Samstag, 04. Mai 2024

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ARD-Film "Die Getriebenen"
Politik wird unterwegs gemacht

Angela Merkels Entscheidung im Sommer 2015, die Grenzen für nach Deutschland Flüchtende nicht zu schließen, hat das politische und gesellschaftliche Leben in Deutschland massiv verändert. Der Fernsehfilm "Die Getriebenen" von Stephan Wagner zeichnet die Ereignisse nach.

Stephan Wagner im Interview mit Isabelle Klein | 14.04.2020
ONE DIE GETRIEBENEN, am Freitag (01.05.20) um 13:35 Uhr. Imogen Kogge (Mitte) als Angela Merkel. © rbb/carte blanche/Volker Roloff, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter Sendung bei Nennung "Bild: rbb/carte blanche/Volker Roloff" (S2+). WDR Kommunikation/Redaktion Bild, Köln, Tel: 0221/220 -7132 oder -7133, Fax: -777132, bildredaktion@wdr.de
Imogen Kogge als Angela Merkel in "Die Getriebenen" (Das Erste)
Ein Spätsommer mit weitreichenden Folgen: Als 2015 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Elend Schutz in Europa suchen, entscheidet Bundeskanzlerin Merkel, die Grenzen für die vielen über Ungarn und Österreich nach Deutschland drängenden Flüchtenden nicht zu schließen. Viele politische Akteure wissen diese Entscheidung für sich zu nutzen, allen voran die AfD. Der stellvertretende Chefredakteur der Zeitung "Die Welt" Robin Alexander hat in seinem Sachbuch "Die Getriebenen" die Ereignisse jenes Sommers nachgezeichnet, Regisseur Stephan Wagner für die ARD einen Fernsehfilm daraus gemacht, mit prominenter Besetzung: Imogen Kogge als Angela Merkel, Josef Bierbichler als Horst Seehofer, Walter Sittler als Frank-Walter Steinmeier.
Irgendwo von A nach B
Bei der Fiktionalisierung von Realpolitik überlege man, wie die Haltung der Figuren ist, und wie man die Verbindung zwischen den einzelnen Handlungsfakten herstellen könne, sagte Regisseur Stephan Wagner im Dlf. Der Ansatz des Films sei gewesen, den Zeitraum von 63 Tagen im Sommer 2015 nachzuzeichnen, und die Figuren auch dann zu zeigen, wenn sie das Büro verlassen und auch mal privat sind, und nicht nur als politische Figuren im Schlaglicht. In den Nachrichten erlebe der Zuschauer immer nur Politiker in Hochform und die Inszenierung von Politik in kurzen Häppchen. Der Film folge dem Bedürfnis, den gesamten Bogen des Geschehens in einem zu zeigen.
Dass man dabei die agierenden Politiker sehr häufig unterwegs sieht, liege daran, dass politisch Handelnde heute eben ständig unterwegs seien. Im Unterschied zum verbrieften Bild von Macht, das gerne mit Thron und einem Ort versehen sei, wo Leute hingingen und den Mächtigen fragen würden, der dann Entscheidungen trifft, würden Entscheidungen heute immer unterwegs angebahnt, um dann in die Entscheidungszentren hineinzugehen und sie dort umzusetzen. "Irgendwo auf der Strecke von A nach B muss es ja zu einem Sinneswandel gekommen sein", so Wagner, insofern sei die Konsequenz aus diesen Situationen, die man im Film sehe, schon verbrieft.
Berührung von Fiktion und Dokumentation
Der Mehrwert für den Zuschauer sei, so nah wie möglich an das originale Material heranzukommen und auch die Umgebung der Figuren einzubeziehen. "Dabei entsteht die Berührung zwischen dem authentischen, dokumentierten und dem inszenierten Material", so Stephan Wagner.
Dass im Film "Die Getriebenen" keine AfD-Politiker vorkommen, liege daran, dass die Partei 2015 noch nicht Teil des bundespolitischen Geschehens und sie noch nicht im Bundestag vertreten gewesen sei. "Die Präsenz der AfD nach 2015 war eine Reaktion auf das Jahr, und eine Reaktion, die der Wähler dann bei der nächsten Bundestagswahl so getroffen hat", sagte Regisseur Wagner. Da würden sich im Nachhinein Gedanken vermengen, die der faktischen Realität so nicht entsprächen.
"Die Getriebenen" läuft am 14.04. um 20.15 Uhr im Ersten und ist zuvor bereits in der ARD-Mediathek zu finden.
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