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Aquarium-Sound aus dem schalldichten Gartenhäuschen

"Echokammer" steht für ein breites Spektrum an musikalischer Subkultur. Albert Pöschl ist nun schon seit zehn Jahren als Label- und Studio-Betreiber, Produzent und Musiker eine der umtriebigsten kreativen Köpfe in München. Bei fast allen Bands, die bei ihm veröffentlichen produziert er auch die Alben. In vielen Projekten tritt er selbst als Musiker.

Von Andi Hörmann | 24.07.2012
    Ein frisch renoviertes Häuschen in der Alpenstraße im ehemaligen Arbeiterviertel München-Giesing. Die Eingangstür: rustikal, aus Holz, mit Sichtfenster. Lila marmoriert: die Wände im engen Hausflur. Hinter dem Haus: Blumenbeet, Gemüsegarten, Sitzgarnitur. Den etwa 15 Quadratmeter kleinen Geräteschuppen hat sich Albert Pöschl zu einem Musikstudio umgebaut:

    "Jetzt wird es noch mal sehr, sehr eng."

    Aber unglaublich gut gedämmt.

    "Der Sound ist super hier! Das ist alles so nerdiges Zeug: Hier sind die Midi-Sachen - alles noch Relikte aus den 90ern. Das sind alles mehr oder weniger Synthesizer. Und das sind die ganzen Vorverstärker. Das sind analoge Röhrengeräte, teilweise noch aus den 60ern. Dann hier der Rechner. Mischpult. Boxen. Keyboard. Und dann noch analoge Synthesizer: Fender Rhodes."

    "Damals - ich kann mich noch ganz gut erinnern, mit Dis*ka: das war nicht Techno, das war nicht Pop, das war zwar irgendwie elektronisch produziert, aber dann viel zu Song-lastig. So etwas wie DiskoB war zu der Zeit überhaupt nicht an so etwas interessiert. Und andere Labels in München gab es eigentlich gar nicht. Dann war das zwangsläufig, dass wir das selber machen."

    1999 macht Albert Pöschl aus der Not eine Tugend und gründet mit zwei befreundeten Musik-Journalisten sein eigenes Label. Mehr als 60 Alben in gut zehn Jahren hat Albert Pöschl auf Echokammer veröffentlicht. Mit einer ungewöhnlichen Label-Philosophie: kein Mainstream und keine Marketingstrategien - nur die Musik von Freunden. Der musikalische Stil variiert von Band zu Band, jede Veröffentlichung klingt anders: mal digital poliert, mal analog knisternd. Allen gemeinsam ist die intime und intuitive Produktion von Albert Pöschl. Da ist zum Beispiel der Electroclash mit Rock-Ästhetik und Techno-Anleihen von Dis*ka:

    Albert Pöschl:
    "Ich bin keiner, der an einem Sound tagelang rumbastelt und rumtüftelt. Für mich muss alles schnell gehen und Spaß machen. Wie so ein Kind, das schnell zu einem Ergebnis kommen will."

    Albert Pöschl:
    "Bei einigen Bands finde ich es entscheidend, dass sie nach LoFi klingen. Zum Beispiel auch die erste Das-Weiße-Pferd-Platte. Da war uns ganz wichtig, dass das eben kein ausproduzierter Klang ist. Wir nennen das den Aquarium-Sound, wo dann ganz viel auch nur mit Garage Band und mit dem Laptop-Mikrofon aufgenommen wurde. Dass das auch so eine harte Ästhetik hat."

    Anfang 2012 erscheint das Album der "Damenkapelle (aus München)" als 62. Veröffentlichung auf Echokammer. Acht Musikerinnen, die bis auf Schlagzeugerin und Keyboarderin, alle ihr Instrument erst in der Band gelernt haben. Etwas Rock-Ästhetik, viel Performance-Kunst.

    Albert Pöschl:
    "Bei der Damenkapelle wollte ich, dass der Sound dem Livesound so nah wie möglich kommt. Deswegen haben wir da auch live aufgenommen. Dann ging das total schnell. Die Platte war in vier Tagen aufgenommen. Ein Tag für das einrichten - Mikrophonierung. Und dann vier, fünf Sessions à drei Stunden."

    Im Sommer 2012 erscheint auf Echokammer ein Album von einem der vielen Projekte, bei denen Albert Pöschl nicht nur in seinem Studio die Regler bedient hat, sondern auch selbst als Musiker aktiv ist: King Of Japan. Dieses Mal sollte es eine Hard-Rock-Platte werden.

    Albert Pöschl:
    "Man könnte sogar sagen: White Metal. Wenn man uns jetzt nicht kennen würde. Es sind viele christliche Texte mit Hardrock. Also, klingt erstmal wüst, aber macht Spaß."

    Albert Pöschl:
    "Ich mag das einfach. Also, immer schon. Mit 15, das war noch vor Punk: Heavy Metal, also Hardrock hieß es ja damals noch. Natürlich, bestimmte Sachen verschweigt man und will man eigentlich nie wieder hören, aber dann gibt es wieder Sachen, die einen total wegbeamen. Die ersten Black Sabbath - Platten oder auch die mittlere Phase von Judas Priest. Das kann ich mir heute immer noch gerne anhören."

    Selbst wenn Albert Pöschl ein spannendes Demo bekommt, erscheint es nicht automatisch auf seinem Label. Das Menschliche steht über der Musik. Alle Künstler auf seinem Label sind enge Freunde. Meist bleibt es bei der Erstpressung mit 500 Stück auf CD oder Vinyl. Echokammer - eine echte Liebhaberangelegenheit von befreundeten Musikern für Freunde der Musik.