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Auf der Strecke geblieben

Umwelt. - Kuckuck, Kiebitz, Rauchschwalbe, Distelfink und Rotschwanz - sie alle und andere mehr gehören zu den Zugvögeln und damit in vielen Fällen auch zu den bedrohten Arten. Denn viele Tiere bleiben beim Zug nach Süden und wieder zurück auf der Strecke. Das Institut für Vogelforschung lud internationale Experten zu einer Konferenz in Wilhelmshafen, um das Schicksal der Zugvögel näher zu erörtern und bessere Schutzmöglichkeiten zu diskutieren.

22.02.2005
    "Zugvögel stehen unverhältnismäßig zahlreich auf so genannten roten Listen. Eine wesentliche Ursache liegt darin, dass die Rastgebiete, in denen die Tiere ihre Energiereserven auftanken, durch Lebensraumzerstörung immer weiter abnehmen", berichtet Professor Franz Bairlein, Direktor des Institutes für Vogelforschung. Infolge der geringeren Fettpolster seien viele Vögel so einfach nicht mehr imstande, den Flug etwa über die Sahara ins Winterquartier zu bewältigen. Inzwischen kennen Ornithologen die Rastplätze der Langstreckenvagabunden ziemlich genau. Dabei helfen ihnen heute modernste technische Verfahren. "Durch die chemische Analyse eines kleinen Federchens, das wir in der Brutzeit gewinnen, erfahren wir ziemlich genau, wo der Vogel sich zuvor in der Zugzeit und in der Winterzeit aufgehalten hat." So könnten erstmals Brutreviere und Winterquartiere sehr fein miteinander verbunden und Faktoren ermittelt werden, die für den Rückgang der Bestandszahlen verantwortlich sind.

    Bairlein hält es für dringend geboten, nicht allein die Tiere in ihren Brutgebieten zu schützen, sondern vor allem auch die Rastgebiete zu bewahren: "Hier liegt das Nadelöhr - hier müssen sich die Vögel auf ihre Reise vorbereiten können. Das gilt aber selbstverständlich auch für die Winterquartiere." So zeige etwa das Beispiel der Waldstörche, dass der Bruterfolg hier in ihren deutschen Revieren direkt davon abhänge, wie gut sich die Vögel im fernen Westafrika ihre Kondition haben anfressen können. Doch auch die Klimaerwärmung geht an den Tieren nicht spurlos vorbei. "Viele Arten kehren heute drei bis vier Wochen früher aus ihren Winterquartieren zurück als das vor 30 Jahren der Fall war. Es wird in der nahen Zukunft besonders wichtig sein, die dahinter stehenden Faktoren zu erforschen und die Konsequenzen daraus abzuleiten", betont der Vogelforscher. Erste Erkenntnisse dazu belegten, dass europäische Vogelarten von der Entwicklung eher profitierten, während Arten aus arktischen Breiten dadurch große Nachteile erführen, weil die Temperaturen in ihrem Brutgebieten zu stark zunähmen.


    [Quelle: Arndt Reuning]