Archiv

Ausblick und Rückblick 2018/19
"Transparenz ist ohne Alternative"

Bernhard Pörksen konstatiert der Politik mangelnden Gestaltungswillen im Hinblick auf die gesellschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung. "Es gibt eine Debattenverweigerung", sagt der Tübinger Medienwissenschaftler im Dlf. Dem Journalismus werde auch im Jahr 2019 nichts anders übrig bleiben als seine Arbeitsweisen zu erklären.

Bernhard Pörksen im Gespräch mit Brigitte Baetz |
    Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen
    Bernhard Pörksen, Medienwissenschaftler (picture alliance / dpa / Horst Galuschka)
    Im Buch "Die große Gereiztheit" hatte Bernhard Pörksen schon 2018 analysiert, wie in einer immer stärker vernetzten Welt Nervosität, Skandalisierung und Desinformation zunehmen. Im Dlf-Interview sieht er für 2019 nur wenig Besserung in Sicht, auch wenn die Kritik an den großen amerikanischen Internetkonzernen, die mit ihren Algorithmen diese Erregung mitverantworten, weltweit immer mehr zunimmt.
    Teilweise, glaubt Pörksen, werden sich die Menschen aber auch an die Gegebenheiten der neuen Zeit anpassen können und mit ihnen umgehen lernen. Die Politik müsse stärker handeln, mehr Gestaltungswillen zeigen auch im Hinblick auf die Digitalisierung. Doch hier sieht er, zumindest bei den "Parteien der Mitte" SPD und Union, keinerlei Entwicklung. Hingegen profitierten Populisten aller Art von den Erregungszyklen im Netz.
    Investigativer Medienjournalismus tut not
    Pörksen warnt Journalisten vor Pauschalverurteilungen, beispielsweise der AfD. Wenn sich dort radikale Tendenzen zeigten, solle man sie konkret benennen. Der Fälschungsfall Relotius habe noch einmal gezeigt, dass der Journalismus sich auf seine Ethik besinnen müsse. Investigativer Medienjournalismus, so der Tübinger Medienprofessor, sei immer noch eine Marktlücke. Man dürfe dabei keine Rücksicht auf die Empfindlichkeit von Journalisten nehmen. Transparenz im Journalismus sei "ohne Alternative".