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Ausbildungsberufe
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Mehr als 300 Ausbildungsberufe gibt es in Deutschland. Und jedes Jahr werden Berufe neu entwickelt, abgeschafft oder modernisiert. Ein langwieriger Prozess, an dem zahlreiche Vertreter beteiligt sind. Doch wie sieht so eine Modernisierung oder Neuentwicklung aus?

Von Britta Mersch | 22.10.2014
    Eine junge Köchin bei der Arbeit
    Eine junge Köchin bei der Arbeit (dpa / picture-alliance / Jens Büttner)
    "Die Bleche sind jetzt im rechten Winkel. Den Brenner führe ich ca. im 45 Grad Winkel, muss ich ein bisschen hin- und herbewegen, dass sich das Schmelzbad schön verteilt und die Schweißnaht später gut aussieht."
    Ajlend Hamzagic sitzt an einer Werkbank in der Produktionshalle der GSI SLV Duisburg, einer Ausbildungswerkstatt. Der 27-Jährige macht hier eine Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik. Ein Beruf, der in dieser Form noch völlig neu ist. Es gibt ihn erst seit einem Jahr, da die Industrie festgestellt hat, dass es eine Lücke gibt. Harald Herzigkeit ist Ausbilder bei der GSI SLV Duisburg:
    "Es gab in der Vergangenheit mal den Beruf des Schmelzschweißers. Der wurde dann abgelöst, den gab es nicht mehr, und dann hat die Industrie festgestellt, oh, uns fehlt eigentlich der Beruf des Schmelzschweißers. Und dann hat man sich aus verschiedenen Richtungen zusammengesetzt und hat gesagt, lass uns mal überlegen, ob es nicht einen anderen Beruf gibt, den wir so ähnlich aufbauen können."
    Und so entstand der neue Beruf Fachkraft für Metalltechnik.
    "Dort haben wir sogenannte elf Altberufe, die zum Teil noch aus den 30er-Jahren stammten, zusammengelegt und zu einem neuen Beruf zusammengefasst und gleichzeitig natürlich der Frage nachgegangen, was braucht denn so eine Fachkraft die im metalltechnischen Bereich arbeitet, für Kompetenzen," sagt Irmgard Frank vom Bundesinstitut für Berufsbildung, kurz Bibb, in Bonn. Das Bibb wird aktiv, wenn ein Ausbildungsberuf erneuert oder modernisiert werden muss. Wie im Fall des Metalltechnikers. Die Vorgängerberufe, etwa Drahtzieher, Federmacher oder Gerätezusammensetzer, waren veraltet.
    "Wenn wir den Auftrag bekommen, dann laden wir die Sozialpartner, sprich die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen ein, für den Beruf entsprechende Experten zu benennen. Diese Experten werden uns dann benannt und die erarbeiten mit dem Bibb gemeinsam den Ausbildungsrahmenplan, das heißt, das Berufsprofil dieses Berufes aus."
    Berufe müssen immer wieder an die Zukunft angepasst werden
    Aber einen Beruf fit zu machen für die Zukunft ist ein komplizierter Vorgang. Nicht immer sind die Beteiligten einer Meinung. Im Fall der Fachkraft für Metalltechnik stellten sich die Gewerkschaften quer. Denn die neue Ausbildung ist auf zwei Jahre angelegt, das ist den Gewerkschaften zu kurz. Irmgard Frank:
    "Diesem stimmen die Arbeitnehmerseite nicht zu, grundsätzlich. Dann entwickeln wir diese Verfahren ohne die Sozialpartner, ohne die Arbeitnehmerseite."
    Einen Beruf zu modernisieren, dauert etwa neun Monate. Die Beteiligten kommen immer wieder in Sitzungen zusammen, gleichzeitig entwickeln die Länder einen Fahrplan für die Berufsschule. Auch Besichtigungen gehören dazu, damit die Reformer die Bedarfe anderer Betriebe sehen. Heinz M. Klein arbeitet bei der GSI in Duisburg und hat die Fachkraft für Metalltechnik mit entwickelt:
    "So hat es zum Beispiel eine Sitzung im Sauerland gegeben, dort sind ganz viele Unternehmen angesiedelt, die Drähte ziehen, so nennt man das, und in diesem Zusammenhang konnten wir uns auch mal so ein Unternehmen von innen ansehen, womit ich bisher keinen Bezug hatte, da ich aus der Schweißtechnik komme."
    Fachkraft für Speiseeis, Kauffrau für Büromanagement, Zweiradmechatroniker: Diese Berufe wurden für das aktuelle Ausbildungsjahr neu geschaffen oder modernisiert. Ob sich die ganze Arbeit gelohnt hat und tatsächlich in neuen Berufen ausgebildet wird, entscheidet das Bundeswirtschaftsministerium. Und manchmal passiert es auch, dass ein Beruf, wie es in der Fachsprache heißt, nicht erlassen wird, sagt Irmgard Frank:
    "Wir haben im Moment einen Fall, wo es eine Unstimmigkeit gibt. Und da ist die Frage, was passiert damit. Aber es kann durchaus noch mal sein, wenn bestimmte Dinge nachzuarbeiten sind, dass das dann noch mal zurück verwiesen wird. Dass dann noch mal diese Arbeitsgruppe einberufen wird, um noch mal nachzuarbeiten. Das ist aber extrem selten der Fall."
    Im Fall der Fachkraft für Metalltechnik ist alles gut gegangen. Und Azubi Ajlend Hamzagic ist froh, dass er diese Ausbildung machen kann:
    "Wir haben viele Sachen kennengelernt. Drehen, fräsen, Forschung und Entwicklung war ich auch in der Abteilung. Ist schon relativ umfangreich und abwechslungsreich, würde ich sagen."