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Anpassungsfähigkeit dänischer Schweinezüchter

Wenn der dänische Landwirtschaftsminister Hans Christian Schmidt in diesen Tagen durch die Lande zieht, um den Landwirten die Umweltpolitik der konservativ-liberalen Regierung Anders Fogh Rasmussens zu erläutern, erntet er nicht überall Zustimmung. Denn den dänischen Bauern ist klar, dass die Umweltauflagen steigen werden. Dabei geht es weniger um die Vorgaben der EU. Schärfer sind die Auflagen im eigenen Land. Das gilt zum einen für die Geruchsbelästigung durch große Schweinemastbetriebe. Aber die Auflagen sollen auch die Probleme mit dem Grundwasser lösen und den Sauerstoffmangel der Binnen-Gewässer beheben. Dort wirtschaften die dänischen Binnenfischer.

Von Annette Eversberg |
    Die Landwirtschaft hat an diesen Problemen einen hohen Anteil. Deshalb werden seit den 80er Jahren Wasserumweltpläne vorgelegt, erläutert Jorgen Popp Petersen, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Hauptvereins in Tingleff im Süden Dänemark:

    Man hatte damals berechnet, die Landwirtschaft war für 300.000 Tonnen Stickstoff verantwortlich, die jährlich von unseren Flächen verschwand. Und das wollte man langfristig halbieren.

    Die dänischen Landwirte sträubten sich zunächst. Für sie rechnete es sich mehr, den Festmist einfach auf die Felder zu streuen. Möglichst ohne Begrenzung über das ganze Jahr. Dennoch machte die Regierung Güllebehälter zur Pflicht, und inzwischen sind die Landwirte sogar bereit, Behälter mit einer großen Kapazität zu bauen, um besser wirtschaften zu können. Jorgen Popp Petersen:

    Die Betriebe haben ja Lagerkapazitäten für 200.000 bis 300.000 Kronen bauen müssen. Das hat große Kosten mit sich geführt. Aber ich muss sagen, wir haben ja gleichzeitig erkannt, dass unsere Ausnutzung ist ja angestiegen. Und unser Verbrauch von mineralischem Dünger ist drastisch gesunken. Durch die bessere Wirtschaftung haben wir auch viele Kosten aufgefangen, kann man sagen.

    Die Halbierung des Stickstoffaustrags ist gelungen. Dreiviertel des Stickstoffs, den Landwirte für ihre Getreideflächen brauchen, kommt heute aus der eigenen Gülle. Landwirte, die große Ackerbaubetriebe haben, kooperieren entweder mit Schweinehaltern oder sie stellen ihren Betrieb auf die ökologische Wirtschaftsweise um. Inzwischen sind bereits 10 Prozent der Landwirte im Süden Dänemarks Ökobauern und erfüllen so die Auflagen bei gleichzeitigem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Doch auch jene Landwirte, die Sauen halten und Ferkel verkaufen, können sich auf die Umweltauflagen einstellen, betont Jorgen Popp Petersen:

    Wenn die Forderungen steigen, dann ist es ein natürlicher Mechanismus vom Menschen her, dann müssen wir Lösungen finden, wie wir überleben können. Und Effektivität in der Produktion, das ist ja sehr flexibel. Und neue Betriebe, die investieren. Da ist eine Forderung, die müssen 26 Ferkel pro Jahressau produzieren, sonst können sie gar nicht anfangen und das tun sie auch.

    Auch die outdoor- Halter unter den Ferkelproduzenten haben erhöhte Umweltauflagen. Otto Jensen, der aus Deutschland nach Dänemark zog, ist seit einem Jahr dabei, die Bedingungen umzusetzen und seinen Betrieb entsprechend anzupassen:

    Durch Umweltauflagen haben wir neu bekommen eine Verringerung der Tierzahlen pro Hektar. Und das bedeutet ja 25 Prozent weniger Tiere wie vorher. Auf die Fläche berechnet sind das ca. 30 Prozent, die wir jährlich unserer Herde zusätzlich geben müssen.

    Der dänische Landwirt hat dafür einen Teil seiner Getreideanbauflächen umgebrochen. Die Kosten von ca. 7000 Euro pro Jahr fängt er ebenfalls durch eine Steigerung der Produktion auf, denn die Schweinehalter produzieren für den Markt, der noch aufnahmefähig ist. Sollten die Umweltauflagen jedoch steigen, wird er nicht aufgeben, sondern umstrukturieren und einen Stall bauen. Auch im konventionellen Bereich der Schweineproduktion gibt es in Dänemark dauernde Strukturanpassungen. Weil die Umweltauflagen bei großen Schweinemastställen wegen der Geruchsbelästigung hoch sind, steigen immer mehr Landwirte auf die Sauenhaltung um. Trotz der erweiterten Auflagen im Tierschutz und bei verschärften Haltungsbedingungen. Trächtige Sauen laufen in Gruppen auf Stroh. Ferkel bleiben 30 Tage bei der Mutter. Damit hat man den Gesundheitsstatus der Tiere verbessert, weil Antibiotika als Wachstumsförderer seit Beginn der 90er Jahre verboten sind. Auch die Betriebsgröße dient dem Wettbewerb. Es wird kein Stall für weniger als 500 Sauen gebaut. Jorgen Popp Petersen hat einen solchen Betrieb und kann dadurch in zweiwöchigem Abstand gruppenweise Ferkel an einen einzigen großen Mastbetrieb liefern, was ebenfalls einer guten Tiergesundheit dient und gleichzeitig Gewinn bringt:

    Das führt dann mit sich, dass der Export von Ferkeln an den deutschen Markt steigt. In diesem Jahr werden es 1,6 Millionen Ferkel nach Deutschland exportiert.