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Astronomie
Die Erde vor der Sonne

Seit Wochen fällt am östlichen Abendhimmel ein glanzvoller, alle übrigen Gestirne überstrahlender Lichtpunkt auf: Jupiter. Der größte Planet im Sonnensystem steht im Sternbild Zwillinge, gut zehn Grad südwestlich der beiden Zwillingssterne Kastor und Pollux.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Beobachter auf dem Jupiter könnten heute beobachten, wie Erde und Mond gemeinsam vor der Sonne entlang ziehen
    Der Planet Jupiter erreicht heute die beste Stellung des Jahres (Bild: NASA) (Guide)
    Derzeit steigt Jupiter kurz vor Sonnenuntergang über den Osthorizont und verschwindet wieder frühmorgens kurz nach Sonnenaufgang im Westen. Er ist damit die ganze Nacht über zu beobachten und steht entsprechend - wie der Vollmond - der Sonne am Himmel gegenüber. Die Astronomen nennen dies die Oppositionsstellung.
    Eine solche Konstellation wiederholt sich im Schnitt alle 378 Tage, wenn die Erde den Jupiter gleichsam auf der Innenbahn überholt. Trotzdem ist es dieses Mal eine besondere Opposition.
    Könnten wir eine Kamera auf Jupiter oder einem seiner Monde installieren und diese - mit entsprechendem Filter - auf die Sonne ausrichten, so könnten wir ein Schauspiel der besonderen Art verfolgen.
    Vom Jupiter aus gesehen wandern Erde und Mond heute nämlich für knapp zehn Stunden quer über die Sonne. Astronauten beim Jupiter könnten also einen Erd- und Monddurchgang vor der Sonnenscheibe beobachten.
    Allerdings erschiene die Erde nur unter einem Winkeldurchmesser von rund vier Bogensekunden und damit noch deutlich kleiner als Merkur, wenn er von der Erde aus gesehen vor der Sonne entlang zieht.
    Die Kamera auf Jupiter müsste also schon ein starkes Teleobjektiv besitzen, um die Erde überhaupt als winzigen Punkt vor der Sonne zu erkennen.