Wir glauben, dass wir alles über Menschen wissen, dabei sind die Erkenntnisse zur menschlichen Einzigartigkeit nicht sehr groß, sagt Tetsuro Matsuzawa. Auch nach Jahrzehnten intensiver Forschung gibt es immer noch neue Erkenntnisse, wie grundlegend verschieden Affen und Menschen sind, so der Direktor des Primatenforschungszentrums der Kioto Universität.
"Viele Menschen gehen davon aus, dass irgendwann ein Vierbeiner zum aufrecht gehenden Zweibeiner wurde. Dieser hatte die Hände plötzlich frei und bekam dadurch erst den entscheidenden Entwicklungsschub hin zum Menschen. Das ist komplett falsch. Alle nichtmenschlichen Primaten wie Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans sind keine Vierbeiner, sondern Vierhänder und können mit allen Extremitäten greifen – das galt auch für unsere Vorfahren."
Vor wenigen Monaten erhielt Matsuzawa eine Bestätigung seiner Theorie. Ein internationales Paläontologenteam hatte in Äthiopien das älteste menschliche Skelett entdeckt.
"Schon von 4,4 Millionen Jahren konnte der frühe Hominide Ardipithecus ramidus auf Ästen laufen. Auch wenn die gängige Definition für menschliche Vertreter der aufrechte Gang ist, so ist diese Eigenschaft lediglich ein Produkt des menschlichen Daseins, und nicht der Start, so verstehe ich zumindest die menschliche Evolution."
Demnach kann der aufrechte Gang eben nicht die erste ureigene menschliche Eigenheit gewesen sein, so Tetsuro Matsuzawa. Aber was war es dann? Antworten kann nur der Vergleich von Menschen und Affen geben.
"Menschenbabys liegen entspannt auf dem Rücken, ohne mit Füßen und Händen zu greifen. Das gibt es bei Schimpansen und anderen Primaten nicht. Weil menschliche Babys sich nicht an die Mütter klammern, ist eine Kommunikation von Angesicht zu Angesicht möglich."
Durch die mimische Kommunikation haben Menschen im Vergleich zu Schimpansen einen intensiveren Kontakt zu ihrem Kind. Da menschliche Babys die Hände frei haben, können sie Gegenstände begreifen und effektiver lernen. Verstärkt wird dies noch durch die Lautsprache.
"Wenn die Mutter ein paar Meter vom Kind entfernt ist, kommunizieren beide über die Sprache. Deshalb weinen Babys, manchmal die ganze Nacht, so etwas gibt es bei Schimpansen nicht."
Die soziale Fürsorge durch die Eltern sei einer der entscheidenden Unterschiede zwischen Menschen und Affen. Schimpansenkinder sind nach fünf Jahren nicht mehr auf die Betreuung ihrer Mutter angewiesen. Bis dahin können sich die Affenmütter jedoch nur um ein Kind kümmern, das heißt, Schimpansen wachsen immer als eine Art Einzelkind heran. Bei Menschen ist es komplett anders. Sie sind extreme Nesthocker. Die Zeit bis zur Selbstständigkeit ist so lange, dass die Menschheit vermutlich längst ausgestorben wäre, wenn Frauen erst mit der Selbstständigkeit ihres ersten Kindes erneut schwanger geworden wären. Der entscheidende Schritt zur Menschwerdung lag daher bei den Frauen.
"Die Entwicklung des Menschen geht eng mit der Entwicklung des sozialen Lebens und Partnerschaften einher. Männer und Frauen ziehen ihre Kinder, die oft sehr schnell hintereinander geboren werden, gemeinsam groß. Im Gegensatz zu Affen konnten die ersten Männer nicht mehr erkennen, wann die Frauen fruchtbar waren. Also mussten sie die ganze Zeit bei den Frauen bleiben, um sicherzugehen, dass sie nur ihre eigenen Kinder aufziehen. Das ist unter Primaten eine einzigartige, typische menschliche Eigenschaft, sich gegenseitig zu helfen und gemeinsam den Nachwuchs aufzuziehen."
Und diese hatte sich schon lange entwickelt, noch bevor der aufrechte Gang kam. Tetsuro Matsuzawa ist sich der Brisanz seiner Idee bewusst, da sie allen gängigen Lehrbuchmeinungen widerspricht. Er sei aber willens, so versichert er, Skeptiker mit guten Argumenten zu überzeugen.
"Viele Menschen gehen davon aus, dass irgendwann ein Vierbeiner zum aufrecht gehenden Zweibeiner wurde. Dieser hatte die Hände plötzlich frei und bekam dadurch erst den entscheidenden Entwicklungsschub hin zum Menschen. Das ist komplett falsch. Alle nichtmenschlichen Primaten wie Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans sind keine Vierbeiner, sondern Vierhänder und können mit allen Extremitäten greifen – das galt auch für unsere Vorfahren."
Vor wenigen Monaten erhielt Matsuzawa eine Bestätigung seiner Theorie. Ein internationales Paläontologenteam hatte in Äthiopien das älteste menschliche Skelett entdeckt.
"Schon von 4,4 Millionen Jahren konnte der frühe Hominide Ardipithecus ramidus auf Ästen laufen. Auch wenn die gängige Definition für menschliche Vertreter der aufrechte Gang ist, so ist diese Eigenschaft lediglich ein Produkt des menschlichen Daseins, und nicht der Start, so verstehe ich zumindest die menschliche Evolution."
Demnach kann der aufrechte Gang eben nicht die erste ureigene menschliche Eigenheit gewesen sein, so Tetsuro Matsuzawa. Aber was war es dann? Antworten kann nur der Vergleich von Menschen und Affen geben.
"Menschenbabys liegen entspannt auf dem Rücken, ohne mit Füßen und Händen zu greifen. Das gibt es bei Schimpansen und anderen Primaten nicht. Weil menschliche Babys sich nicht an die Mütter klammern, ist eine Kommunikation von Angesicht zu Angesicht möglich."
Durch die mimische Kommunikation haben Menschen im Vergleich zu Schimpansen einen intensiveren Kontakt zu ihrem Kind. Da menschliche Babys die Hände frei haben, können sie Gegenstände begreifen und effektiver lernen. Verstärkt wird dies noch durch die Lautsprache.
"Wenn die Mutter ein paar Meter vom Kind entfernt ist, kommunizieren beide über die Sprache. Deshalb weinen Babys, manchmal die ganze Nacht, so etwas gibt es bei Schimpansen nicht."
Die soziale Fürsorge durch die Eltern sei einer der entscheidenden Unterschiede zwischen Menschen und Affen. Schimpansenkinder sind nach fünf Jahren nicht mehr auf die Betreuung ihrer Mutter angewiesen. Bis dahin können sich die Affenmütter jedoch nur um ein Kind kümmern, das heißt, Schimpansen wachsen immer als eine Art Einzelkind heran. Bei Menschen ist es komplett anders. Sie sind extreme Nesthocker. Die Zeit bis zur Selbstständigkeit ist so lange, dass die Menschheit vermutlich längst ausgestorben wäre, wenn Frauen erst mit der Selbstständigkeit ihres ersten Kindes erneut schwanger geworden wären. Der entscheidende Schritt zur Menschwerdung lag daher bei den Frauen.
"Die Entwicklung des Menschen geht eng mit der Entwicklung des sozialen Lebens und Partnerschaften einher. Männer und Frauen ziehen ihre Kinder, die oft sehr schnell hintereinander geboren werden, gemeinsam groß. Im Gegensatz zu Affen konnten die ersten Männer nicht mehr erkennen, wann die Frauen fruchtbar waren. Also mussten sie die ganze Zeit bei den Frauen bleiben, um sicherzugehen, dass sie nur ihre eigenen Kinder aufziehen. Das ist unter Primaten eine einzigartige, typische menschliche Eigenschaft, sich gegenseitig zu helfen und gemeinsam den Nachwuchs aufzuziehen."
Und diese hatte sich schon lange entwickelt, noch bevor der aufrechte Gang kam. Tetsuro Matsuzawa ist sich der Brisanz seiner Idee bewusst, da sie allen gängigen Lehrbuchmeinungen widerspricht. Er sei aber willens, so versichert er, Skeptiker mit guten Argumenten zu überzeugen.