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Astronomie
Vergessene Stars: William Gascoigne

In der Abenddämmerung leuchten noch die Planeten Mars und Saturn tief im Südwesten - hoch im Süden prangt das Sommerdreieck, in dessen Mitte Albireo leuchtet, ein schöner Doppelstern.

Von Dirk Lorenzen | 21.09.2014
    Um die Größen der Planeten oder des Mondes am Himmel, oder den Abstand zweier Sterne voneinander genau zu messen, haben die Astronomen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ein Mikrometer benutzt.
    Es ist eine Art Fadenkreuz im Okular, besteht allerdings meist aus parallel gespannten Fäden. Es lässt sich drehen und mithilfe einer Stellschraube sind die Fäden genau auf die Objekte auszurichten, deren Abstand zu messen ist.
    Das Mikrometer war für Jahrhunderte ein äußerst wichtiges Werkzeug der Himmelsforschung. Erfunden hat es der englische Astronom und Feinmechaniker William Gascoigne etwa im Jahr 1640 - mit tierischer Hilfe.
    Denn beim Experimentieren mit verschiedenen Okularlinsen geriet rein zufällig ein Teil eines Spinnennetzes genau in die Fokalebene des Instruments. William Gascoigne blickte durch das Teleskop und sah zugleich die Spinnenfäden scharf im Blickfeld.
    Sofort erkannte er, dass sich das auch mit feinem Metalldraht oder gezielt gespannten Spinnenfäden erreichen ließe. Ein Geniestreich: Denn erst ein Fadenkreuz oder Mikrometer macht aus einem Teleskop ein Instrument, mit dem sich der Himmel nicht nur beobachten, sondern auch vermessen lässt.
    1642 ist William Gascoigne im britischen Bürgerkrieg gestorben. Er wurde nur 30 Jahre alt - doch seine Erfindung gibt es noch immer, fast vier Jahrhunderte später.