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Annie Jump Cannon

Astronomen klassifizieren Sterne zumeist über deren Spektraltyp im OBAFGKM-Schema. O-Sterne sind am heißesten, M-Sterne am kühlsten. Für diese Buchstabenkombination gibt es den berühmten etwas machohaften Merksatz "Oh, be a fine girl! Kiss me!"

Von Dirk Lorenzen |
    Nicht berühmt ist leider das Girl, pardon die Astronomin, die dieses Schema eingeführt hat. Annie Jump Cannon ist 1863 in den USA zur Welt gekommen und hat am renommierten Wellesley College studiert. Dort verlor sie aufgrund einer Infektion fast komplett ihr Hörvermögen. Dennoch machte sie ihren Abschluss in Physik.

    Sie reiste nach Europa, um eine totale Sonnenfinsternis zu fotografieren. Kurz vor der Jahrhundertwende ging sie ans Harvard College Observatory. Dort führte sie, wie viele andere Frauen, Berechnungen durch, wertete Beobachtungen aus und klassifizierte Sternspektren auf Fotoplatten – allein mit bloßem Auge oder mithilfe einer Lupe.

    Annie Jump Cannon hatte diese Kunst derart perfektioniert, dass sie in einer Minute bis zu drei Sternspektren korrekt zuordnen konnte. Etwa 350.000 Sterne hat sie auf diese Weise klassifiziert – kein anderer Mensch kommt auch nur in die Nähe dieser Zahl. Erst mit den Sternspektren ließ sich die Physik des Weltalls genauer verstehen.

    Annie Jump Cannon wurde in Harvard extrem schlecht bezahlt. 1938, zwei Jahre vor ihrer Pensionierung, bekam sie endlich eine voll bezahlte Stelle. Da war sie längst eine hoch dekorierte Wissenschaftlerin, unter anderem ausgezeichnet mit einem Ehrendoktor der Universität Oxford.

    Annie Jump Cannon starb 1941 im Alter von 77 Jahren.

    Informationen zu Annie Jump Cannon von Wellesley College

    Leben und Werk von Annie Jump Cannon