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Auf in die Selbstständigkeit!

Viele Studenten denken gar nicht erst an eine feste Stelle nach dem Abschluss. Sie peilen Selbstständigkeit an. Manchmal liegt das an schlechten Jobaussichten. Manchmal weil sie ihre Ideen lieber als Unternehmer umsetzen wollen. Wie sie das am schlausten bewerkstelligen, dazu gibt es zunehmend schon an der Uni Tipps. Am Braunschweiger Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme der Technischen Universität klappt das sehr gut. Forscher- und Unternehmergeist animieren sich da zum Teil gegenseitig.

13.04.2004
    Man muss Gründertyp sein, man muss hinter der Idee stehen, man muss sicherlich auch bereit sein, einige Entbehrungen hinzunehmen, gerade in der ersten Phase.

    Die erste Phase und den Weg von der Idee zum Unternehmen, all das hat Thomas Kordes schon hinter sich. Er ist Chef und Mitbegründer der Flugzeugbauwerft 'Mavionics’. Seit vier Monaten. Daneben, aber eigentlich noch hauptberuflich, forscht und entwickelt Thomas Kordes. Am Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme hat er im Team mit anderen Doktoranden aus Kleinstflugzeugen autonome Flugroboter werden lassen. Die heißen jetzt Carolo. Fliegende Spitzentechnologie. So ein Carolo-Flugzeug liefert selbstständig, im Flug, Bilder und Daten von Verkehr, Wetter oder Natur. Ernsthafte Interessenten gab es dafür schon, bevor das erste Modell überhaupt fliegen konnte. Der ADAC zum Beispiel, hat das Projekt gleich mitfinanziert. Die Wissenschaftler forschen also sozusagen im Kundenauftrag. Nach ihrer Ansicht hat das die Entwicklung aber eher beflügelt als gebremst.

    Unser Wunsch ist es natürlich, dass diese Systeme, die hier entwickelt werden, auch später wirklich einmal eingesetzt werden. Und da ist es für uns natürlich eine sehr große Hilfe, wenn wir wirklich wissen, was der potentielle Kunde haben möchte. Damit vermeiden wir es auch, in die völlig verkehrte Richtung zu entwickeln. Also da ist man wirklich auf den jeweiligen Anwender angewiesen.

    Noch ein halbes Jahr rechnet Thomas Kordes. Dann hat er seine Doktorarbeit beendet, kann ein Patent für den Flugroboter mitnehmen und verdient Geld im Flugzeugbau. Zusammen mit zwei seiner Kommilitonen. Beide auch noch mit ihrer Doktorarbeit beschäftigt. Alle drei hatten neben der wissenschaftlichen Arbeit am Institut genügend Freiraum und Hilfe für ihre Unternehmensplanung. Und so hat auch Stefan Winkler, ein weiterer der drei zukünftigen Flugzeugbauer, nur die positiven Seiten der Selbstständigkeit gesehen.

    Da bieten sich natürlich Aufgaben an, die man gemacht hat während des Studiums. So interessante wissenschaftliche Aufgaben, die auch die Möglichkeit bieten, sie später in einem Produkt in der Industrie umzusetzen. Und es ist ganz einfach der Reiz nicht in eine große Firma zu gehen, einer von Tausenden zu sein, sondern wirklich etwas Eigenständiges zu machen und dann selbstständig, natürlich auf eigene Verantwortung, diese Aufgabe durchzuziehen.

    Das kleine Einmaleins zur Selbstständigkeit vermittelt die Technische Universität Braunschweig bereits ihren Studenten und kommt damit einer steigenden Nachfrage entgegen. Seminare zur Vorbereitung auf das Unternehmertum und Gründerstammtische sind nur ein Teil des Angebots. Die 15 wissenschaftlichen Mitarbeiter am Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme bekommen zudem aus erster Hand Anleitung zum unternehmerischen Denken. Peter Vörsmann, Professor, Institutsleiter und Preisträger in Sachen Technologietransfer, bringt 15 Jahre Erfahrung aus der freien Wirtschaft mit. Vörsmann beschreibt sich selbst als Motivator. Er sieht viele Möglichkeiten für Unternehmensgründungen aus dem Institut heraus. Und selbst wenn es seine Ideen sind, mit denen sich Doktoranden später selbstständig machen, hat er damit kein Problem. Ein wenig amerikanischer Unternehmergeist ist jedenfalls hilfreich meint Vörsmann. Egal ob Luftfahrtspezialisten oder Geisteswissenschaftler.

    Wenn sie als Student in Amerika ihr eigenes Unternehmen gründen, dann ist das eine super Sache und jeder guckt zu ihnen hoch. Das sie junge Leute in die Selbstständigkeit begleiten, das wird überhaupt nicht in Frage gestellt. Also vieles ist den USA gut aber vieles auch in Europa und wenn man beides zusammen mischt, dann kriegt man auch ne super Firma hin.

    Absolventen, die die eigene Firma bereits hinbekommen haben, bleiben übrigens am liebsten ganz in der Nähe des Instituts. Denn die direkte Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft, zwischen Institut und Ehemaligen soll weitergehen und sich auch zukünftig gegenseitig beflügeln.