Samstag, 20. April 2024

Archiv

Spitzensportförderung
Athleten Deutschland will weniger Fixierung auf Medaillen

Der Bund fördert deutsche Sportlerinnen und Sportler mit hunderten Millionen Euro jährlich. Verbände, die viele Medaillen holen, bekommen mehr Geld als andere. Angesichts eines "globalen Wettrüstens im Sport" fordert die Athletenvertretung "Athleten Deutschland" nun eine Debatte über die Verteilung.

Von Maximilian Rieger | 15.08.2022
Die Weitspringerin Malaika Mihambo steht im Stadion in Oregon und reckt beide Arme in die Höhe. Um den Hals trägt sie ihre Goldmedaille.
Gold glänzt, so wie bei Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo. Aber: Sind Medaillen wirklich alles im Sport? (dpa/Gregory Bull)
370 Millionen Euro – so viel Steuergeld steht dem Bundesinnenministerium in diesem Jahr zur Verfügung, um den den deutschen Spitzensport zu fördern. Die Athletenvertretung "Athleten Deutschland" fragt jetzt: Mit welchem Ziel passiert das eigentlich?
"Eigentlich haben wir festgestellt: Obwohl diese Debatte so oft eingefordert wurde, wurde sie nie zufriedenstellend geführt", sagt Maximilian Klein. Das soll sich jetzt ändern. Athleten Deutschland hat dafür einen Bericht vorgelegt, Hauptautor ist Klein. Er kommt zu dem Schluss: Die bisherige Rechnung "mehr Geld gleich mehr Medaillen" kann nicht mehr aufgehen. Dafür gebe es ein zu großes globales Wettrüsten im Sport.

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Forderung: Auch Leistungssteigerungen belohnen
Die Athletenvertretung fordert daher, dass bei der Geldverteilung auch Leistungssteigerungen belohnt werden sollen, die nicht zu Medaillen führen. Dem Spitzensport würden zudem zwar viele positive Effekte zugeschrieben werden. Zum Beispiel, dass Erfolge dafür sorgen, dass insgesamt mehr Menschen Sport treiben. Für viele dieser Behauptungen gebe es aber kaum wissenschaftliche Belege. "Spitzensport bewirkt nicht automatisch Gutes, nicht zwangsläufig. Dafür braucht es gezielte Strategien", sagt Klein.
Ein möglicher Weg wäre laut Maximilian Klein, dass bei der Mittelvergabe die Verbände mehr Geld erhalten, die das Gemeinwohl stärken. "Dieser undifferenzierte Blick auf eine reine Orientierung nach absoluter Erfolgsmaximierung, dann vielleicht auch noch kumuliert im Medaillenspiegel, der ist eben ja nur bedingt geeignet, die tatsächlichen wohlfahrtsteigernden Potenziale dieser Leistungen der Athletinnen und Athleten zu heben."
Ziel ist eine Grundsatz-Diskussion
Die Athletenvertretung will mit ihrer Analyse eine Grundsatzdiskussion über die deutsche Sportförderung starten. Die Gesellschaft müsse sich darüber verständigen, welche Ziele mit der staatlichen Förderung des Spitzensports erreicht werden sollten. Es brauche einen neuen Gesellschaftsvertrag – oder sogar ein Sportfördergesetz.