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Aufruhr in der Idylle

Der größte Vulkansee Deutschlands, an seinem Ufer die Benediktinerabtei Maria Laach und im Hintergrund die dunklen Gipfel der Eifel: Die Idylle könnte perfekt sein, wäre da nicht der Streit um die Wasserqualität.

Von Ludger Fittkau |
    Sanft schlagen die Wellen des Laacher Sees an einen Steg mit Fischerkähnen. Ein paar Meter weiter steht der Kuhstall des Klosters Maria Laach. Der Stall wurde vor einigen Jahrzehnten unmittelbar an das idyllische Ufer des größten deutschen Vulkansees gebaut - mit Genehmigung der Behörden. Heute würde ein solches Gebäude wohl nur in einigen hundert Metern Abstand vom Ufer genehmigt, sagt Abt Benedikt. Doch für einen Neubau fehlt dem Kloster zurzeit das Geld.

    "Um eben jedes Risiko auszuschalten. Die Böden der Stallungen wurden alle mit einem besonders beschichteten Belag versehen, so dass es da mit Sicherheit keinerlei Einträge geben kann. Dann haben wir bisherige Ackerflächen in Grünland verwandelt, auch das ist ein wichtiger Beitrag."

    Dass das Wasser des Sees dennoch zurzeit weiterhin nur eine mittlere Qualität aufweise, habe teilweise Gründe, die sehr viel länger zurückliegen, als der Bau des Stalls, argumentiert Abt Benedikt.

    "Es gibt historische Eingriffe in den Laacher See. Der erste war schon kurz nach der Gründung des Klosters im Mittelalter. Man hat den Seespiegel abgesenkt. Dann, als das Kloster säkularisiert war, hat der damalige Besitzer, um Land zu gewinnen, den See noch einmal abgesenkt, auf das jetzige Niveau. Das alles, so sagen die Fachleute, ist nicht etwas, was in ein paar Jahrzehnten verdaut ist, das wirkt nach."

    Der Bund Umwelt und Naturschutz Rheinland-Pfalz verweist jedoch auf Messungen aus dem 19. Jahrhundert. Diese zeigten, dass der Laacher See damals eine bessere Wasserqualität gehabt habe als heute. Die Naturschützer machen vor allem die Landwirtschaft für die mäßige Wasserqualität verantwortlich. Heinz Schlapkohl, der stellvertretende BUND-Landesvorsitzende in Rheinland-Pfalz:

    "Wir wollen die Landwirtschaft nicht vertreiben, aber die Landwirtschaft muss noch weniger intensiv betrieben werden, als es jetzt geschieht. Es ist ja ein Biolandbetrieb, das ist okay, aber auch Bioland muss über seine normalen Kriterien hinausgehen, wenn jetzt ein Betrieb an einem so sensiblen See, wie wir jetzt hier den Laacher See haben, wirtschaftet. Und deswegen brauchen wir hier eine besonders schonende Bewirtschaftung."

    Michael Uhlenbruch, der Pächter des landwirtschaftlichen Betriebes des Klosters Maria Laach, betont noch einmal, dass man bereits mit der Umwandlung des noch vorhandenen Ackerlandes in Grünland begonnen habe - damit erfülle man eine der Forderungen des BUND. Auch andere Ratschläge der Umweltschützer hält der ökologisch wirtschaftende Landwirt für längst berücksichtigt. So habe er in den letzten Jahren die strengen Richtlinien von Bioland für seine Viehhaltung am Ufer des Laacher Sees noch einmal freiwillig restriktiver angewendet als vorgesehen, so Uhlenbruch.

    "Laut Bioland-Richtlinien darf ich zum Beispiel zwei Großvieheinheiten je Hektar halten, und wir halten nur die Hälfte davon auf dem Hektar. Das heißt, wir unterschreiten die maximale Grenze enorm. Und das bedeutet für uns, dass ich im Moment auch keine Veranlassung dafür sehe, den Weidetierbestand zu reduzieren. Im Prinzip belegen auch Bodenprobenanalysen, dass die Flächen rund um den See schon mit Phosphor ausgehagert wurden. Also seit zehn Jahren betreiben wir hier die ökologische Landwirtschaft, sind mittlerweile auch Biolandbetrieb, das heißt es hat eine Phosphoraushagerung schon begonnen, der Phosphoranteil wurde zum Teil schon um die Hälfte reduziert, durch unsere Bewirtschaftung."

    Das Kloster Maria Laach hofft deswegen, dass die Wellen der Empörung des rheinland-pfälzischen BUND-Landesverbandes künftig nicht mehr so hart an das Ufer des bezaubernd schönen Vulkansees in der Eifel schlagen. Abt Benedikt ist ein bisschen genervt von den Umweltschützern, die ausgerechnet einen der größten Bioland-Betriebe in Rheinland-Pfalz besonders scharf beobachteten:

    "Teilweise wird Panikmache betrieben. Und das dient der Sache natürlich ganz und gar nicht."