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Arbeitgebernahe Studie
In Deutschland vom Tellerwäscher zum Millionär?

Die von den Arbeitgebern der Metall- und Elektroindustrie finanzierte "Initiative neue soziale Marktwirtschaft" hat eine Studie vorgelegt, die belegen soll: Ein Aufstieg in höhere Einkommensschichten ist in Deutschland weitaus besser möglich als gedacht.

Von Anja Nehls | 27.08.2013
    Der Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär ist nicht nur in Amerika, sondern auch in Deutschland möglich. Das sagt die "Initiative neue soziale Marktwirtschaft". Sechs Jahre lang wurden in der Studie "Chancengerechtigkeit durch Aufstiegsmobilität" 20.000 Menschen jährlich befragt. Die Behauptung "einmal arm, immer arm" wurde dabei klar widerlegt, sagt Holger Schäfer von Institut der deutschen Wirtschaft. In der untersten von fünf Einkommensstufen blieben über die gesamten sechs Jahre nicht mal ein Fünftel der Befragten:

    "Es ist eigentlich sehr auffällig, dass die Aufnahme einer Beschäftigung das wesentliche Kriterium dafür ist, die Aufstiegschancen zu verbessern. Da kommt es gar nicht mal so sehr darauf an, was für ein Job das ist oder ob das ein gut bezahlter oder toller Job ist oder ein schlecht bezahlter Job. Wir stellen fest, dass sogar die Geringverdiener, wenn sie einen Job aufnehmen, deutlich besser sozial gestellt sind als zuvor, als sie noch keinen Job hatten."

    Wer aus der Arbeitslosigkeit in eine Vollzeitstelle wechseln konnte, hatte in 2/3 aller Fälle auch nach sechs Jahren noch einen festen Job. Neben den Arbeitslosen, die wieder Arbeit finden, sind beim Aufstieg aus der untersten Einkommensgruppe allerdings auch Studenten erfasst, die irgendwann eine Stelle bekommen und Menschen, die einfach reich heiraten. Der Aufstieg aus einer gering entlohnten Beschäftigung in eine höherwertige ist an Qualifikationen gebunden, meint Holger Schäfer:

    "Wenn ich erreichen will, dass die Leute mehr verdienen, einen höheren Stundenlohn kriegen, dann muss ich es ihnen ermöglichen, auch mehr zu leisten für das Unternehmen. Dann erarbeiten sie mehr Wertschöpfung für das Unternehmen und dann können die Löhne auch steigen und das erreiche ich im Grunde genommen nur durch die Vermittlung von beruflichen Qualifikationen. Das heißt, wir müssen stark daran arbeiten, schon am Anfang, dass wir nicht so viele Leute aus der Schule entlassen ohne Abschluss. Und wir müssen auch daran arbeiten, dass die Leute ohne berufliche Ausbildung eine solche nachholen können."

    Das Schlüsselwort dazu heißt Chancengerechtigkeit. Und die muss in der Regel vor einer beruflichen Laufbahn beginnen. Wer später wie viel verdient, wird in Deutschland noch häufig durch das Elternhaus bestimmt, sagt Stephan Dorgerloh, Kultusminister in Sachsen-Anhalt und Präsident der Kultusministerkonferenz. Er fordert gleiche Bildungschancen für alle:

    "Das fängt bei der frühkindlichen Bildung an bis hin zur Frage mehr Ganztag. Bis hin zur Frage, wie können wir Elternarbeit verbessern. Aber auch individuelle Förderung muss natürlich ausgebaut werden, wo auch noch einiges zu tun ist, damit wir mehr Bildungsgerechtigkeit bekommen. Damit die Kinder vor allem bessere Möglichkeiten haben, ihre Chancen dann auch auszufüllen. Denn Bildungsgerechtigkeit ist ganz wesentlich auch für das Gelingen von Demokratie."

    Was für die Schulbildung der Kinder gilt, gilt auch für die berufliche Weiterbildung. Für Hubertus Pellengahr von der "Initiative neue soziale Marktwirtschaft" ist das der Schlüssel zum Erfolg:

    "Gute Bildung und ein funktionierender Arbeitsmarkt sind die beiden wichtigsten Voraussetzungen für den Aufstieg in Deutschland. Wer ein geringes Einkommen hat und keinen Job hat muss sich qualifizieren. Wenn er das tut, hat er eine gute Chance auch auf den Einkommensaufstieg."

    Auch Teilzeitjobs oder Zeitarbeit findet Hubertus Pellengahr wichtig, um Menschen überhaupt die Chance zu geben, im Arbeitsleben Fuß zu fassen. Über einen Zeitraum von sechs Jahren gelang einem Fünftel der Aufsteiger laut Studie sogar der Sprung in die beiden höchsten Einkommensgruppen.