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Arena von Verona
Denkmalpflege vom Sponsor

Die meisten Unesco-Weltkulturgüter liegen in Italien. Es sind so viele, dass der italienische Staat mit ihrem Erhalt überfordert ist. Mit dem sogenannten Kultur-Bonus will die Regierung in Rom private Sponsoren anlocken, indem sie Steuererleichterungen gewährt. Eines der ersten Projekte ist die Restaurierung der Oper von Verona.

Von Kirstin Hausen | 18.12.2014
    Zu sehen ist die große Freiluftbühne der Arena di Verona in der gleichnamigen italienischen Stadt. Auf der Bühne findet eine Opernaufführung statt: der Maskenball von Guiseppe Verdi.
    Guiseppe Verdis "Maskenball" in der Arena di Verona (Barbara Roth (Deutschlandfunk))
    Wenn in der Arena von Verona die Bühnenscheinwerfer angehen, verstummt das Publikum ehrfürchtig. Die sommerliche Festspielzeit verwandelt Verona jedes Jahr in ein Mekka der Opernfreunde. Giuseppe Tuppini, Präsident des Unterstützervereins der Arena besucht fast alle Aufführungen - und das seit 60 Jahren.
    "Ich war mit elf Jahren das erste Mal bei einer Vorstellung in der Arena, im Jahr 1954. Ich habe die Stars von damals, etwa den unvergessenen Tenor Di Stefano gehört. Die ganze Stadt steht während der Opernsaison unter Strom und wird von den vielen Gäste durcheinandergewirbelt."

    Wegen der vielen internationalen Gäste werden alle Publikumsansagen auf Italienisch, Deutsch und Englisch verlesen. Die Arena ist ein Tourismusmagnet und einer der größten Arbeitgeber in Verona. Die Arena ist aber auch mehr als 2000 Jahre alt und muss, um den jährlichen Ansturm von mehr als 400.000 Besuchern heil zu überstehen, dringend restauriert werden. Ein aufwändiges und vor allem teures Unterfangen. Aktuell sitzt die Stiftung der Arena auf einem Schuldenberg von 17 Millionen Euro. Sie nimmt zwar pro Spielzeit durchschnittlich 25 Millionen Euro ein, doch die Ausgaben - die kostspieligen Inszenierungen, die Mietkosten und die Gehälter der rund 300 Festangestellten - übersteigen die Einnahmen um ein Vielfaches.
    Insgesamt ist die Arena also ein Verlustgeschäft – und Kultur als Luxus kann sich Italien in der anhaltenden Wirtschaftskrise nicht leisten. Regierungschef Matteo Renzi hat deshalb verstärkt private Unternehmen aufgefordert, in Kultur und historische Kulturgüter zu investieren – und er hat ihnen als Gegenleistung Steuererleichterungen zugesagt. "Kultur-Bonus" heißt dieser Deal, der in Verona erstmals zur Anwendung kommt.
    Auch an Gebäuden im antiken Pompeji zeigt sich der Verfall durch Wasserschäden.
    Auch an Gebäuden im antiken Pompeji zeigt sich der Verfall durch Wasserschäden. (picture alliance / dpa)
    Italien besitzt die meisten Unesco-Kulturdenkmäler
    Die italienische Bank Unicredit wird sich an der Restaurierung der Arena mit sieben Millionen Euro beteiligen. Weitere sieben Millionen Euro spendet die Banken-Stiftung Cariverona. Damit kann das Stromnetz der Arena, das aus den 50er-Jahren stammt, erneuert werden, außerdem können erste erhaltende Maßnahmen an der Bausubstanz begonnen werden. Dass Stiftungen von Banken beinahe mehr Denkmalpflege betreiben als das Kulturministerium ist in Italien schon seit Jahren traurige Realität.
    "Einige wichtige Kunstdenkmäler konnten nur restauriert werden, weil wir die Kosten übernommen haben," sagt Giuseppe Guzzetti, Präsident der Bankenstiftung Cariplo. Die Stiftung finanziert Projekte zum Erhalt denkmalgeschützter Bauwerke in öffentlicher Hand - Kirchen, Abteien, Palazzi. Die meisten Unesco-Weltkulturgüter liegen in Italien. Es sind so viele, dass der italienische Staat mit ihrem Erhalt überfordert ist. Das sieht auch Matteo Renzi so, der die Entscheidung von Unicredit sehr begrüßt. Seine Kulturpolitik zielt auf ein verstärktes Engagement von Privaten. Neben Steuererleichterungen brauche es aber auch einen fähigen Fundraiser innerhalb des Kulturbetriebes, meint Marilena Vecco, Professorin für Kulturökonomie in Venedig.
    "Die Suche nach privaten Sponsoren muss heutzutage professionell betrieben werden, aber viele Museen, die bisher allein mit staatlichen Geldmitteln unterhalten wurden, sind noch nicht so weit."
    Denn es gibt auch Zweifel an dieser Form des Kultursponsorings. Banken, die Kulturstätten finanzieren, wollen am Ende Einfluss auf den Spielplan nehmen, sagen Kritiker. Unicreditchef Federico Ghizzoni verneint das. Für ihn ist die Restaurierung der Arena von Verona ein Prestigeprojekt. Während der Arbeiten, die auf fünf Jahre angelegt sind und keine Unterbrechung der Spielzeiten vorsehen, wird das Logo der Bank an dem antiken Amphitheater prangen – ein Imagegewinn in jeden Fall.