Archiv

Astronomie
Venus hat den Express verschluckt

Acht Jahre lang hat Europas Raumsonde Venus Express den Planeten als künstlicher Mond umkreist und präzise erforscht. Doch im Herbst vergangenen Jahres ging der Treibstoffvorrat zur Neige. Die Anziehungskraft der Venus hat die stark elliptische Umlaufbahn von Venus Express immer weiter abgesenkt. Schließlich ist die Raumsonde in der Atmosphäre des Planeten verglüht.

Von Dirk Lorenzen |
    Venus strahlt auch gegen Mitternacht noch im Nordwesten
    Venus strahlt auch gegen Mitternacht noch im Nordwesten (Stellarium)
    Bei aller Trauer freut sich das Venus-Express-Team über spektakuläre Entdeckungen der Sonde: So zeigen frische Lavaströme, dass es auf der Venus noch vor wenigen Millionen Jahren aktive Vulkane gegeben haben muss.
    Auch starke Veränderungen des Schwefelgehalts in der Atmosphäre deuten daraufhin, dass unser Nachbarplanet bis heute geologisch aktiv ist. Zudem verfügte er einst über große Wassermengen, womöglich sogar Ozeane. Völlig rätselhaft ist, dass die mittlere Windgeschwindigkeit der Venusatmosphäre innerhalb von sechs Erdjahren von etwa 300 auf 400 Kilometer pro Stunde angestiegen ist.
    Zugleich hat sich die extrem langsame Rotation - eine Umdrehung der Venus dauert acht Monate - seit den Messungen einer anderen Sonde vor zwanzig Jahren um sechseinhalb Minuten abgebremst. Die Mission von Venus Express ist zu Ende. Doch ihre Daten werden die Forscher noch jahrelang beschäftigen.
    Derzeit strahlt die ebenso schöne wie geheimnisvolle Venus unübersehbar am Westhimmel. Unser innerer Nachbarplanet setzt seine Gala-Vorstellung als Abendstern fort: Die Venus zeigt sich mehr als drei Stunden lang, bevor sie nach Mitternacht unter den Horizont sinkt.