Das Große Meer in Ostfriesland - der größte Binnensee in der Region. Mit einer speziellen Mähmaschine kämpft sich Dachdecker Behrend Meyer durch das mannshohe Ufergras:
Vorne ist das Schneidwerk. Weil der Halm ja nicht geknickt werden darf - der muss gerade bleiben und darf nicht geknickt werden, wie bei Stroh oder Heu oder dergleichen, wird er abgeschnitten und durch ein Hebelwerk befördert zur Mitte durch einen Tunnel. Da läuft das praktisch aufrechtstehend durch und wird durch einen Selbstbindemechanismus gebunden, fällt unten aus der Maschine raus und kann nachher aufgesammelt werden.
Anschließend muss das Reet noch gesäubert werden. Dazu werden die Bündel auf dem Boden aufgestampft und ausgeschlagen. So fliegen Dreck und Gräser heraus. Zum Schluss wird ein Sisalband drum gewickelt, handfest verknotet - fertig.
Wenn man vorne reinguckt, dann sollten die Halme von 3 Millimeter bis 9 Millimeter Dicke aufweisen. Wenn sie dicker sind, sind sie zum Reetdecken eigentlich nicht mehr geeignet und wenn sie dünner sind, auch nicht, denn dann verpappt das Reit auf dem Dach.
Durch den nährstoffarmen Boden am Großen Meer bekommt das Reet eine außerordentlich gute Qualität. Die Halme wachsen langsamer und werden dadurch besonders dick. Bis zu 3.000 Bund erntet Behrend Meyer pro Tag mit der Maschine. Und er muss sich beeilen: Offizielle Erntezeit ist vom 15. Oktober bis zum 1. März:
Da ist das Problem der Witterung, das Reit muss vorher starkem Frost ausgesetzt sein, beziehungsweise Winden und Schneefall, damit das Laub und die Blätter abfallen. Dann steht nur noch der karge ausgetrocknete Halm da. Und dann ist eigentlich die richtige Zeit für die Ernte. Was bei uns eigentlich in der Praxis heißt, dass wir eigentlich nicht vor dem 01. Januar anfangen mit der Ernte.
Bleiben noch knapp zwei Monate Zeit. 65.000 Bund erntet Behrend Meyer pro Saison. Das reicht für etwa 30 Reetdächer. Die Meyers leben schon in der 5. Generation von der Reeternte. Behrend Meyer Senior hat die Halme früher sogar noch per Hand geschnitten:
Der Reitschneider wurde vom Schmied angefertigt aus einer Sichel und da wurde mit geschnitten. Da ist ein kleiner Stiel mit einem 50 Zentimeter langen Messer dran. Das wird so um das Reit rumgehakt, mit der Hand festgehalten und abgeschnitten. Dann hatte man eine Handvoll geschnitten, fünf Hände davon ergaben einen Bund.
Ein Knochenjob damals: Den ganzen Tag krumm stehen und in Holzschuhen durch unwegsames Gelände waten. Heute ist die Arbeit weniger anstrengend, denn es wird nur noch maschinell geerntet. Doch Reetschneiden darf längst nicht jeder am Großen Meer. Nur wer ein verbrieftes Recht besitzt, darf nach altem Brauch am Ufer Halme ernten. Und das machen heute nur noch wenige Familien hier:
Meines Wissens sind noch 25 Leute da, die dieses Recht besitzen. Davon sind aber nur noch maximal 6 bis 10 Leute da, die regelmäßig hingehen, um Reit zu ernten.
Aber nicht überall darf geschnitten werden. Die Naturschutzbehörde der Bezirksregierung Weser-Ems achtet darauf, dass Tiere und Pflanzen nicht beeinträchtigt werden und weist jedes Jahr neue Erntegebiete zu. Sobald im Frühjahr Graugänse und Stockenten ihre Reviere besetzen, kehrt wieder Ruhe ein am großen Meer. Dann stellt Dachdecker Behrend Meyer seine Mähmaschine in den Schuppen und klettert zum Eindecken selber auf die Leiter. Und Reetdächer sind gefragt: Meyer hat Aufträge aus dem ganzen Bundesgebiet.
Es gibt einen Trend zum Reitdach hin, weil auch die Naturprodukte mehr gesucht werden und es nicht mehr in die Zeit passt, irgendwelche Baustoffe zu nehmen, nur weil sie lange halten oder dergleichen. Die Leute sind sehr sensibel geworden in diesen Bereichen und fragen nach, was passiert da, mit Ausdünstungen und dergleichen.
Bei entsprechender Dachneigung und gutem Material hält ein Reetdach über 50 Jahre.
Vorne ist das Schneidwerk. Weil der Halm ja nicht geknickt werden darf - der muss gerade bleiben und darf nicht geknickt werden, wie bei Stroh oder Heu oder dergleichen, wird er abgeschnitten und durch ein Hebelwerk befördert zur Mitte durch einen Tunnel. Da läuft das praktisch aufrechtstehend durch und wird durch einen Selbstbindemechanismus gebunden, fällt unten aus der Maschine raus und kann nachher aufgesammelt werden.
Anschließend muss das Reet noch gesäubert werden. Dazu werden die Bündel auf dem Boden aufgestampft und ausgeschlagen. So fliegen Dreck und Gräser heraus. Zum Schluss wird ein Sisalband drum gewickelt, handfest verknotet - fertig.
Wenn man vorne reinguckt, dann sollten die Halme von 3 Millimeter bis 9 Millimeter Dicke aufweisen. Wenn sie dicker sind, sind sie zum Reetdecken eigentlich nicht mehr geeignet und wenn sie dünner sind, auch nicht, denn dann verpappt das Reit auf dem Dach.
Durch den nährstoffarmen Boden am Großen Meer bekommt das Reet eine außerordentlich gute Qualität. Die Halme wachsen langsamer und werden dadurch besonders dick. Bis zu 3.000 Bund erntet Behrend Meyer pro Tag mit der Maschine. Und er muss sich beeilen: Offizielle Erntezeit ist vom 15. Oktober bis zum 1. März:
Da ist das Problem der Witterung, das Reit muss vorher starkem Frost ausgesetzt sein, beziehungsweise Winden und Schneefall, damit das Laub und die Blätter abfallen. Dann steht nur noch der karge ausgetrocknete Halm da. Und dann ist eigentlich die richtige Zeit für die Ernte. Was bei uns eigentlich in der Praxis heißt, dass wir eigentlich nicht vor dem 01. Januar anfangen mit der Ernte.
Bleiben noch knapp zwei Monate Zeit. 65.000 Bund erntet Behrend Meyer pro Saison. Das reicht für etwa 30 Reetdächer. Die Meyers leben schon in der 5. Generation von der Reeternte. Behrend Meyer Senior hat die Halme früher sogar noch per Hand geschnitten:
Der Reitschneider wurde vom Schmied angefertigt aus einer Sichel und da wurde mit geschnitten. Da ist ein kleiner Stiel mit einem 50 Zentimeter langen Messer dran. Das wird so um das Reit rumgehakt, mit der Hand festgehalten und abgeschnitten. Dann hatte man eine Handvoll geschnitten, fünf Hände davon ergaben einen Bund.
Ein Knochenjob damals: Den ganzen Tag krumm stehen und in Holzschuhen durch unwegsames Gelände waten. Heute ist die Arbeit weniger anstrengend, denn es wird nur noch maschinell geerntet. Doch Reetschneiden darf längst nicht jeder am Großen Meer. Nur wer ein verbrieftes Recht besitzt, darf nach altem Brauch am Ufer Halme ernten. Und das machen heute nur noch wenige Familien hier:
Meines Wissens sind noch 25 Leute da, die dieses Recht besitzen. Davon sind aber nur noch maximal 6 bis 10 Leute da, die regelmäßig hingehen, um Reit zu ernten.
Aber nicht überall darf geschnitten werden. Die Naturschutzbehörde der Bezirksregierung Weser-Ems achtet darauf, dass Tiere und Pflanzen nicht beeinträchtigt werden und weist jedes Jahr neue Erntegebiete zu. Sobald im Frühjahr Graugänse und Stockenten ihre Reviere besetzen, kehrt wieder Ruhe ein am großen Meer. Dann stellt Dachdecker Behrend Meyer seine Mähmaschine in den Schuppen und klettert zum Eindecken selber auf die Leiter. Und Reetdächer sind gefragt: Meyer hat Aufträge aus dem ganzen Bundesgebiet.
Es gibt einen Trend zum Reitdach hin, weil auch die Naturprodukte mehr gesucht werden und es nicht mehr in die Zeit passt, irgendwelche Baustoffe zu nehmen, nur weil sie lange halten oder dergleichen. Die Leute sind sehr sensibel geworden in diesen Bereichen und fragen nach, was passiert da, mit Ausdünstungen und dergleichen.
Bei entsprechender Dachneigung und gutem Material hält ein Reetdach über 50 Jahre.