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Asiatische Hallenspiele
Turkmenische Aktivistin verhaftet

In Turkmenistan ist die Menschenrechtsaktivistin Galina Kucherenko verhaftet worden. Sie hatte die asiatischen Halle- und Kampfsportspielen im September genutzt, um auf Missstände in ihrem Land aufmerksam zu machen.

Von Olga Sviridenko | 11.12.2017
    Turkmenistans Präsident Gurbanguly Berdimuhamedow
    Turkmenistans Präsident Gurbanguly Berdimuhamedow regiert das Land mit harter Hand. (dpa/Valery Sharifulin/TASS)
    Nach der Rangliste der Pressefreiheit, die die Nichtregierungsorganisation "Reporter ohne Grenzen" jährlich veröffentlicht, belegt der zentralasiatische Staat Turkmenistan Rang 178 von 180 Ländern. Dahinter kommen nur noch Eritrea und Nordkorea. In Turkmenistan fand im September die bisher größte Sportveranstaltung in Zentralasien, die Asiatischen Hallen- und Kampfsportspiele, statt. Die Aktivistin Galina Kucherenko hat diese Bühne genutzt, um auf Missstände in ihrem Land hinzuweisen. Während der Spiele wurde ihr immer wieder mit Verhaftung gedroht, nun ist es passiert.
    Letzten Donnerstag ist die prominente Aktivistin Galina Kucherenko von den turkmenischen Behörden festgenommen worden. Bis jetzt habe man keine genauen Informationen, wo ihr Aufenthaltsort ist, so Rachel Denber von Human Rights Watch: "Sie kamen in ihr Appartement, sie haben die Tür ausgehebelt und sie verhaftet. Ich hoffe sehr, dass sie bald freigelassen wird, aber wir machen uns Sorgen wegen ihrer Festnahme, weil sie keiner bis jetzt sehen durfte."
    Turkmenistan: Meinungsfreiheit gibt es nicht
    Galina Kucherenko gehört zu den wenigen verbliebenen Aktivistinnen in Turkmenistan. Das Land von Präsident Gurbanguly Berdimuhammedow gilt als eines der repressivsten und isoliertesten der Welt. Opposition wird im Keim erstickt, Meinungs- und Pressefreiheit gibt es nicht. An den Asiatischen Hallen- und Kampfsportspielen nahmen über 6.000 Athleten teil, mehr als doppelt so viele wie bei den Olympischen Winterspielen. Kucherenko hoffte die Aufmerksamkeit der ausländischen Journalisten für Kritik an den Missständen ihres Landes nutzen zu können.
    Der Druck auf die Aktivisten nahm während der Spiele zu. Das hat auch Galina Kucherenko erfahren, betont Rachel Denber: "Man hat ihr während der Asian Indoor und Martial Arts Games mehrmals gedroht, dass wenn sie sich öffentlich äußern würde, sie für 25 Jahre ins Gefängnis kommen könnte. Sie steht unter ständiger Überwachung seit Monaten und deshalb sind wir sehr um sie besorgt."
    Einem Team der ARD wurde gedroht
    Dazu passt: einem Filmteam der ARD, das über die Umstände der Sportveranstaltung vor Ort berichtete, und dafür auch Kucherenko treffen wollte, wurde kurz nach dem ersten Telefonat mit ihr gedroht. Der turkmenische Geheimdienst kündigte an, das Team aus dem Land zu werfen, falls es zu einem Treffen kommen sollte. Der Kontakt zur Aktivistin brach daraufhin ab, ihre Telefonnummer war auf einmal nicht mehr vergeben.
    Der Sport gab sich während der Spiele als Kollaborateur des Regimes, und auch bis jetzt fand er kein kritisches Wort für die Menschenrechtslage im Land.