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Aus der Kurve

Dynamo Dresden gilt derzeit fast als so etwas wie ein Vorzeigeverein – zumindest, wenn es um Randale und Ausschreitungen im Fußball geht. Doch nun wurde in Dresden der vielzitierte Ausspruch der Selbstreinigungskräfte der Kurve, mit Taten gefüllt.

Von Peer Vorderwülbecke | 06.03.2012
    Die Dynamo-Fans hatten bereits im Vorfeld gehandelt, allerdings im Geheimen. Nur Kennern der Dresdner Szene war aufgefallen, dass beim letzten Heimspiel die Fahne der Ultragruppierung "Faust des Ostens" im Fanblock nicht mehr zu sehen war. Die Gruppe war schon länger im Visier der Polizei berichtet Sprecher Thomas Geitner:

    "Eine besondere Stellung hat im Moment diese Gruppierung ‚Faust des Ostens’. Unsere Beobachtung ist, dass die sich im Moment ein bisschen abspalten von der eigentlichen Ultrabewegung, weil sie noch Gewaltbereiter sind, noch radikaler und dort jetzt möglicherweise versuchen, einen eigenen Weg zu gehen."

    Einen Weg der nach rechts außen führte. Polizeisprecher Geitner schätzt die Gruppe auf 80 bis 100 Mann, gegen einige von ihnen laufen Strafverfahren wegen Gewaltdelikten, auch wurden verschiedene Mitglieder von "Faust des Ostens" im Stadionumfeld von der Polizei durchsucht:

    "Wir haben auch festgestellt bei diesen Durchsuchungen, dass wir bei vielen rechtsextremes Propagandamaterial gefunden haben, so dass wir davon ausgehen, dass es eine Verschmelzung der ideologischen, der politischen Seite und des Fandaseins gibt."

    Die Ultras Dynamo, die Gruppierung, die die Dresdner Fankurve dominiert versteht sich selbst als unpolitisch. Damit das so bleibt, wurde offensichtlich die "Faust des Ostens" vom rechten Rand ganz aus der Kurve gedrängt. Selbst die Internet-Seite von Faust des Ostens existiert nicht mehr. Was genau geschehen ist, darüber will der Capo der Ultras Dynamo eigentlich nicht reden:

    "Das ist Betriebsintern geklärt worden die ganze Geschichte. Mehr Auskunft kann ich dazu nicht geben. Das ist halt so, es muss auch Sachen geben, die unter Verschluss bleiben."

    Tatsache ist, dass die Gruppe beim letzten Heimspiel nicht mehr das war. Das hat auch Thorsten Rudolph Leiter des Dresdner Fanprojekts mitbekommen:

    "So eine Szene wie in Dresden vertritt immer den Ansatz, dass keine Politik ins Stadion gehört, dass man sich aber sehr wohl, mitunter auch lautstark gegen rechte Bestrebungen äußert. Mehr als das Wort Selbstregulierung fällt mir da nicht ein."

    Die Dresdner Fanszene, die deutschlandweit ja über einen denkbar schlechten Ruf verfügt, hat also selbstständig das getan, was alle Fußballsozialpädagogen sich immer wünschen: Sie hat Initiative ergriffen und die Kurve selbst bereinigt. Das ist ganz im Sinne des Vereins, sagt Dynamo-Pressesprecher Enrico Bach

    "Für uns ist es ganz entscheidend und das betonen wir als Verein ja auch immer, dass extremistische Gruppen, besonders rechtsradikale oder rassistische Gruppen überhaupt keinen Platz im Stadion und in der Fanszene haben. Sollte es tatsächlich dazu gekommen sein, dass die Fanszene und der Fanblock sich da selbst reguliert hätten, dann würden wir das natürlich begrüßen."