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"Aufstieg durch Bildung"

Mehr Fachkräfte, mehr Ausbildungsplätze, weniger Schulabbrecher - so die Hauptziele der Qualifizierungsinitiative von Bildungsministerin Annette Schavan, die das Bundeskabinett am Mittwoch verabschiedet hat. Rund 500 Millionen Euro sollen in den kommenden zwei Jahren in die Initiative fließen, die unter anderem Jugendlichen helfen soll, die bislang keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.

Von Melanie Hinter |
    Aufstieg durch Bildung - mit diesem Titel möchte Bundesbildungsministerin Annette Schavan ein klares Signal setzten.

    " Ich halte es für einen ganz wichtigen Punkt, an verschiedenen Stellen im Bildungssystem sehr viel stärker zu fragen: Wie fördern wir Aufstieg? Das war in Deutschland mal stärker als es in den letzten Jahren war. Auch die Mentalität, dass Bildung der Schlüssel für Aufstieg ist und deshalb braucht man an den unterschiedlichen Stellen im Bildungssystem solche Zeichen auch und Hinweise, Anstrengung, die Bereitschaft weiter zu machen, Qualifikation zu erwerben wird positiv gewertet, es gibt dafür Anreize oder auch gewisse Sicherheiten, dass man das schaffen kann. "

    Auch wer kein Abitur hat und zum Beispiel eine Ausbildung hervorragend abgeschlossen hat oder schon beruftätig ist, soll die Chance auf ein Studium haben. Dazu sei es erforderlich, mehr Aufstiegswege aus der Berufsausbildung und der Berufstätigkeit heraus zu eröffnen und die Übergänge durchlässiger zu gestalten.

    " Es ist ein durchlaufender roter Faden in dieser Qualifizierungsinitiative, Impulse, die den Aufstieg durch Bildung verstärken. Deshalb richten wir ein Aufstiegsstipendium ein, elternunabhängig, orientiert an den Bafög-Sätzen, mit dem diejenigen gefördert werden sollen, die zunächst in berufliche Ausbildung gehen und von dort das Zeug zum Studium haben. "

    Im ersten Durchgang sei an 1000 Stipendien gedacht. Die nötigen Reformanstrengungen seien aber nicht alleine vom Bund zu leisten, auch die Länder seien gefragt, sagte die Ministerin. Denn mit der Föderalismusreform wurden die Rechte des Bundes in der Bildungspolitik weitgehend eingeschränkt. Es seien zum Beispiel klare Regelungen des Hochschulzuganges für Berufstätige wichtig.

    " Das muss geregelt werden, das kann man regeln. Und es ist sehr wichtig, dass die 16 Länder sich absprechen, dass es eine Regelung gibt, die auch Anreiz und Ermutigung bedeutet und Vergleichbarkeit in den Bedingungen, die in den 16 Ländern herrschen. "

    Darüber hinaus soll der Übergang von der Schule in die Hochschule generell besser möglich werden, um das im Koalitionsvertrag festgeschriebene Ziel zu erreichen, künftig 40 Prozent eines Jahrgangs für die Uni zu gewinnen.

    Mit der Qualifizierungsinitiative soll dem Fachkräftemangel in den Ingenieur- und Technikberufen entgegengewirkt werden. Ein freiwilliges technisches Jahr in einer Forschungseinrichtung oder einem Unternehmen zur Berufsorientierung soll junge Menschen für Technik- und Naturwissenschaften begeistern und sie dazu anregen, sich für ein Studium dieser Fächer zu entscheiden. Das wird insgesamt mit vier Millionen Euro gefördert.

    Doch es geht nicht nur darum, mehr Menschen - ob mit oder ohne Abitur - für ein Studium zu gewinnen. Die Qualifizierungsinitiative der Bundesregierung, für die unter der Federführung der Bildungsministerin Projekte verschiedener Ministerien zusammengefasst wurden, setzt darauf, die Bildung in allen Lebensbereichen und Altersklassen zu verbessern. Um die frühkindliche Bildung in den Kindertagesstätten zu stärken, wird im Frühjahr eine Fortbildungsinitiative für 80.000 Erzieher gestartet. Dafür stehen rund zwei Millionen Euro bereit.

    Insgesamt ist die Qualifizierungsinitiative der Bundesregierung bis zum Jahr 2010 mit rund 500 Millionen Euro ausgestattet. Bis zum Herbst sollen die verschiedenen Maßnahmen und Initiativen von Bund und Ländern zusammengeführt werden.

    Der Bund biete den Ländern eine Vereinbarung für die Einrichtung einer Serviceagentur an, um Studienplätze schneller und effektiver zu vermitteln, sagte die Ministerin. Das Durcheinander bei der Hochschulzulassung müsse beendet werden.

    Im Herbst soll es laut Ministerin Schavan dann einen nationalen Qualifizierungsgipfel von Bund und Ländern geben.