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Attacke gegen den Infarkt

Medizin. - Der Herzinfarkt gehört zu den wichtigsten Todesursachen hierzulande - jedes Jahr erleiden ihn 300.000 Menschen, rund die Hälfte der Opfer überlebt das Ereignis nicht. Vielerorts versuchen Kliniken mit speziellen Qualitätssicherungsprogrammen die Sterblichkeit in der frühen Phase des Infarktes weiter zu drücken. In Berlin beginnt morgen ein Kongress, auf dem das Unfallkrankenhaus Berlin eine Behandlungsform vorstellt, die die Chancen der Patienten weiter verbessern soll.

15.05.2001
    Die Schadensbegrenzung bei einem Herzinfarkt ist ein Wettlauf mit der Zeit. Je schneller das verstopfte Gefäß wieder frei geräumt wird, desto weniger wird das Herzgewebe in Mitleidenschaft gezogen und entsprechend geringer fallen auch die Langzeitschäden aus. Ein Hauptansatzpunkt gilt daher der schnellstmöglichen Versorgung der Betroffenen, um die Pfropfen mit Medikamenten oder Kathetern zu beseitigen. Das Unfallkrankenhaus Berlin geht sogar noch einen Schritt weiter: So soll nicht erst in der Klinik, sondern schon vor Ort ein etwaiger Herzinfarkt sicher diagnostiziert und therapiert werden.

    Dazu führen die Notarztwagen jetzt einen modernen Dreikanal-Elektrokardiographen sowie spezielle Thrombolytika - Arzneien, die den geronnenen Blutpfropf auflösen können - auf jedem Einsatz mit sich. Via Hotline kann der Notarzt überdies Kontakt zu Herzspezialisten in der Klinik aufnehmen und so zusätzlichen Rat einholen. "Auf diese Weise kann bereits vor Ort entschieden werden, ob medikamentöse Therapie oder Kathetereingriff in diesem Fall eingesetzt werden sollen. Überdies ist das Krankenhaus dadurch optimal auf die stationäre Aufnahme des Patienten vorbereitet und hält die benötigten Ressourcen frei", erläutert Professor Franz Xaver Kleber vom Unfallkrankenhaus Berlin. Bis zu eine Stunde könne so in der Versorgung eingespart werden, die allein dem Patienten zugute komme.

    Ein Probelauf mit 225 Patienten belege die Wirksamkeit des Konzeptes, berichtet Kleber: "Die Sterblichkeit lag dabei - auch unter Einschluss komplizierter Fälle - bei 2,7 Prozent, während wir von zehn bis 15 Prozent Todesfällen bei dem bisherigen Versorgungsverfahren." Weiterer Effekt des umfassenden Therapiebeginns vor Ort und den dadurch besseren Erfolgschancen ist die geringere Liegezeit der Patienten im Krankenhaus. Viele der Fälle können bereits nach drei Tagen mit der ambulanten Rehabilitation beginnen. Trotz des höheren apparativen und medikamentösen Aufwands sparen die Krankenkassen durch kürzere Verweilzeiten Kosten ein.

    [Quelle: Volkart Wildermuth]