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Auf den Spuren von Kaimanen, Krokodilen und Alligatoren

Sawgrass Recreation Park – so heißt einer der erschlossenen Teile der Everglades, der für Touristen zugängig ist. Sawgrass steht für Sägegras, und genauso fühlen sich die mit kleinen Widerhaken besetzten Blätter dieses Seegrases auch an. Das sind jedoch bei weitem nicht die schärfsten Messer in dieser Sumpflandschaft:

Von Guido Meyer |
    Das hier sind unsere kleinen Alligatoren und Kaimane. Sie sind beide krokodilähnlich, aber der Alligator ist fast schwarz und hat eine runde Schnauze. Kaimane hingegen sind etwas kolorierter. Wenn sein Maul geschlossen ist, schauen seine Zähne dennoch aus der eher länglichen Schnauze hervor, fast so wie beim Krokodil.

    Cathy Lawson ist die Mutter aller Alligatoren auf einer Reptilienfarm mitten in den Everglades. Hier sollen Touristen mit der Pflanzen- und Tiervielfalt dieser einzigartigen Landschaft vertraut gemacht werden, wenngleich nicht alle der hier gehaltenen Echsen, Leguane und Schildkröten draußen in den Sümpfen auch vorkommen. Jedenfalls nicht wirklich:

    Kaimane leben nicht ursprünglich hier. Einige Menschen haben sie sich als Haustiere gehalten. Wenn sie heranwachsen, werden sie jedoch gefährlich. Sie sind zu so etwas wie Zuneigung nicht fähig. Also musste der Staat hier alle Kanäle und Flüsse durchkämmen, um die ausgesetzten Kaimane wieder einzufangen.

    Wilde Kaimane dürfte man in den Everglades heute nicht mehr antreffen, dafür eine Unzahl von Süßwasserfischen, Vögeln, Insekten, Waschbären und noch geschätzten ganzen dreißig Exemplaren des seltenen Florida-Pumas:

    Der einzige Platz in den Vereinigten Staaten, an dem wilde Krokodile natürlich vorkommen, ist der südlichste Punkt der Everglades, dort, wo sie auf das Meer treffen. Dort gibt es Mangrovenbäume, die ihre Wurzeln im Wasser haben, unter denen sich Krokodile verstecken können. Außerdem bestehen die Everglades dort unten aus einem Gemisch aus Fluss- und Meerwasser, was Krokodilen sehr entgegenkommt, da sie sich normalerweise in Salzwasser aufhalten.

    Nach der Theorie folgt die Praxis: Mit einem so genannten Airboat geht es ziemlich zügig und ziemlich laut über den "Fluss aus Gras" hinweg:

    Alligatoren sind nicht wie Bären oder Katzen, die sich anschleichen und jagen, erklärt der Airboat-Führer. Sie werden – wie alle Tiere - nur aggressiv, wenn sich jemand an ihrem Nachwuchs vergreifen will. Ansonsten sind sie eher scheu und wollen mit Menschen nichts zu tun haben. Als Nahrung sind wir für sie zu groß, weil sie ihre Beute in der Regel kaum zerkleinern, sondern ganz schlucken: Fische, Schildkröten, Vögel, Schlangen, Waschbären und Otter – kleinere Tiere eben.

    Zu Beginn ihres Lebens werden Alligatoren oftmals selbst Opfer ihrer späteren Beute. Vögel und Waschbären plündern ihre Nester und fressen die Eier. Die entwickeln sich übrigens unterschiedlich:

    Aus den wärmer temperierten Eiern entwickeln sich männliche und aus den kühler temperierten weibliche Alligatoren, die jedoch von Fischen, Schildkröten, Schlangen, Vögeln und älteren Artgenossen bei ihren ersten Schwimmversuchen oftmals gefressen werden. Und so kommen nur zwei von hundert Alligatoren durch, um die Everglades zu durchqueren – und Touristen aufzuschrecken...