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Astrotechnik, die ins Auge geht

Das Flimmern der Sterne in einer lauen Frühlingsnacht erscheint vielen Menschen wunderbar romantisch. Doch Astronomen ist es ein Graus: Die wabernde Lufthülle über uns verschmiert das Licht, das von fernen Sternen und Galaxien zu uns kommt. Das Weltall erscheint den Forschern unscharf.

Von Dirk Lorenzen |
    Ein technischer Ausweg ist adaptive Optik. Dabei analysiert ein Teleskop blitzschnell, wie die Luftunruhe die Qualität der Bilder stört. Ein extrem biegsamer Spiegel im Strahlengang wird dann so verbogen, dass er die Unschärfe perfekt kompensiert - bis zu 500mal pro Sekunde!

    Dank dieser Technik sehen zum Beispiel die Astronomen an Europas Großsternwarte Paranal in Chile so scharf, als stünden die Teleskope nicht auf dem Wüstenboden, sondern in der Erdumlaufbahn.

    Mittlerweile haben Augenärzte der Universität Wisconsin die astronomische Technik übernommen: Denn wenn man mit einer Kamera von außen die Netzhaut hinten im Auge betrachtet, stören die Hornhaut und die Linse. Diese Teile sind niemals optisch perfekt. Sie machen das Bild der Netzhaut unscharf, so wie die Atmosphäre die Sterne verschmiert erscheinen lässt.

    Dank adaptiver Optik sehen die Mediziner jetzt einzelne Zellen der Netzhaut. Erstmals lassen sich viele Vorgänge im Innern des Auges präzise verfolgen, manche Krankheiten frühzeitig erkennen und Therapien schneller auswählen.

    Noch ist dieses Verfahren kein Standard im klinischen Alltag. Aber schon in einigen Jahren könnten Augenärzte die Netzhaut routinemäßig mit derselben Technik untersuchen, mit der Astronomen ins Innere Milliarden Lichtjahre entfernter Galaxien blicken.

    Adaptive Optik in der Augenheilkunde

    Adaptive Optik in der Astronomie