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Auch kleine deutsche Firmen im Ausland aktiv

Deutschlands Mittelständler lassen sich durch die Krise und die Unsicherheit im Markt nicht von Investitionen im Ausland abhalten. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie der KfW-Bankengruppe und der Kreditauskunftei Creditreform.

Von Brigitte Scholtes | 09.10.2012
    Die mittelständischen Unternehmen haben wesentlichen Anteil an den Exporterfolgen der deutschen Wirtschaft. Selbst unter den kleinen Firmen mit weniger als fünf Millionen Euro Jahresumsatz ist fast jeder Zweite im Ausland aktiv. Das zeigt eine Studie, die die KfW und der Verband der Vereine Creditreform erarbeitet haben. Besonders interessant findet Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW, dass der Mittelstand sich von der Schuldenkrise nicht von weiteren Auslandsaktivitäten abbringen lassen will:

    "Sodass die internationale Ausrichtung der deutschen Volkswirtschaft und des Mittelstandes sich fortsetzen dürfte. Man sieht das offensichtlich nicht so, als ob das ein großer Hinderungsgrund ist in der langfristigen Planung."

    So wollen 64 Prozent der exportierenden Unternehmen bis zum Jahr 2015 ihre Ausfuhren ausweiten, sieben Prozent der 3600 befragten Firmen aller Branchen planen erstmals Exportaktivitäten. Fast die Hälfte derjenigen, die direkt im Ausland investieren, will dieses Engagement verstärken. Bei den Auslandsaktivitäten verfolgen die Mittelständler einen Stufenplan, sie beginnen in Westeuropa und aufbauend auf diesen Erfahrungen wagen sie sich dann in den Rest der Welt. Und zunächst exportieren die meisten, bevor sie sich möglicherweise entschließen, direkt zu investieren. Dabei sind die Regionen China und der Rest Asiens als auch Lateinamerika im Fokus. Jörg Zeuner:

    "Die Exporte sind also sozusagen der Türöffner in neue Märkte. Was hier uns auch noch sehr wichtig ist, ist, dass das Motiv dieser Direktinvestitionen die Erschließung von Absatzmärkten ist und nicht, wie vielleicht verstärkt in der Vergangenheit, Kostenüberlegungen, sondern wirklich der Versuch, hier noch stärker in den Absatzregionen vorzudringen, in denen man sowieso schon unterwegs ist."

    Fehlen Exporterfahrungen, ziehen sich die Unternehmen viermal häufiger bei ihren Direktinvestitionen zurück. Die Unsicherheit ist vor allem bei kleinen Firmen groß, denn sie haben häufig noch keine Auslandserfahrungen gesammelt, sagt Michael Bretz, Leiter der Wirtschaftsforschung beim Verband der Vereine Creditreform:

    "Rechtsunsicherheit an erster Stelle genannt, bürokratischer Aufwand, Zahlungsverhalten – das sind die Probleme, mit denen man konfrontiert wird. Hier könnte vielleicht der Gesetzgeber - auf europäischer Ebene wohlgemerkt- aktiver werden, um auch diese Hindernisse zur Seite zu räumen und diesen Aktivitäten, dieser Motivation des deutschen Mittelstands noch weiter förderlich zu sein."

    Dabei verschlechtert sich die Zahlungsmoral, je weiter die Unternehmen in Richtung Mittelmeerraum exportieren.