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Auf der Suche nach toten Vögeln

Studentenjobs sind rar und deshalb kommt dieses Angebot aus Münster wie gerufen: Die Stadt braucht Leute, die die Ufer von Seen und Flüssen nach toten Vögeln absuchen. Es könnten ja welche darunter sein, die den Vogelgrippe-Erreger in sich tragen und deshalb gefährlich sind, so der Chef des münsterischen Veterinäramtes Roland Otto, der in dieser Woche die ersten Studenten ins Gelände geschickt hat.

Von Petra Brönstrup |
    Andreas Fasthoff, Ex-Student, jetzt Hausmann, hat schon viele Jobs gemacht, neulich arbeitete er noch in einem Call-Center, seit gestern spürt er bei Münster toten Wildvögeln nach.
    "Absolut kein Problem damit, ich habe damals schon bei meinen Eltern die Hühner geschlachtet und geköpft (…) nee, ich habe da kein Problem mit. "

    Fasthoff ist durch die Arbeitsagentur Münster an diesen, mit 7,68 Euro die Stunde durchschnittlich bezahlten Job gelangt. Gestern war der erste Einsatz, da durchkämmte er zusammen mit Jens Mertens, Jura-Student im 8. Semester das Gelände. Es war ein schöner Ausflug ins Grüne, sagt Fasthoff, wenngleich, es war kalt und hat geregnet, das war nicht so angenehm. Vogel-Kadaver haben die beiden jungen Männer bei ihrem ersten Einsatz aber nicht gefunden.

    "Wir waren gestern im Bereich Gelmer, der gesamte Suchraum 7, heute haben wir noch zusätzlich, da wir mit dem Dienstwagen unterwegs sind, noch den kompletten Bereich 10 a, 10 b, 10 c (…) Werse und Ems. "

    Fasthoff und Mertens sind mit allem ausgerüstet, was man für die Jagd auf Kadaver von möglicherweise infizierten Vögeln braucht:

    "Als erstes Mal Schutzhandschuhe, Atemmasken, wir haben Schutzbrillen sogar, Überziehstiefel, wir haben Einwegschutzanzüge und für die Dokumentation haben wir Dokumentationsbögen dabei, wo wir genau den Fundort der Vögel eintragen damit später, falls bei der Kontrolle herauskommt, dass es sich um ein infiziertes Tier handelt, damit der Fundort wieder gefunden werden kann."

    Das alles tragen Fasthoff und Mertens im Rucksack bei sich, erst wenn sie einen Kadaver entdecken, schmeißen sie sich ins Zeug. So will es der Leiter des Veterinäramtes der Stadt Münster, Roland Otto.

    "Die sollen ganz normal wie jeder andere Bürger auch die Wege abgehen und erst dann, wenn sie sich einem Wasservogel nähern, dann haben wir gesagt, dann zieht euch den Schutzanzug über, danach ist er verschmutzt, den packt er in die Extra-Tüte, und das alles geht dann hinterher zu den Abfallwirtschaftsbetrieben und die sortieren das dann."
    Der Veterinärmediziner hat diesen Einsatz angeregt. Er will verhindern, dass infizierte Wildvögel tot irgendwo im Gelände liegen.
    "Es gibt Vögel, die ernähren sich von Aas, das sind zum Beispiel auch einige Greifvögel, und die könnten wiederum die Viren verbreiten, wir wollen also dafür sorgen, dass wir möglicherweise infizierte Tiere möglichst schnell aus der Natur herausholen."

    Panik will Otto damit nicht verbreiten. Doch bei einem über 200 Hektar großen Vogelschutzgebiet in Stadtnähe, in dem jedes Jahr tausende Wildvögel auf ihrem Weg von Afrika nach Nordeuropa Rast machen, sei Vorsicht geboten, sagt der Veterinärmediziner.

    "Münster liegt auf einer Route, die sehr intensiv beflogen wird und zwar von Süden Richtung Sibirien und Richtung Skandinavien, und deshalb ist Münster so etwas wie ein Autobahnrastplatz für Vögel, und die, die hier für einen Tag bleiben und dann wieder weiterziehen, könnten uns möglicherweise auch die Viren mitbringen."

    Andreas Fasthoff und Jens Mertens kommt der Job wie gerufen, beide sind derzeit ziemlich blank, das Geld, das sie jetzt mit der Suche nach Vogelkadavern verdienen, können sie gut gebrauchen.

    "Meine Familie möchte im Sommer in den Urlaub fahren."

    Ein weiterer Vorteil ist, dass Fasthoff nun endlich einmal die Vogelwelt kennenlernt. Davon – sagt er – habe er nicht viel Ahnung, er könne gerade mal einen Schwan von einem Fasan unterscheiden. Über soviel Unwissenheit ist Roland Otto vom münsterischen Veterinäramt sogar froh, Biologie-Studenten kann er für diese Arbeit nämlich nicht gebrauchen.

    "Die könnten möglicherweise auf die Idee kommen, den Vogel noch genauer bestimmen zu wollen und dann das Gefieder ausbreiten und und und (…) also ich möchte das Infektionsrisiko, wenn überhaupt eins besteht, so gering wie möglich halten für unsere Sammler."