Freitag, 19. April 2024

Archiv

Anschläge in Brüssel
Polizei fahndet nach Terror-Verdächtigen

In Belgien herrscht große Anspannung unter den Sicherheitskräften. Es wird nach einem Flüchtigen und möglichen Hintermännern gefahndet. Mindestens 34 Menschen kamen bei der gestrigen Terrorserie in Brüssel gestern ums Leben. International zeigt sich breite Solidarität mit den Opfern. Derweil droht die Terrororganisation IS mit "dunklen Tagen".

23.03.2016
    Spontan kamen am Abend und in der Nacht Menschen auf dem Place de la Bourse zusammen.
    Spontan kamen am Abend und in der Nacht Menschen auf dem Place de la Bourse zusammen. (Imago )
    Mit solidarischen Botschaften haben Tausende Menschen in Belgien und aller Welt auf die Terrorserie in Brüssel reagiert. Vor der Brüsseler Börse malten etliche Menschen mit bunter Kreide Herzen auf den Betonboden und schrieben mitfühlende Worte. Zahlreiche Twitter-Nutzer brachten ihre Solidarität unter Hashtags wie #JeSuisBrussels (deutsch: Ich bin Brüssel) und #aufdieLiebe zum Ausdruck. Viele Wahrzeichen wie das Brandenburger Tor in Berlin, der Trevi-Brunnen in Rom und der Eiffelturm in Paris leuchteten am Abend in den belgischen Nationalfarben Schwarz-Gelb-Rot.
    Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) rief zum entschiedenen Widerstand gegen den Terror auf. Der SPD-Politiker sagte der Deutschen Presse-Agentur: "So brutal diese Anschläge waren, so entschlossen werden wir unsere Freiheit und unsere Demokratie verteidigen. Europa weicht nicht zurück und steht zusammen gegen den Terror."
    EU will zu Notfalltreffen zusammenkommen
    Die belgische Polizei fahndet derzeit nach einem mutmaßlichen Flüchtigen sowie möglichen Hintermännern. Die Justiz- und Innenminister der 28 EU-Mitgliedstaaten wollten voraussichtlich am Donnerstag zu einem Notfalltreffen zusammenkommen.
    Bei den Anschlägen auf den Brüsseler Flughafen und die Metro-Station Maelbeek waren am Dienstag mindestens 34 Menschen getötet worden. Mehr als 180 wurden verletzt. Wie bereits bei der Terrorserie in Paris am 13. November 2015 bekannte sich die Terrormiliz "Islamischer Staat" zu den Taten.
    Die Behörden veröffentlichten Bilder aus dem Flughafen, auf denen drei Männer mit Kofferwagen zu sehen sind. Zwei von ihnen sollen Selbstmordattentäter gewesen sein, der dritte - ein Brillenträger mit hellem Mantel und schwarzem Hut - befindet sich demnach auf der Flucht.
    Das Bild einer Überwachungskamera im Flughafen von Brüssel zeigt drei Männer, die die Ermittler als Terrorverdächtige einstufen.
    Das Bild einer Überwachungskamera im Flughafen von Brüssel zeigt drei Männer, die die Ermittler als Terrorverdächtige einstufen. (picture alliance / dpa / Belga)
    "Eine schwarze Stunde"
    Belgiens Regierungschef Charles Michel sprach von einer schwarzen Stunde. Er rief eine dreitägige Staatstrauer für die Opfer der Anschläge aus. Belgien erhöhte die nationale Terrorwarnstufe auf das höchste Level. Rund 500 Soldaten unterstützten in Brüssel die Polizei. Frankreich und Belgien verstärkten den Grenzschutz.
    Der IS fügte seinem Bekenntnis zu den Taten weitere Drohungen hinzu. Den gegen sie kämpfenden Nationen drohten "dunkle Tage", erklärte die Terrormiliz. "Was kommt, ist schlimmer und bitterer." Der IS veröffentlichte laut der auf Beobachtung von Extremisten-Webseiten spezialisierten Site Intelligence Group auch Fotos, die ihre Kämpfer in Syrien zeigen sollen, wie sie die Brüsseler Terrorserie feiern und dabei Süßigkeiten an Kinder verteilen.
    "IS kann jederzeit zuschlagen"
    Der Deutschlandfunk-Sicherheitsexperte Rolf Clement sagte, er neige dazu, die Anschläge für einen Racheakt für die Festnahme von Salah Abdelsalam zu halten. Die Bomben, die verwendet wurden, seien relativ schnell herstellbar, "wenn man das nötige Zeug im Keller liegen hat." Er betonte, die belgische Sicherheitskräfte sei unterbesetzt. "Da ist ein großes Manko bei der belgischen Polizei."
    Aber auch in anderen Ländern könnten solche Anschläge passieren. "Man muss darauf gefasst sein, dass der IS in Europa eigentlich überall relativ schnell jederzeit zuschlagen kann." Die abstrakte Terrorgefahr in Deutschland sei nach den Anschlägen nicht höher als vorher, aber sie sei ohnehin schon hoch.
    (tgs/hba)