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Antibiotika, Hormone, Salmonellen

Pestizide in Erdbeeren, Salmonellen im Eis, oder eine falsche Etikettierung von Fleisch im Supermarkt - in regelmäßigen Abständen erreichen uns Schreckensmeldungen. In solchen Fällen meldet sich das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zu Wort, um aufzuklären, aber oft auch um Panikmache zu verhindern. Die Behörde sammelt das Jahr über alle Lebensmittelskandale, wertet sie aus und erstellt einen Bericht. Der wurde heute in Berlin vorgestellt.

Von Dieter Nürnberger | 18.07.2005
    Aus Sicht des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit würde die Antwort wohl lauten – im Prinzip müsse sich der Verbraucher nicht sorgen, aber es gäbe eben Ausnahmen. Und wenn man sich allein die hier heute vorgelegten Statistiken anschaut, dann wird zumindest deutlich, dass immerhin jeder fünfte Lebensmittel-Betrieb in Deutschland gegen lebensmittelrechtliche Bestimmungen verstößt, oder eine andere Zahl: Von den genommenen Proben wurden 2004 immerhin 15 Prozent von den Behörden beanstandet. Aber generell hat man eben auch recht strenge Vorschriften hierzulande – und ein Verstoß, eine Beanstandung kann auch heißen, dass die Kennzeichnung oder die Aufmachung von Lebensmitteln kritisiert wird. Das betraf beispielsweise die Mehrheit der Fälle. Christian Grugel, der Präsident des Bundesamtes:

    "Unsere Lebensmittel sind grundsätzlich sicher. Es gibt Einzelfälle, Einzelfälle, in denen wir nicht sichere Lebensmittel haben. Das kann darauf zurückgeführt werden, dass manche Risiken spät erkannt werden. Typisches Beispiel vor einigen Jahren: Acrylamid in Lebensmitteln. Den Stoff kannte man da bislang nur aus Plexiglas. Und in anderen Situationen kann auch durch bewusstes, kriminelles Handeln ein Lebensmittelrisiko entstehen. Auch solche Fälle können auftauchen, sie sind leider nicht vorhersagbar."

    Somit wurden auch 2004 natürlich wieder mikrobiologische oder auch andere Verunreinigungen festgestellt. Das können Grenzwertüberschreitungen bei Schadstoffen sein, das kann eine unzulässige Anwendung von Tierarzneimitteln bedeuten, es kann aber auch schlicht und einfach heißen, dass ein Produkt nicht mehr zum Verzehr geeignet war, weil es zum Kaufdatum bereits verdorben war. Auch die Missachtung des Bestrahlungsverbotes führt beispielsweise zu einem Verstoß bei den Probeuntersuchungen. Mathias Frost vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit:

    "2004 haben einige spezielle Probleme Sorgen gemacht. Beispielweise der Farbstoff Sudanrot in Chili-Produkten. Und wir haben jedes Jahr aufs Neue bei Fleischerzeugnissen und auch im Bereich von Eis und Desserts eine relativ hohe Quote bei den Beanstandungen."

    Gesucht wird dabei besonders in den Bereichen, die bislang schon als risikoreich galten. Das Bundesamt sieht sich durch die Vorstellung des Jahresberichts grundsätzlich auf dem richtigen Weg. Es gehe darum, durch Untersuchungen entlang der Produktionskette, Sicherheit für den Verbraucher zu garantieren. Bildlich gesprochen: die Überwachung eines Produkts vom Stall bis hin zum Teller des Verbrauchers. Und eine wichtige Erfahrung ist dabei die Tatsache, dass neue Warenströme stets auch neues Risiko bedeuten können, sagt der Präsident des Bundesamtes Christian Grugel:

    "Wir haben gesehen, dass trotz Verbesserungen der Eigenkontrolle in den Betrieben, wir letztlich auch neue Risiken aus der Globalisierung auffangen müssen. So dass unter dem Strich die Situation gleich geblieben ist. Konkret: Sehr viel Geflügelfleisch kommt aus Brasilien, oder auch Krebse aus Fernost importiert werden. Da können Tierarzneimittel auftauchen, die in Deutschland gar nicht zugelassen sind. Die könnten in Brasilien ganz legal eingesetzt worden sein. Und dennoch dürfen so behandelte Tiere, wenn man Rückstände feststellt, in Deutschland nicht verkauft werden. "

    2004 wurden mehr als 410.000 Proben von Lebensmitteln oder auch Verpackungen genommen. 15 Prozent davon wurden beanstandet, ein konstanter Wert, vergleichbar mit denen in den Vorjahren. Und insgesamt wurden auch in den Bundesländern mehr als 600.000 Betriebe überprüft, das sind immerhin knapp 60 Prozent aller deutschen Betriebsstätten im Bereich Lebensmittel.