Die Theatergruppe ist pleite und kämpft mit allen Mitteln des Theaters gegen den panisch seine Miete einfordernden Hotelmanager um ihre Unterkunft und eine geplante Premiere: also mit Rollenspiel- und Rollenwechsel, mit Lug und Betrug. Die Wahrheit zählt bei diesem Theater für das Theater gar nichts. In "Room Service" geht es nicht um die Theaterkunst, sondern um die nackte Schauspielerexistenz, also ums Geld. Das alle nicht haben. Weder der hinterwäldlerische Autor, dessen noch nicht abgezahlter Schreibmaschine ein Geldeintreiber hinterher jagt, noch der um eine Rolle kämpfende russische Kellner, der in seiner Heimat Stanislawski gespielt hat. Während der Bevollmächtigte eines Sponsors nur dessen Namen heraushalten, aber dessen Freundin hinein ins Ensemble kaufen soll.
Worum es in dem Stück geht, das die Schauspielgruppe probt, spielt nie eine Rolle. John Murrays und Allen Boretz´ Erfolgsstück ist eine total überdrehte Klamotte, der die Marx-Brothers in einer Verfilmung den schrillen Charme der Panik verliehen haben, während Darsteller wie Frank Sinatra und Jack Lemmon darin am Broadway ihre Erfolge feierten, indem sie den Showcharakter des Stückes betonten. Schaubühnenchef Thomas Ostermeier will in seiner Inszenierung gleich beides: die schrill überdrehende Klamotte wie die große Show. Deshalb hat er sich für die Rolle des Theaterdirektors den Neuköllner Komiker Kurt Krömer geholt: also einen kräftig berlinernden, sich mit steifer Haltung, munteren Sprüchen und lockerem Understatement ans Publikum ranschmeißenden Fernsehmoderator. Krömer soll der Star sein, der sich auch einmal, wenn auch nicht sonderlich schön, mit Gesang als Frank Sinatra versucht. Krömer ist in Maßen komisch. Er spielt keine Rolle, sondern stellt immer nur die Showfigur Krömer aus und dar. Um ihn herum toben die Schauspieler der Schaubühne - von der ersten Minute an auf dem höchsten Erregungslevel.
In Thomas Ostermeiers Inszenierung wird kein sozialer Hintergrund ausgeleuchtet, werden keine Figuren psychologisch ergründet, sondern es wird mit voller Energie auf die Spaßtube gedrückt. In Jan Pappelbaums weiträumigem, scheußlich-schönem Hotelzimmer sind Schrank- und Zimmertüren gleichberechtigte Ein- und Ausgänge, und jede Figur wird zum Klischee. Doch da das Geschehen gleich aus dem Stand heraus überdreht daher kommen will, statt sich langsam auf wilde Betriebstemperatur hoch zu kochen, da die Figuren gesetzt statt entwickelt werden und da die meisten Schaubühnen-Darsteller das Timing für ihre Slapstick-Komik nicht beherrschen, lärmt die Aufführung lange vor ihrem eher reservierten Publikum nur so dahin. Hier bedeutet Handlung gar nichts und Machart alles.
Müßig, die wahnwitzigen Verwicklungen erzählen zu wollen. Ein naiver Autor bekommt seine Love-Story, ein schwuler Regisseur darf sich mit nackter Körperlichkeit drastisch austoben, während der Geschäftsführer des Hotels, Schwager des Theaterleiters, mit seinen gleichermaßen dem Hotel wie dem Schwager geltenden Hilfsversuchen in die zappeligste Verzweiflung gerät. Die Inszenierung verzettelt sich in äußerlich überdrehte Wildheit, doch einige Szenen gelingen durchaus brillant. So die, in der eine aktuelle Schmuddel-Theater-Mode mit Fäkalien-Einsatz karikiert wird, oder die, in der ein Schauspieler einen Unfall spielt: Beide Male steigen die Schauspieler so aus ihren Rollen, dass das Publikum für Momente nicht weiß, was Spiel, was Realität ist.
Leider sind die Dialoge zwar aktualisiert, doch entfalten sie dabei weder große kabarettistische Kraft noch werden sie zu sozialem Sprengstoff. Insgesamt ist dies eine Inszenierung, die sich am schwersten, was auf dem Theater zu machen ist, mit Karacho überhebt: an der puren Komödie. Komik ist schwer, weil sie Leichtigkeit braucht. Doch in der Schaubühne wird mit vollem Einsatz vor allem kräftig gearbeitet.
Wäre da nicht Jörg Hartmann als Hotelmanager: Wie sich dieser Schauspieler mit körperlicher Beweglichkeit und mimisch-gestischer Verwandlungsfähigkeit durch seine Rolle tobt, wie er sich unangestrengt und urkomisch immer wieder durch neue mediale Klischees und gesellschaftliche Rollenbilder arbeitet, das besitzt Marx-Brothers-Niveau. Nur in den Szenen mit Jörg Hartmann erreicht Thomas Ostermeiers dreistündige Inszenierung den schönen Irrwitz der Klamotte, den sie über weite Strecken mit heftiger Anstrengung leider verfehlt.
Worum es in dem Stück geht, das die Schauspielgruppe probt, spielt nie eine Rolle. John Murrays und Allen Boretz´ Erfolgsstück ist eine total überdrehte Klamotte, der die Marx-Brothers in einer Verfilmung den schrillen Charme der Panik verliehen haben, während Darsteller wie Frank Sinatra und Jack Lemmon darin am Broadway ihre Erfolge feierten, indem sie den Showcharakter des Stückes betonten. Schaubühnenchef Thomas Ostermeier will in seiner Inszenierung gleich beides: die schrill überdrehende Klamotte wie die große Show. Deshalb hat er sich für die Rolle des Theaterdirektors den Neuköllner Komiker Kurt Krömer geholt: also einen kräftig berlinernden, sich mit steifer Haltung, munteren Sprüchen und lockerem Understatement ans Publikum ranschmeißenden Fernsehmoderator. Krömer soll der Star sein, der sich auch einmal, wenn auch nicht sonderlich schön, mit Gesang als Frank Sinatra versucht. Krömer ist in Maßen komisch. Er spielt keine Rolle, sondern stellt immer nur die Showfigur Krömer aus und dar. Um ihn herum toben die Schauspieler der Schaubühne - von der ersten Minute an auf dem höchsten Erregungslevel.
In Thomas Ostermeiers Inszenierung wird kein sozialer Hintergrund ausgeleuchtet, werden keine Figuren psychologisch ergründet, sondern es wird mit voller Energie auf die Spaßtube gedrückt. In Jan Pappelbaums weiträumigem, scheußlich-schönem Hotelzimmer sind Schrank- und Zimmertüren gleichberechtigte Ein- und Ausgänge, und jede Figur wird zum Klischee. Doch da das Geschehen gleich aus dem Stand heraus überdreht daher kommen will, statt sich langsam auf wilde Betriebstemperatur hoch zu kochen, da die Figuren gesetzt statt entwickelt werden und da die meisten Schaubühnen-Darsteller das Timing für ihre Slapstick-Komik nicht beherrschen, lärmt die Aufführung lange vor ihrem eher reservierten Publikum nur so dahin. Hier bedeutet Handlung gar nichts und Machart alles.
Müßig, die wahnwitzigen Verwicklungen erzählen zu wollen. Ein naiver Autor bekommt seine Love-Story, ein schwuler Regisseur darf sich mit nackter Körperlichkeit drastisch austoben, während der Geschäftsführer des Hotels, Schwager des Theaterleiters, mit seinen gleichermaßen dem Hotel wie dem Schwager geltenden Hilfsversuchen in die zappeligste Verzweiflung gerät. Die Inszenierung verzettelt sich in äußerlich überdrehte Wildheit, doch einige Szenen gelingen durchaus brillant. So die, in der eine aktuelle Schmuddel-Theater-Mode mit Fäkalien-Einsatz karikiert wird, oder die, in der ein Schauspieler einen Unfall spielt: Beide Male steigen die Schauspieler so aus ihren Rollen, dass das Publikum für Momente nicht weiß, was Spiel, was Realität ist.
Leider sind die Dialoge zwar aktualisiert, doch entfalten sie dabei weder große kabarettistische Kraft noch werden sie zu sozialem Sprengstoff. Insgesamt ist dies eine Inszenierung, die sich am schwersten, was auf dem Theater zu machen ist, mit Karacho überhebt: an der puren Komödie. Komik ist schwer, weil sie Leichtigkeit braucht. Doch in der Schaubühne wird mit vollem Einsatz vor allem kräftig gearbeitet.
Wäre da nicht Jörg Hartmann als Hotelmanager: Wie sich dieser Schauspieler mit körperlicher Beweglichkeit und mimisch-gestischer Verwandlungsfähigkeit durch seine Rolle tobt, wie er sich unangestrengt und urkomisch immer wieder durch neue mediale Klischees und gesellschaftliche Rollenbilder arbeitet, das besitzt Marx-Brothers-Niveau. Nur in den Szenen mit Jörg Hartmann erreicht Thomas Ostermeiers dreistündige Inszenierung den schönen Irrwitz der Klamotte, den sie über weite Strecken mit heftiger Anstrengung leider verfehlt.