenden Faktor, das ist die Landwirtschaft, denn die muss die Stoffströme sicherstellen und hier bedarf es auch der Zusammenarbeit und der Bereitschaft zu liefern. Es gibt auch viele alternative Möglichkeiten im Bereich der erneuerbaren Energien. Also zum Beispiel auch Biodiesel oder überhaupt das Thema Biokraftstoffe, wo die Landwirtschaft auch als Stoffstromlieferant zur Verfügung steht."

    Beim Betreiber in Regensburg ist man trotzdem überzeugt, genug preiswerte Biomasse einkaufen zu können. Denn in Ostdeutschland seien die Höfe und Felder viel größer als im heimatlichen Bayern, so dass billiger produziert werden könne. Und auch Gerhard Falkenstein von der deutschen Kreditbank ist zuversichtlich, selbst wenn die Biomasse etwas teurer wird als geplant.

    "Wir sind schon der Meinung dass das rentabel zu betreiben ist. Wir sehen hier auch Chancen für die Landwirte, denn es gibt zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe, die sehr gut geeignet sind, Produkte oder Stoffe für Biogasanlagen zu produzieren, die aber weniger selber bereit sind, in Biogas zu investieren und sehen hier auch sehr gute Absatzchancen."

    Die In-Trust AG ist auf jeden Fall optimistisch. Im Jahr 2006 will sie weitere Beteiligungsfonds platzieren, die zusammen eine sechsfach höhere Kapazität haben wie Anklam.