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Asbestose: eine nachhaltige Gefahr

Menschen, die lange Zeit Asbest ausgesetzt waren, erkranken oft an der sogenannten Asbestose. Sie entsteht, wenn der Körper vergeblich versucht, die eingeatmeten Asbestfasern wieder los zu werden. Als Folge lagert sich Bindegewebe in der Lunge ein - sie vernarbt regelrecht von innen.

Von Thomas Liesen | 13.09.2011
    Wenn Herbert Borrmann von einem seiner kurzen Spaziergänge nach Hause kommt, beginnt für ihn der schlimmste Teil des Weges: die 24 Stufen bis zu seiner Wohnungstür.

    "Jetzt muss ich stehen bleiben. Das ... immer passiert... deshalb bleibe ich immer auf halber Strecke stehen."

    Endlich in der Wohnung angelangt, steuert er sofort den nächsten Stuhl an.

    "Dann brauche ich erst mal eine Zeit, bis es dann wieder durchkommt."

    Herbert Borrmann hat als Schlosser in einem Walzwerk gearbeitet. Wichtig für den Betrieb waren Brenner, die den Stahl erhitzten. Schon als Lehrling von kaum 15 Jahren wurde er für die Wartung dieser Brenner eingesetzt, damals zu Ende der 50er-Jahre. Und Asbest war als Werkstoff immer dabei.

    "Daraus mussten wir Dichtungen schneiden ( ... ) für die Brenner. Da fing es eigentlich an für uns – oder für mich – mit Asbest umzugehen."

    Doch es sollte noch viele Jahre dauern, bis sich erste Symptome einstellten. Das war um 1990.

    "Das ging schon mal los mit Luftmangel. Man hat das gemerkt beim Laufen. Es wurde immer weniger, immer weniger. Man hatte nicht mehr die Kondition. Man konnte nicht mehr eine Treppe oder zwei Treppen, wie es anfangs noch war, hochgehen. Und heute ist es soweit, ich komme nicht eine Etage mehr hoch, ohne stehen zu bleiben."

    Es war dann nochmal ein Papierkrieg von 15 Jahren, bis die Asbestose bei ihm als Berufskrankheit anerkannt wurde. Heute ist er verbittert darüber, dass wie er so viele Kollegen noch Jahre mit Asbest arbeiten mussten, trotz der durchaus bekannten Gefahren.

    "Man hat uns lange, lange zappel lassen, bis das es endlich mal soweit war und man gesagt hat: Jetzt ist Schluss, jetzt darf kein Asbest mehr verarbeitet werden oder ihr dürft da nicht mehr arbeiten, wo Asbest drin ist. Asbest-Verbot gibt es ja erst seit 1993, absolutes."

    Herbert Borrmann ist mittlerweile auf fremde Hilfe angewiesen, seine Atemnot macht es unmöglich, dass er auch nur einen kleinen Einkauf schafft. Er hat jetzt immerhin ein Sauerstoffgerät bewilligt bekommen, in den nächsten Tagen wird es geliefert.

    "Meine Lungenfunktion, die ist so am Boden zerstört und die wird von Jahr zu Jahr schlechter und deshalb ist meine Chance jetzt noch ein bisschen weiter zu kommen mit Sauerstoff vielleicht, dass die Kondition wieder ein bisschen besser wird."