Der Weg zum Goethe-Institut von Sao Paulo ist steil. Stetig bergan geht der Weg zu dem ehemaligen Passionistinnenkloster. Dann am Ende der Rua Lisboa steht das leuchtend-gelb getünchte Haus, in direkter Nachbarschaft zur barock-katholischen Passionistenpfarrei Calvário, Sao Paulo da Cruz auf der einen und zum Tempel der aufstrebenden Moon-Sekte auf der anderen Seite. Riesige gelbe und violette Blüten schmücken die Bäume und Kletterpflanzen, ringsum Palmen, Hibisken, Exotik. Abends, wenn die Sprachkurse beginnen, stehen hier die Autos dicht an dicht. Der Institutsleiter Wolfgang Bader erklärt, dass seine Klientel vorwiegend aus den besser verdienenden Familien der paulistanos kommt, so die Bezeichnung für die fast 20 Millionen Einwohner von Sao Paulo. Heute müssen die Sprachkurse des Goethe-Instituts kostendeckend arbeiten, deswegen wurden die Kursgebühren erhöht und die Zahl der Sprachstipendien in den vergangenen Jahren reduziert:
"Die Stellung der deutschen Sprache hier in Südamerika ist recht schwach. Es ist ungefähr ein Prozent der Deutschlernenden weltweit, die hier leben. Es gibt aber ganz, ganz steigende Tendenzen beispielsweise im Erwachsenenbereich hier in Sao Paulo. Wir haben Wachstumsraten an die 6 Prozent."
Dass der Kursbetrieb so brummt und im Jahr 2006 mehr als 200.000 Euro erwirtschaftet werden konnten, bei Deckung aller Kosten des Sprachbetriebs, liegt gewiss an der Beliebtheit Deutschlands in Brasilien, etwa an den deutschen Schulen,, an der noch immer enormen Bekanntheit des deutschen Amazonas-Reisenden Wilhelm von Humboldt oder an der wachsenden Zahl von Bildungskooperationen brasilianischer und deutscher Hochschulen. Ein weiterer Grund für die positiven Zahlen ist die Etablierung des Goethe-Instituts Sao Paulo als Ansprechpartner für Wirtschaftsunternehmen in Bezug auf deutsche Sprachkenntnisse ihrer Mitarbeiter. Institutionen wie die Deutsch-Brasilianische Handelskammer greifen gern auf das Angebot von knapp 300 Sprachkursen im Haus an der Rua Lisboa zurück, und das obwohl andere nationale Kulturinstitutionen wie Alliance française oder British Council flächendeckender arbeiten. Allein in Sao Paulo gibt es elf französische Kulturinstitute:
"Also wir versuchen unsere Kulturarbeit nicht im Sinne einer Olympiade zu gestalten, wer denn jetzt der Bessere weltweit ist oder so, sondern wir versuchen auf die Erwartungskontexte und die Bedarfskontexte innerhalb der einzelnen Länder einzugehen. Und da sind wir als Deutschland unglaublich gut positioniert."
2006 war weltweit ein problematisches Jahr für das Goethe-Institut insgesamt, da zur Deckung eines Infrastruktur-Defizits in Höhe von sieben Millionen Euro selbst Projektmittel herangezogen werden mussten, die dann den Instituten im Ausland fehlten. Das Finanzproblem wurde in einer gemeinsamen Initiative von Außenministerium, Parlament und Goehte-Institut längerfristig gelöst, so dass die Institute wieder nach vorne blicken können. In Sao Paulo wird die Gründung von so genannten Filialen vorbereitet, Räumlichkeiten, in denen brasilianische zertifizierte Deutschlehrer Sprachkurse geben und das eigentliche Goethe-Institut nur mehr als Manager zur Qualitätssicherung fungiert, bei einer Mega-Stadt mit räumlichen Ausmaßen von 90 mal 90 Kilometern ein Muss.
Von einem bloßen Outsourcen mag man in der Münchner Filiale, wo seit Februar Mitarbeiter von McKinsey Effizienz predigen, gar nicht gern sprechen. Bruno Fischli, Koordinator aller Kulturprogramme der Goethe-Institute weltweit:
"Ich würde auch nicht von Outsourcen reden, sondern ich würde von Kooperation reden. Was wir nicht nur in Sao Paulo, also in den Megacities wie Tokio oder Shanghai vorhaben, das ist nicht ein Outsourcen, sondern ist der Aufbau eines Netzwerkes mit Kooperationspartnern. Die generelle Linie ist die, dass auch diese Satelliten, nennen wir sie mal so, möglichst kostendeckend im Sprachkursbetrieb arbeiten sollen. Wir sind dazu da, sie zu begleiten mit unserem Know-how, auch mit Prüfungen. Wir haben eine ganze Reihe von Lizenznehmern, 280 wenn ich mich nicht täusche, das kann man auch noch ausbauen, muss man ausbauen."
Während der im Hause sitzende Deutsche Akademische Auslandsdienst die Zahl seiner Lektoren in Brasilien um zwei erhöht, muss das Goethe-Institut in der Region Südamerika sieben Prozent der örtlichen Personalkosten einsparen. Die Qualität der extern angebotenen Sprachkurse wird darunter nicht leiden, dafür soll ein spezieller Qualitätsleitfaden sorgen, sagt Bruno Fischli in München.
"Das Problem ist in Sao Paulo, aber auch in anderen riesigen Metropolen, dass man, im Falle von Sao Paulo, erstmal 20 Millionen Bewohner als potenzielle Kunden hat, dass man also eine riesige Stadt bedienen muss, aber gleichzeitig eine gewaltige Steuerungs-, Planungs- und Koordinationsaufgabe hat. Und das ist oft ein Spagat. Deswegen denken wir in der Zentrale darüber nach, ob es richtig ist, die Regionalinstitute in diesen Metropolen zu halten, ob man sie nicht in kleinere Städte verlegen soll, wo es einfacher ist, diesen Spagat auszuhalten zwischen lokaler und regionaler Arbeit."
Zurück nach Sao Paulo: Dass der Bundestag im vergangenen Jahr die Erhöhung der institutionellen Mittel um 13,5 Millionen beschloss, wird hier natürlich gern gehört. Gleichzeitig gelang es dem sechsköpfigen Leitungsteam um Institutsleiter Wolfgang Bader im selben Jahr Mittel in außergewöhnlicher Höhe zu akquirieren.. Über die Hälfte der lokalen Kosten erwirtschaftete das Goethe-Institut von Sao Paulo durch Sprachkurse selbst, den knapp 200 000 Euro Projektmitteln aus Deutschland stehen über 800.000 Euro Drittmittel gegenüber. Im Rahmen des deutsch-brasilianischen Kulturjahrs "Copa da Cultura" kamen diese Mittel vom brasilianischen Kulturministerium, der Kulturstiftung des Bundes, dem deutschen Außenministerium sowie weiteren Partnern, insbesondere dem Sozial- und Kulturwerk des brasilianischen Handels (SESC), das sein Jahresbudget von über 200 Millionen Euro über eine Art Kultursteuer vom Lohn der Handelsmitarbeiter einzieht.
Ein solches Ausmaß von Kofinanzierung ist die Frucht des dialogischen Selbstverständnisses des Goethe-Instituts und des in jahrelanger Arbeit erworbenen Vertrauens bei seinen brasilianischen Partnern. Bader betonte, das es dem Goethe-Institut nicht um einen missionarischen Impetus gehe, sondern um eine Vernetzung im Sinne eines lebendigen Austauschs zwischen Deutschland und Brasilien. Eine Haltung, die die deutsch-brasilianische Parlamentariergruppe des deutschen Bundestages, darunter Kurt Rossmanith und der Finanzexperte Lothar Mark, die Mitte April das Goethe-Institut Sao Paulo besuchte, goutierte. Nach einer anregenden Diskussion über Deutschlandbezug und deutsche Sprache in der Auslandsarbeit betonte Lothar Mark, dass dieser lebendige Einblick in die konkrete Arbeit eines Instituts ihm Mut mache, vor dem Ausschuss mehr Geld für das Goethe-Institut zu fordern.
Weiter erläutert Bader, dass es beim Austausch auf Kontinuität und Nachhaltigkeit ankomme und dass die Rückvermittlung nach Deutschland eine immer größere Rolle spiele. Frank Castorf zum Beispiel kam nach seinem ersten Gastspiel mit der Volksbühne gleich zweimal wieder, sein letztes Projekt war die Gastregie des Stücks "Schwarzer Engel" des brasilianischen Nationalautors Nelson Rodrigues, in das er Texte aus Heiner Müllers "Der Auftrag" integrierte, im Juni zu sehen auf dem Festival Theaterformen Hannover und danach in Berlin.
Auch der Regisseur Christoph Schlingensief sagte gleich nach seinem ersten Besuch in Sao Paulo 2004 die Inszenierung des "Fliegenden Holländers" für das Opernfestival im tropischen Manaus zu. Bader beobachtet,
"dass es in der letzten Zeit ein verstärktes Interesse deutscher Künstler gibt an einer Stadt wie Sao Paulo und das ist ganz bemerkenswert: Wir wissen natürlich, dass Sao Paulo in Deutschland und in Europa stark mit Klischees behaftet ist, eine Stadt mit großer Kriminalität, mit Verelendung, Transportproblemen, Umweltproblemen und so weiter. Und wir bekommen immer wieder Interviewanfragen: Wie könnt Ihr in diesem Kontext leben? Wir haben eine ganz andere Vision dieser Stadt, nämlich: Dies ist eine Stadt mit einer unglaublichen pulsierenden Kultur, mit einer kulturellen Dynamik. Mit Institutionen, die in der ersten Liga der Welt mitspielen können."
Und damit ist nicht der Fußball, sondern die Biennale von Sao Paulo, die älteste nach Venedig, gemeint, ebenso das Kunstmuseum MASP und das Moderne Museum MAM in dem von Oskar Niemeyer gestalteten Biennale-Park, südlich des alten Stadtzentrums. Auch hier spielt "Goethe" - so die Kurzform - eine wichtige Rolle. Baders Kollege in Rio de Janeiro Alfons Hug kuratierte 2002 und 2004 als erster Nicht-Brasilianer die Biennale von Sao Paulo, derzeit bereitet er die umfangreiche Ausstellung zum weltweiten Thema "Tropen" vor.
In seinem wohltemperierten Büro in München formuliert Bruno Fischli derweil eine Ahnung von dem neuen Leitbild der Goethe-Institute, das bis zum Sommer druckreif werden soll. Es ist eine Ahnung von kultureller Globalisierung:
"Ein ganz wichtiger Punkt ist, dass wir nicht nur ganz borniert an unseren Standorten kleben, also die Frage des Netzwerkes, die Frage der Arbeit in der Fläche, wie es immer so schön heißt, das ist ein ganz klarer Teil dieses neuen Leitbildes. Natürlich gehört auch dazu, durch mehr Kooperationen unsere eigenen Haushalte zu entlasten. Dabei geht es nicht nur um Geldeinsparen, sondern es geht auch um den inhaltlich-produktiven Teil von Kooperationen. Manaus und Schlingensief ist ein Beispiel dafür, wie man über eine solche Kooperation und das Sich-Zusammentun, wie man auch mit dem wenigen Geld große Projekte durchführen kann."
"Die Stellung der deutschen Sprache hier in Südamerika ist recht schwach. Es ist ungefähr ein Prozent der Deutschlernenden weltweit, die hier leben. Es gibt aber ganz, ganz steigende Tendenzen beispielsweise im Erwachsenenbereich hier in Sao Paulo. Wir haben Wachstumsraten an die 6 Prozent."
Dass der Kursbetrieb so brummt und im Jahr 2006 mehr als 200.000 Euro erwirtschaftet werden konnten, bei Deckung aller Kosten des Sprachbetriebs, liegt gewiss an der Beliebtheit Deutschlands in Brasilien, etwa an den deutschen Schulen,, an der noch immer enormen Bekanntheit des deutschen Amazonas-Reisenden Wilhelm von Humboldt oder an der wachsenden Zahl von Bildungskooperationen brasilianischer und deutscher Hochschulen. Ein weiterer Grund für die positiven Zahlen ist die Etablierung des Goethe-Instituts Sao Paulo als Ansprechpartner für Wirtschaftsunternehmen in Bezug auf deutsche Sprachkenntnisse ihrer Mitarbeiter. Institutionen wie die Deutsch-Brasilianische Handelskammer greifen gern auf das Angebot von knapp 300 Sprachkursen im Haus an der Rua Lisboa zurück, und das obwohl andere nationale Kulturinstitutionen wie Alliance française oder British Council flächendeckender arbeiten. Allein in Sao Paulo gibt es elf französische Kulturinstitute:
"Also wir versuchen unsere Kulturarbeit nicht im Sinne einer Olympiade zu gestalten, wer denn jetzt der Bessere weltweit ist oder so, sondern wir versuchen auf die Erwartungskontexte und die Bedarfskontexte innerhalb der einzelnen Länder einzugehen. Und da sind wir als Deutschland unglaublich gut positioniert."
2006 war weltweit ein problematisches Jahr für das Goethe-Institut insgesamt, da zur Deckung eines Infrastruktur-Defizits in Höhe von sieben Millionen Euro selbst Projektmittel herangezogen werden mussten, die dann den Instituten im Ausland fehlten. Das Finanzproblem wurde in einer gemeinsamen Initiative von Außenministerium, Parlament und Goehte-Institut längerfristig gelöst, so dass die Institute wieder nach vorne blicken können. In Sao Paulo wird die Gründung von so genannten Filialen vorbereitet, Räumlichkeiten, in denen brasilianische zertifizierte Deutschlehrer Sprachkurse geben und das eigentliche Goethe-Institut nur mehr als Manager zur Qualitätssicherung fungiert, bei einer Mega-Stadt mit räumlichen Ausmaßen von 90 mal 90 Kilometern ein Muss.
Von einem bloßen Outsourcen mag man in der Münchner Filiale, wo seit Februar Mitarbeiter von McKinsey Effizienz predigen, gar nicht gern sprechen. Bruno Fischli, Koordinator aller Kulturprogramme der Goethe-Institute weltweit:
"Ich würde auch nicht von Outsourcen reden, sondern ich würde von Kooperation reden. Was wir nicht nur in Sao Paulo, also in den Megacities wie Tokio oder Shanghai vorhaben, das ist nicht ein Outsourcen, sondern ist der Aufbau eines Netzwerkes mit Kooperationspartnern. Die generelle Linie ist die, dass auch diese Satelliten, nennen wir sie mal so, möglichst kostendeckend im Sprachkursbetrieb arbeiten sollen. Wir sind dazu da, sie zu begleiten mit unserem Know-how, auch mit Prüfungen. Wir haben eine ganze Reihe von Lizenznehmern, 280 wenn ich mich nicht täusche, das kann man auch noch ausbauen, muss man ausbauen."
Während der im Hause sitzende Deutsche Akademische Auslandsdienst die Zahl seiner Lektoren in Brasilien um zwei erhöht, muss das Goethe-Institut in der Region Südamerika sieben Prozent der örtlichen Personalkosten einsparen. Die Qualität der extern angebotenen Sprachkurse wird darunter nicht leiden, dafür soll ein spezieller Qualitätsleitfaden sorgen, sagt Bruno Fischli in München.
"Das Problem ist in Sao Paulo, aber auch in anderen riesigen Metropolen, dass man, im Falle von Sao Paulo, erstmal 20 Millionen Bewohner als potenzielle Kunden hat, dass man also eine riesige Stadt bedienen muss, aber gleichzeitig eine gewaltige Steuerungs-, Planungs- und Koordinationsaufgabe hat. Und das ist oft ein Spagat. Deswegen denken wir in der Zentrale darüber nach, ob es richtig ist, die Regionalinstitute in diesen Metropolen zu halten, ob man sie nicht in kleinere Städte verlegen soll, wo es einfacher ist, diesen Spagat auszuhalten zwischen lokaler und regionaler Arbeit."
Zurück nach Sao Paulo: Dass der Bundestag im vergangenen Jahr die Erhöhung der institutionellen Mittel um 13,5 Millionen beschloss, wird hier natürlich gern gehört. Gleichzeitig gelang es dem sechsköpfigen Leitungsteam um Institutsleiter Wolfgang Bader im selben Jahr Mittel in außergewöhnlicher Höhe zu akquirieren.. Über die Hälfte der lokalen Kosten erwirtschaftete das Goethe-Institut von Sao Paulo durch Sprachkurse selbst, den knapp 200 000 Euro Projektmitteln aus Deutschland stehen über 800.000 Euro Drittmittel gegenüber. Im Rahmen des deutsch-brasilianischen Kulturjahrs "Copa da Cultura" kamen diese Mittel vom brasilianischen Kulturministerium, der Kulturstiftung des Bundes, dem deutschen Außenministerium sowie weiteren Partnern, insbesondere dem Sozial- und Kulturwerk des brasilianischen Handels (SESC), das sein Jahresbudget von über 200 Millionen Euro über eine Art Kultursteuer vom Lohn der Handelsmitarbeiter einzieht.
Ein solches Ausmaß von Kofinanzierung ist die Frucht des dialogischen Selbstverständnisses des Goethe-Instituts und des in jahrelanger Arbeit erworbenen Vertrauens bei seinen brasilianischen Partnern. Bader betonte, das es dem Goethe-Institut nicht um einen missionarischen Impetus gehe, sondern um eine Vernetzung im Sinne eines lebendigen Austauschs zwischen Deutschland und Brasilien. Eine Haltung, die die deutsch-brasilianische Parlamentariergruppe des deutschen Bundestages, darunter Kurt Rossmanith und der Finanzexperte Lothar Mark, die Mitte April das Goethe-Institut Sao Paulo besuchte, goutierte. Nach einer anregenden Diskussion über Deutschlandbezug und deutsche Sprache in der Auslandsarbeit betonte Lothar Mark, dass dieser lebendige Einblick in die konkrete Arbeit eines Instituts ihm Mut mache, vor dem Ausschuss mehr Geld für das Goethe-Institut zu fordern.
Weiter erläutert Bader, dass es beim Austausch auf Kontinuität und Nachhaltigkeit ankomme und dass die Rückvermittlung nach Deutschland eine immer größere Rolle spiele. Frank Castorf zum Beispiel kam nach seinem ersten Gastspiel mit der Volksbühne gleich zweimal wieder, sein letztes Projekt war die Gastregie des Stücks "Schwarzer Engel" des brasilianischen Nationalautors Nelson Rodrigues, in das er Texte aus Heiner Müllers "Der Auftrag" integrierte, im Juni zu sehen auf dem Festival Theaterformen Hannover und danach in Berlin.
Auch der Regisseur Christoph Schlingensief sagte gleich nach seinem ersten Besuch in Sao Paulo 2004 die Inszenierung des "Fliegenden Holländers" für das Opernfestival im tropischen Manaus zu. Bader beobachtet,
"dass es in der letzten Zeit ein verstärktes Interesse deutscher Künstler gibt an einer Stadt wie Sao Paulo und das ist ganz bemerkenswert: Wir wissen natürlich, dass Sao Paulo in Deutschland und in Europa stark mit Klischees behaftet ist, eine Stadt mit großer Kriminalität, mit Verelendung, Transportproblemen, Umweltproblemen und so weiter. Und wir bekommen immer wieder Interviewanfragen: Wie könnt Ihr in diesem Kontext leben? Wir haben eine ganz andere Vision dieser Stadt, nämlich: Dies ist eine Stadt mit einer unglaublichen pulsierenden Kultur, mit einer kulturellen Dynamik. Mit Institutionen, die in der ersten Liga der Welt mitspielen können."
Und damit ist nicht der Fußball, sondern die Biennale von Sao Paulo, die älteste nach Venedig, gemeint, ebenso das Kunstmuseum MASP und das Moderne Museum MAM in dem von Oskar Niemeyer gestalteten Biennale-Park, südlich des alten Stadtzentrums. Auch hier spielt "Goethe" - so die Kurzform - eine wichtige Rolle. Baders Kollege in Rio de Janeiro Alfons Hug kuratierte 2002 und 2004 als erster Nicht-Brasilianer die Biennale von Sao Paulo, derzeit bereitet er die umfangreiche Ausstellung zum weltweiten Thema "Tropen" vor.
In seinem wohltemperierten Büro in München formuliert Bruno Fischli derweil eine Ahnung von dem neuen Leitbild der Goethe-Institute, das bis zum Sommer druckreif werden soll. Es ist eine Ahnung von kultureller Globalisierung:
"Ein ganz wichtiger Punkt ist, dass wir nicht nur ganz borniert an unseren Standorten kleben, also die Frage des Netzwerkes, die Frage der Arbeit in der Fläche, wie es immer so schön heißt, das ist ein ganz klarer Teil dieses neuen Leitbildes. Natürlich gehört auch dazu, durch mehr Kooperationen unsere eigenen Haushalte zu entlasten. Dabei geht es nicht nur um Geldeinsparen, sondern es geht auch um den inhaltlich-produktiven Teil von Kooperationen. Manaus und Schlingensief ist ein Beispiel dafür, wie man über eine solche Kooperation und das Sich-Zusammentun, wie man auch mit dem wenigen Geld große Projekte durchführen kann."