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Anschläge in Belgien
Polizei lässt Verdächtigen wieder frei

Einer der Attentäter vom Brüsseler Flughafen, der mysteriöse Mann mit Hut, ist nach wie vor auf der Flucht. Die Polizei hat den Verdächtigen Faycal C. gehen lassen - ein Rückschlag für die Behörden. Wegen des Wirrwarrs nach den Anschlägen wurden erst jetzt weitere Todesopfer identifiziert.

Von Sabine Hackländer | 28.03.2016
    Faycal C. ist nicht der Mann mit dem Hut und der weißen Jacke und damit auch nicht der einzige noch lebende Flughafenattentäter. Stattdessen haben die belgischen Behörden, Faycal C., der am Donnerstagabend festgenommen wurde, wieder freigelassen. Aus Mangel an Beweisen, wie die Staatsanwaltschaft heute mitteilte. Bereits am Mittag hatte die Polizei das Video veröffentlicht, das den dritten Flughafenattentäter kurz vor dem Anschlag in der Abflulghalle zeigt. Sachdienliche Hinweise wurden erbeten.
    Schon da war klar, dass die Polizei offensichtlich Zweifel an Faycal C.s Mittäterschaft hegt. Nun ist er also wieder frei. Damit ist klar, dass weiterhin zwei der Brüsseler Attentäter auf der Flucht sind -sowohl der Mann mit dem Hut und der weißen Jacke als auch ein Komplize des Metroattentäters, dessen Identität ebenfalls noch unbekannt ist.
    Zahl der Toten nach oben korrigiert
    Und das trotz der zahlreichen Razzien und Hausdurchsuchungen, die das ganze Osterwochenende über stattfanden. 13 Antiterror-Razzien allein gestern, die meisten davon im Großraum Brüssel. Allerdings konnte bei diesen Verdächtigen keine Verbindung zu den vergangenen oder konkret geplanten zukünftigen Attentaten festgestellt werden. Anders sieht es aus mit Festnahmen, die in Frankreich, Italien, und zuletzt in den Niederlanden erfolgten. In Rotterdam war ein 32-jähriger Franzose gefasst worden, der offenbar neue Anschläge in Frankreich plante.
    Eine traurige Nachricht kam zudem am Vormittag vom nationalen Krisenzentrum: Dieses teilte mit dass sich die Zahl der Toten auf nunmehr 35 Opfer erhöht habe. 31 Menschen, die am Dienstag ums Leben kamen und vier weitere, die später im Krankenhaus ihren Verletzten erlegen waren. Nicht inbegriffen seien die drei getöteten Attentäter.
    Testlauf zur Wiedereröffnung des Flughafens
    Zum Gedenken an die Toten und Verletzten kommen Brüsseler Bürger weiterhin zu Hunderten ins Stadtzentrum, wo sie am alten Börsenplatz Kerzen anzünden und Blumen niederlegen. Hier war es gestern zu Ausschreitungen gekommen, als rund 300 schwarzgekleidete Hooligans auf den Platz geströmt waren und ausländerfeindliche Parolen gebrüllt hatten. Der Brüsseler Bürgermeister machte die Polizei verantwortlich und forderte Konsequenzen. Auch viele Bürger zeigten sich geschockt: "Das hat mich sehr traurig gemacht, ich würde gerne glauben, dass das eine Minderheit ist, nicht repräsentativ. Ich selbst habe einen Teil meines Lebens im Ausland verbracht und ich möchte nicht, dass die Welt meint, Belgien wäre so wie diese Leute."
    Daneben versucht Brüssel auch das Alltagsleben in den Griff zu bekommen. Am Dienstag soll es erstmals einen Testlauf am Flughafen geben, damit der Betrieb dort möglichst bald wieder aufgenommen werden kann, so eine Flughafen-Sprecherin: "Das wird eine Riesenaufgabe. 800 Flughafenmitarbeiter stellen sich für den Test freiwillig zur Verfügung. Wir werden alles durchtesten." Wann genau der Flughafen wieder öffnen kann, wird sich dann vielleicht zeigen. Noch wollen sich die Betreiber nicht festlegen.