Man wird sich schnell darauf verständigen, dass Beifall ein zwiespältiges Phänomen ist, in welcher Form er auch auftritt: massenhaft oder als Einzelbekundung, als spontaner Beifallssturm oder als sogenannter höflicher Applaus. Das Klatschen, so könnte man meinen, begründet mehr oder weniger spontan eine Gemeinschaft kultureller Eitelkeit: derjenigen die beklatscht werden wollen - "Danke, vielen Dank! Ihr seid ein wunderbares Publikum" - mit denjenigen, die ihren Geschmacksurteilen gern lauten Ausdruck verleihen.
Applaus ist keine bescheidene Geste - obwohl man ihn im in den letzten Jahrhunderte kulturell gezügelt ihm Regeln gegeben hat. Man klatscht heute normalerweise nicht mehr zwischen den Sätzen einer Symphonie, auch nicht nach einer immerhin dreistündigen Bach-Passion in der Kirche.
Aber: jeder klatscht bekanntlich anders.
So glaubt man, einzelne Persönlichkeiten heraus zu erkennen: die buchstäblich tollpatschigen, die aufdringlichen, die schüchternen, die leidenschaftslosen, die zynischen. Fast könnte man sich fragen: Ist Klatschen überhaupt etwas für empfindsame Leute?
Eigentlich ist es so naheliegend, aus dem Applaus selbst eine Art Symphonie zu komponieren. Warum ist nur vor Via Lewandowski niemand darauf gekommen? Lewandowskis Installation im Berliner Haus am Waldsee hat zugleich auch skulpturale Qualitäten. In den Räumen der großen Zehlendorfer Kunstvilla hat er insgesamt 96 schwarze Lautsprecher verteilt. Sie sind in engeren oder lockereren Gruppen auf hohen Stativen aufgestellt und wirken dadurch wie abstrakte, urtümliche Figuren, die miteinander kommunizieren.
Gesteuert werden die Lautsprecher über ein eigens von Ivo Wessel geschriebenes, 200 Seiten starkes Computerprogramm. Es erzeugt rhythmische und klangliche Kombinationen, die dem Applaus schnell naturhafte Assoziationen hinzufügen. Mal wirkt er wie Regen, mal wie das Rauschen eines Kornfeldes, mal tröpfelt er wie eine versiegende Quelle oder wie Pferdegetrappel in einem altdeutschen Historienfilm.
Lewandowski hat insgesamt 111 Personen aus der Berliner Kulturszene gebeten, ihr Klatschen für dieses Projekt zu spenden, darunter den Soziologen Arnulf Baring, den Kunstsammler Paul Maenz oder den einstigen Berliner Kultursenator Christoph Stölzl. Das Thema der Claquere aber ist - naherliegenderweise - auch ein altes Sujet in der dissidentischen Kunst totalitärer Staaten. Es findet sich während des europäischen Faschismus der 1930er und 40er Jahre ebenso wie noch im heutigen China und natürlich auch in der DDR. Lewandowski wiederum wurde 1963 in Dresden geboren und zählte in der DDR zur jungen Kunstszene am Prenzlauer Berg. Da lässt sich trefflich mutmaßen, ob er seine Erfahrungen von damals nicht auf den heutigen Kunstbetrieb projiziert. Frei nach den Worten einer der applaudierenden Teilnehmerinnen an seinem Projekt, der Berliner Großgaleristin Nicole Hackert: In der Kunst gäbe es keine Demokratie.
Applaus ist keine bescheidene Geste - obwohl man ihn im in den letzten Jahrhunderte kulturell gezügelt ihm Regeln gegeben hat. Man klatscht heute normalerweise nicht mehr zwischen den Sätzen einer Symphonie, auch nicht nach einer immerhin dreistündigen Bach-Passion in der Kirche.
Aber: jeder klatscht bekanntlich anders.
So glaubt man, einzelne Persönlichkeiten heraus zu erkennen: die buchstäblich tollpatschigen, die aufdringlichen, die schüchternen, die leidenschaftslosen, die zynischen. Fast könnte man sich fragen: Ist Klatschen überhaupt etwas für empfindsame Leute?
Eigentlich ist es so naheliegend, aus dem Applaus selbst eine Art Symphonie zu komponieren. Warum ist nur vor Via Lewandowski niemand darauf gekommen? Lewandowskis Installation im Berliner Haus am Waldsee hat zugleich auch skulpturale Qualitäten. In den Räumen der großen Zehlendorfer Kunstvilla hat er insgesamt 96 schwarze Lautsprecher verteilt. Sie sind in engeren oder lockereren Gruppen auf hohen Stativen aufgestellt und wirken dadurch wie abstrakte, urtümliche Figuren, die miteinander kommunizieren.
Gesteuert werden die Lautsprecher über ein eigens von Ivo Wessel geschriebenes, 200 Seiten starkes Computerprogramm. Es erzeugt rhythmische und klangliche Kombinationen, die dem Applaus schnell naturhafte Assoziationen hinzufügen. Mal wirkt er wie Regen, mal wie das Rauschen eines Kornfeldes, mal tröpfelt er wie eine versiegende Quelle oder wie Pferdegetrappel in einem altdeutschen Historienfilm.
Lewandowski hat insgesamt 111 Personen aus der Berliner Kulturszene gebeten, ihr Klatschen für dieses Projekt zu spenden, darunter den Soziologen Arnulf Baring, den Kunstsammler Paul Maenz oder den einstigen Berliner Kultursenator Christoph Stölzl. Das Thema der Claquere aber ist - naherliegenderweise - auch ein altes Sujet in der dissidentischen Kunst totalitärer Staaten. Es findet sich während des europäischen Faschismus der 1930er und 40er Jahre ebenso wie noch im heutigen China und natürlich auch in der DDR. Lewandowski wiederum wurde 1963 in Dresden geboren und zählte in der DDR zur jungen Kunstszene am Prenzlauer Berg. Da lässt sich trefflich mutmaßen, ob er seine Erfahrungen von damals nicht auf den heutigen Kunstbetrieb projiziert. Frei nach den Worten einer der applaudierenden Teilnehmerinnen an seinem Projekt, der Berliner Großgaleristin Nicole Hackert: In der Kunst gäbe es keine Demokratie.