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Ansbach
"Unzweifelhaft Terroranschlag mit islamistischem Hintergrund"

Die Sprengstoffexplosion in Ansbach war nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) ein islamistischer Terroranschlag. In einem Bekennervideo habe der Täter Vergeltung im Namen Allahs angekündigt. Der IS reklamierte die Tat für sich. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen.

    Ein Polizist bückt sich, um einen Rucksack aufzuheben.
    Der Anschlag von Ansbach dürfte islamistisch motiviert gewesen sein. (dpa/picture alliance/Daniel Karmann)
    Der Täter habe in dem Video einen Racheakt gegen Deutsche angekündigt, weil sie Muslime töteten, sagte Herrmann. Er habe sich dabei auf den Anführer der Terrormiliz IS, Abu Bakr al-Baghdadi bezogen. In der Unterkunft des syrischen Flüchtlings seien zwei Handys mit mehreren Sim-Karten sowie ein Laptop gefunden worden. Darauf seien gewaltverherrlichende Bilder gefunden worden, die in Verbindung zum IS stünden, sagte der Polizei-Vizepräsident von Mittelfranken, Robert Fertinger.
    Die Terrormiliz beanspruchte den Anschlag für sich. Sie bezeichnete den Attentäter als einen ihrer "Soldaten". Der Mann sei den Aufrufen gefolgt, "die Staaten der Koalition, die den IS bekämpfen, ins Visier zu nehmen", erklärte die IS-Agentur Amak. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft besteht der Verdacht einer Mitgliedschaft des Täters in der Terrormiliz. Die Behörde übernahm daher Ermittlungen unter anderem wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung.
    Material zum Bau einer weiteren Bombe gefunden
    Der bei dem Anschlag verwendete Sprengkörper sei offensichtlich mit scharfkantigen Metallteilen gefüllt gewesen, so Fertinger. Durch die Explosion hätte eine Vielzahl von Menschen verletzt oder getötet werden können. Bei der Durchsuchung der Asylunterkunft sei eine Fülle weiterer Materialien gefunden worden, die zum Bau weiterer Bomben geeignet gewesen wären sagte Herrmann. Die Ermittler fanden dort einen Benzinkanister mit Diesel sowie Salzsäure, Alkoholreiniger, Lötkolben, Drähte, Batterien und Kieselsteine. Die Asylunterkunft des Täters wurde nach Polizeiangaben kurzzeitig evakuiert.
    Der Mann kam laut Fertinger aus Aleppo und hatte Kriegsverletzungen. Bei der Obduktion seien Splitter an Füßen und Beinen gefunden worden. Nun müsse geklärt werden, inwieweit der Täter militärische Zusammenhänge hatte. Der Täter stand wegen seines psychischen Zustands unter Betreuung. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Miachel Schrotberger gab es ein Unterbringungsverfahren mit ärztlichen Stellungnahmen, denen zufolge es depressive Episoden gab.
    Herrmann: Deutschland ist nicht unbegrenzt integrationsfähig
    Herrmann sagte, Deutschland sei nicht unbegrenzt integrationsfähig. Daher müssten auch Rechtsfragen diskutiert werden: "Was muss im Ausländerrecht verändert werden, wie müssen Asylverfahren in Zukunft laufen, wann können wir jemanden zum Verlassen unseres Landes veranlassen, insbesondere wenn er sich strafbar gemacht hat?" Dem Thema Sicherheit müsse absolute Priorität eingeräumt werden."
    Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte, er habe verstärkte Streifen der Bundespolizei an Flughäfen und Bahnhöfen angeordnet. "Was mir im Moment besonders wichtig erscheint, ist eine erhöhte Präsenz von Polizeikräften im öffentlichen Raum", sagte er. Auch die sogenannte Schleierfahndung an den Grenzen gehe weiter. Zu möglichen Gesetzesänderungen hielt sich de Maizière bedeckt. Entsprechende Änderungen könnten vor Abschluss der Ermittlungen nicht feststehen. Er werde jedoch Änderungen anstoßen, wenn diese erforderlich seien.
    De Maizière: "Unser Rechtsstaat ist und bleibt stark"
    "Wir haben in den letzten Tagen eine Häufung von Taten hinnehmen müssen," so de Maizière. "Jeder Fall ist einer zuviel." Er verstehe, dass die Menschen beunruhigt seien und sich Sorgen machten. "Aber ich versichere, dass unser Rechtsstaat stark ist und bleibt, in Bund und Ländern." Die Sicherheitsbehörden seien gut aufgestellt und würden alles dafür das tun, dass sich solche Fälle nicht wiederholten." Absolute Sicherheit gebe es jedoch nicht.
    Polizei bittet um Bildmaterial
    Die Polizei forderte dazu auf, Videos und Bilder zu der Tat an die Behörde zu schicken. Sollten Zeugen Foto-, Video- oder Audioaufnahmen vom Ereignisort oder aus der Umgebung der Open-Air-Veranstaltung gemacht haben, die der Polizei helfen könnten, sollten sie diese über den folgenden Link hochladen: https://medienupload-portal03.polizei.bayern.de. Sollte die Übermittlung mit diesem Formular nicht funktionieren, sollen die Zeugen die nächstgelegene Polizeidienststelle anrufen.
    Der 27-jährige Täter hatte sich gestern Abend bei einem Musikfestival in Ansbach in die Luft gesprengt. 15 Menschen wurden dabei verletzt, der Täter starb. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums drohte ihm eine Abschiebung nach Bulgarien. Er soll in psychiatrischer Behandlung gewesen sein.
    Es war die dritte Attacke in Bayern innerhalb von einer Woche. Am Montag hatte ein Flüchtling in Würzburg in einer Regionalbahn Menschen mit einem Beil und Messern angegriffen. Am Freitag war in München ein Schüler Amok gelaufen und hatte mehrere Menschen erschossen.
    (cvo/jcs)