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Astronomie
Zu Winteranfang kehrt die Sonne um

Heute um 18 Uhr elf passiert die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne jenen Punkt, an dem die Nordhalbkugel am stärksten von der Sonne abgewandt ist. Entsprechend hat die Sonne heute für die Bewohner der Nordhalbkugel ihre geringste Mittagshöhe erreicht.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Auf 50 Grad nördlicher Breite steht sie derzeit zur Mittagszeit gerade einmal gut sechszehneinhalb Grad über dem Horizont. Vor einem halben Jahr zog sie dagegen fast viermal höher über die Nord-Süd-Linie.
    Kalendarisch heißt dieser Punkt Wintersonnenwende, denn ab morgen nimmt die tägliche Mittagshöhe der Sonne wieder zu. Uns ist dies heute ein vertrautes, alljährlich wiederkehrendes Schauspiel, das kaum mehr Beachtung findet.
    Moderne Massenverkehrsmittel erlauben uns jederzeit, der Sonne hinterher zu reisen und so die astronomischen Randbedingungen zumindest für ein paar Urlaubstage oder -wochen zu unterlaufen.
    Für die Menschen früherer Jahrtausende war die Umkehr der Sonne dagegen keineswegs selbstverständlich. Sie hielten die Sonne eher für eine eigenwillige Gottheit, die man mit zahlreichen Opfergaben zur Umkehr bewegen musste.
    Natürlich durfte man damals den rechten Zeitpunkt nicht verpassen. Deshalb wurden entsprechende Kultstätten oft so ausgerichtet, dass von dort aus Sonnenauf- oder -untergang zur Wintersonnenwende für alle sichtbar waren. So gab es gleich die passende Kulisse für große Zeremonien.
    Zwei Beispiele solcher Kultstätten sind Stonehenge im Südwesten Englands und die viel ältere Kreisgrabenanlage von Goseck unweit von Halle in Sachsen-Anhalt.