"Der Schock sitzt tief in Reykjavík und solche Schocks können manchmal heilsam sein insofern, als dass man bis dahin gewohnte Pfade verlässt und neue Überlegungen anstellt. Infern kann ich mir vorstellen, dass das durchaus ernst gemeint ist mit dem Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft. ".
Der Schock sitzt so tief, dass selbst ein altes Streitthema zwischen der EU und Island kaum noch eine Rolle spielt: die Fischerei. Bei Kabeljau und Co kannte Island viele Jahrzehnte keine Kompromissbereitschaft, kein fremder Kutter sollte in isländischen Gewässern seine Netze auswerfen, schließlich war Fisch bis zu diesem Jahr Islands wichtigste Einnahmequelle. In den siebziger Jahren riskierte die kleine Insel im sogenannten Kabeljau-Krieg um ihre 200-Seemeilengrenzen schon mal eine bewaffnete Auseinandersetzung mit Großbritannien.
Doch heute steht Island mit dem Rücken zur Wand. Deutlichstes Zeichen: Ausgerechnet die isländischen Fischer und ihr Minister, die sich immer energisch gewehrt haben gegen die EU mit ihrer gemeinsamen Agrar- und Fischereipolitik, sie rufen heute am lautesten nach Brüssel und dem Euro. Der SPD-Europaabgeordnete Klaus Hänsch hält das für eine Panikreaktion:
"Ich glaube nicht, dass Grundbedenken, die die Isländer bisher gegen einen Beitritt gehabt haben, wirklich ausgeräumt werden könne. Sie werden sich der Fischereipolitik unterwerfen müssen und ich glaube nicht, dass die Isländer das wirklich wollen."
Der erfahrene Europaabgeordnete kritisiert deshalb EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn: Der hatte letzte Woche erklärt, Island könne der EU rasch beitreten. Rehn mache den Isländern falsche Hoffnungen, zumal ein EU-Beitritt nicht das bringe, was Island derzeit am dringendsten braucht: Kredite und viel, viel Geld. Auch Markus Ferber, Europaabgeordneter der CSU, bezweifelt an einem raschen Beitritt Islands zur EU:
"Es müssen wie bei anderen die 35 Kapitel der europäischen Rechtssetzung diskutiert werden. Es muss an einigen Stellen auch in Island noch Rechtsanpassung stattfinden und sie sind gerade bei der Landwirtschaft und der Fischerei nicht Mitglied der Europäischen Union. Sie sind bei der Freizügigkeit in einem Sonderstatus, also es gibt da schon noch kniffelige Dinge, die gelöst werden müssen. Das würde ein paar Jahre in Anspruch nehmen, dann muss so ein Beitrittsvertrag in allen Mitgliedsstaaten ratifiziert werden, das dauert auch eineinhalb bis zwei Jahre. Das heißt, kurzfristige Beitritte zur EU gibt's auch für Island nicht. "
Doch der anhaltende Verfall der isländischen Krone hat schon in den letzten Jahren viele Isländer immer öfter über die europäische Option nachdenken lassen. Allerdings wäre es Bürgern und Regierung bisher am liebsten gewesen, aus Brüssel nur den Euro zu übernehmen, ohne vorher lästigerweise Mitglied in der EU zu werden. Das dies allerdings nicht möglich sei, teilte die EU-Kommission der isländischen Regierung in diesem Frühjahr noch einmal mit. Und während der FDP-Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff darauf verweist, dass Island weniger Bewohner habe als Wuppertal, ein Beitritt also wirklich kein Problem für die EU darstelle, ist sein Kollege Markus Ferber kritischer: Angesichts der dramatischen Überschuldung Islands könne die EU das Land gar nicht aufnehmen, meint der CSU-Europaabgeordnete und verweist auf das Bruttosozialprodukt Islands. Das liegt so hoch, dass Island als EU-Mitglied zum Nettozahler würde, also mehr einzahlen müsste als es herausbekommt. Diese finanziellen Verpflichtungen könne das Land derzeit gar nicht erfüllen, meint Ferber. Ihn stört an der Diskussion um einen EU-Beitritt Islands auch etwas Grundsätzliches:
"Ich glaube nicht, dass es europäische Identität ist, nur in Krisenzeiten zu helfen. Für Beitritt muss man überzeugter Europäer sein, nicht nur in Krisenzeiten."
Der Schock sitzt so tief, dass selbst ein altes Streitthema zwischen der EU und Island kaum noch eine Rolle spielt: die Fischerei. Bei Kabeljau und Co kannte Island viele Jahrzehnte keine Kompromissbereitschaft, kein fremder Kutter sollte in isländischen Gewässern seine Netze auswerfen, schließlich war Fisch bis zu diesem Jahr Islands wichtigste Einnahmequelle. In den siebziger Jahren riskierte die kleine Insel im sogenannten Kabeljau-Krieg um ihre 200-Seemeilengrenzen schon mal eine bewaffnete Auseinandersetzung mit Großbritannien.
Doch heute steht Island mit dem Rücken zur Wand. Deutlichstes Zeichen: Ausgerechnet die isländischen Fischer und ihr Minister, die sich immer energisch gewehrt haben gegen die EU mit ihrer gemeinsamen Agrar- und Fischereipolitik, sie rufen heute am lautesten nach Brüssel und dem Euro. Der SPD-Europaabgeordnete Klaus Hänsch hält das für eine Panikreaktion:
"Ich glaube nicht, dass Grundbedenken, die die Isländer bisher gegen einen Beitritt gehabt haben, wirklich ausgeräumt werden könne. Sie werden sich der Fischereipolitik unterwerfen müssen und ich glaube nicht, dass die Isländer das wirklich wollen."
Der erfahrene Europaabgeordnete kritisiert deshalb EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn: Der hatte letzte Woche erklärt, Island könne der EU rasch beitreten. Rehn mache den Isländern falsche Hoffnungen, zumal ein EU-Beitritt nicht das bringe, was Island derzeit am dringendsten braucht: Kredite und viel, viel Geld. Auch Markus Ferber, Europaabgeordneter der CSU, bezweifelt an einem raschen Beitritt Islands zur EU:
"Es müssen wie bei anderen die 35 Kapitel der europäischen Rechtssetzung diskutiert werden. Es muss an einigen Stellen auch in Island noch Rechtsanpassung stattfinden und sie sind gerade bei der Landwirtschaft und der Fischerei nicht Mitglied der Europäischen Union. Sie sind bei der Freizügigkeit in einem Sonderstatus, also es gibt da schon noch kniffelige Dinge, die gelöst werden müssen. Das würde ein paar Jahre in Anspruch nehmen, dann muss so ein Beitrittsvertrag in allen Mitgliedsstaaten ratifiziert werden, das dauert auch eineinhalb bis zwei Jahre. Das heißt, kurzfristige Beitritte zur EU gibt's auch für Island nicht. "
Doch der anhaltende Verfall der isländischen Krone hat schon in den letzten Jahren viele Isländer immer öfter über die europäische Option nachdenken lassen. Allerdings wäre es Bürgern und Regierung bisher am liebsten gewesen, aus Brüssel nur den Euro zu übernehmen, ohne vorher lästigerweise Mitglied in der EU zu werden. Das dies allerdings nicht möglich sei, teilte die EU-Kommission der isländischen Regierung in diesem Frühjahr noch einmal mit. Und während der FDP-Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff darauf verweist, dass Island weniger Bewohner habe als Wuppertal, ein Beitritt also wirklich kein Problem für die EU darstelle, ist sein Kollege Markus Ferber kritischer: Angesichts der dramatischen Überschuldung Islands könne die EU das Land gar nicht aufnehmen, meint der CSU-Europaabgeordnete und verweist auf das Bruttosozialprodukt Islands. Das liegt so hoch, dass Island als EU-Mitglied zum Nettozahler würde, also mehr einzahlen müsste als es herausbekommt. Diese finanziellen Verpflichtungen könne das Land derzeit gar nicht erfüllen, meint Ferber. Ihn stört an der Diskussion um einen EU-Beitritt Islands auch etwas Grundsätzliches:
"Ich glaube nicht, dass es europäische Identität ist, nur in Krisenzeiten zu helfen. Für Beitritt muss man überzeugter Europäer sein, nicht nur in Krisenzeiten."