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Astronomie
Taube, Arche Noah und die Argonauten

Gegen 23 Uhr dominiert die Pracht der Wintersternbilder den Südhimmel. Doch es lohnt sich, nicht nur nach den üblichen Verdächtigen wie Orion und Großer Hund Ausschau zu halten.

Von Dirk Lorenzen |
    Die Taube flattert gegen 23 Uhr tief über den Südhimmel
    Die Taube flattert gegen 23 Uhr tief über den Südhimmel (Stellarium)
    Ganz knapp über dem Südhorizont, unterhalb des Großen Hundes und des Hasen, flattert die Taube entlang. Allerdings steht sie so tief, dass sie wohl nur südlich des Mains bei allerbester Sicht und exzellentem Wetter auszumachen ist.
    Wirklich gut ist sie erst ab der Breite der Kanarischen Inseln zu sehen. Die Taube besteht aus einer waagerechten Zickzackkette recht schwacher Sterne.
    Sie gehört nicht zu den klassischen Sternbildern der Antike. Ptolemäus hat zwar einige ihrer Sterne in seinem Katalog erwähnt, aber nur vermerkt, sie lägen außerhalb des Großen Hundes. Im Jahr 1592 hat der niederländische Astronom Petrus Plancius sie erstmals in eine Karte eingezeichnet.
    Da die Taube direkt neben dem Schiff der Argonauten fliegt, meinen manche, sie stelle den Vogel dar, der Jason und seiner Mannschaft den Weg durch die engen Felsen des Bosporus wies.
    In alten Sternkarten wird die Taube aber oft mit einem Olivenzweig im Schnabel dargestellt. Denn Plancius hatte das Schiff Argo kurzerhand in Noahs Arche umbenannt - demnach wäre es die Taube, die Noah von seiner Arche losschickte, um nach Land Ausschau zu halten. Der Vogel kam mit dem Zweig zurück: klarer Hinweis, dass die Sintflut offenbar auf dem Rückzug war.
    Welche Taube auch immer es ist: Sie fliegt von 22 Uhr bis Mitternacht ganz tief über den Südhimmel.