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Aus für Ein-Euro-Jobs an der Uni Hamburg

Wie viele andere Hochschulen in Deutschland, hat auch die Uni Hamburg Arbeitskräfte mit Minilöhnen beschäftigt. 115 Ein-Euro-Jobs gab es im Bereich der Universität, sechs davon in der Wissenschaft. Nun schafft Hamburg die Ein-Euro-Jobs ab, die Verträge laufen aus.

Von Christiane Glas |
    Der Grund dafür, so die Universitäts-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz, sei ein enormer Verwaltungsaufwand im Gegensatz zum geringen Nutzen gewesen:

    "Zusätzlich war es sehr unbefriedigend, dass wir gar keine Möglichkeiten hatten, die Personen weiter zu beschäftigen. Selbst wenn wir Geld gehabt hätten oder hatten, konnten wir das nicht machen, weil hier in Hamburg wir Personal nur dann einstellen dürfen, wenn das Personalamt zustimmt und Grundvoraussetzung zur einer Zustimmung ist, dass die Personen aus anderen Behörden kommen". "

    Nicht gerade eine Erfolgsstory, die Hamburg zu bieten hat: keiner der sechs Ein-Euro-Wissenschaftler konnte in eine feste Stelle, also in den ersten Arbeitsmarkt übernommen werden. Wirtschaftlich hätte der Wegfall der Minijobs allerdings keine Auswirkungen auf die Universität, erklärt Präsidentin Monika Auweter-Kurtz:

    " "Das waren ja nie Stellen, das waren auch keine Daueraufgaben, die hier bewältigt wurden, das darf ja gar nicht sein, und das war hier auch nicht so. Von da her ist es nicht so, dass hier irgendetwas nachbesetzt werden muss". "

    Aus der Grundfinanzierung der Universität, so die Präsidentin, gäbe es ausreichend Mittel, um die Qualitätsstandards der wissenschaftlichen Lehre nicht nur zu erhalten, sondern sogar zu verbessern. So sei seit Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge die Betreuungssituation für die Studierenden deutlich besser geworden. Verantwortlich dafür sind unter anderem deutlich weniger Studienplätze bei gleich bleibendem Schlüssel des Lehrpersonals:

    " "Wir haben im Bachelor-Bereich deutlich kleinere Vorlesungsgruppen auch deutlich kleinere Übungsgruppen eingerichtet. Wir sehen die Rankings, in denen wir ja verglichen werden mit anderen als sehr positiv. Das ist eine Maßnahme um zu zeigen, wo es Verbesserungsbedarf gibt."

    Was aber, wenn die Zahl der Erstsemester an der Hochschule steigt, wie es im Hochschulpakt 2020 vorgesehen ist? Wolfgang Flieger, der Geschäftsführer der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, über die Situation in Hamburg:

    "Da ist es auch in diesem Jahr so, dass die Zulassungszahlen, die vereinbart wurden zwischen der Universität und der Behörde für Wissenschaft und Forschung höher sind als in der Vergangenheit und sogar höher sind als wir, aus Sicht der Fakultäten meinen, dass es vertretbar wäre". "

    Mehr Studienplätze bedeuten mehr Lehrpersonal bei gleich bleibendem Budget.
    Mit den Einnahmen aus den neu eingeführten Studiengebühren will die Fakultät WiSo an der Uni Hamburg zusätzliche Lehrkräfte für besondere Aufgaben einstellen:

    " "Zeitprofessoren, Lecturer; wobei das insofern noch nicht so ganz unkompliziert ist, als der Verwaltungsweg dorthin, bis dann tatsächlich so eine Stelle eingerichtet ist, im Moment sich als ein komplizierter erweist."

    Gerne greifen die Universitäten, wie auch hier in Hamburg, auf Lehrbeauftragte zurück, bezahlt oder unbezahlt:

    "Wir haben ganz feste Sätze, was wir für Lehrbeauftragte bezahlen, was wir anbieten. Es gibt Einzelfälle, in denen Lehrbeauftragte auf Honorar verzichten. Das sind aber eigentlich Persönlichkeiten, die es schlicht und ergreifend nicht nötig haben, die genügend haben, die das quasi unserer Universität spenden. Das ist gängige Praxis an allen deutschen Universitäten."

    Jungen Wissenschaftlern geht es anders, als gut verdienenden Berufspraktikern. Sie haben es sehr nötig, den Anschluss an den universitären Betrieb nicht zu verlieren, verzichten dann auch schon Mal auf eine angemessene Bezahlung. Wer sich mit Lehraufträgen an verschiedenen Unis durchhangelt - ohne Aussicht auf eine Juniorprofessur oder eine andere feste Stelle, muss sich grundsätzliche Gedanken machen, empfiehlt Wolfgang Flieger. Er rät jungen Wissenschaftlern, nicht jahrelang auf die richtige Stelle mit adäquater Bezahlung zu warten, sondern flexibel und kreativ zu reagieren. Und Drittmittel einwerben, wie eine Gruppe junger Wissenschaftler in seiner Fakultät WISO:

    "Das war ein BMBF-Nachwuchsgruppenprojekt. Zwei promovierte Wissenschaftler, die das hier selbständig betrieben haben. Kein Professor, der in der Antragsphase mit dabei war - über nachhaltige Entwicklung zwischen Durchsatz und Symbolik. Das war ein Projekt, das mit 1,7 Millionen Euro vom BMBF gefördert wurde. Also, wir reden schon über eine vernünftige Größenordnung."

    Fazit: Das wissenschaftliche Prekariat muss sich seine Stellen selbst schaffen und organisieren. Denn: von neu eingerichteten Professoren-Stellen, besonders in den Geisteswissenschaften, ist heute nur zur träumen. Mit dem Druck, der auf dem wissenschaftlichen Nachwuchs liegt, entspannt sich die finanzielle Situation für die Universitäten. Auch in Hamburg.