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Ausländische Investoren in Georgien

Georgien galt in den letzten Jahren als ein stabiles Land, und für Investoren als attraktiv. Mit dabei, auch deutsche Investoren, darunter der weltweit operierende Konzern "Heidelberg Cement". Etwa 150 Millionen Euro hat das Unternehmen investiert, es betreibt in Georgien drei Zementwerke. Eines davon wurde bei den russischen Angriffen von einer Rakete getroffen. Wie geht es jetzt weiter? Gesine Dornblüth berichtet.

    Mit stoischer Gleichmäßigkeit dreht sich die tonnenschwere Zementmühle. In ihrem Inneren zermahlen Bleikugeln Klinker zu Zement. In Kaspi steht das größte Zementwerk in Georgien. Es stammt noch aus den 30er Jahren.

    Ein Gabelstapler fährt über das Gelände, hinterlässt tiefe Spuren in dem Zentimeter dicken Staub, der hier alles bedeckt. Vor einem Jahr hat Heidelberg Cement drei Viertel der Anteile an dem Werk erworben und ist seither dabei, die Anlagen langsam zu modernisieren. Am 11. August nachts um halb zwei schlug eine russische Rakete ein.

    "So, auf zur großen Bombenstelle..."

    Vorsichtig betritt Meinhard Thrul die Lagerhalle. Thrul ist der Kaukasusmanager des Unternehmens. Ein Loch klafft in der Decke. Bei dem Angriff wurden neu gelieferte Elektronikschalttafeln und ein Radlader zerstört. Thrul schätzt den Schaden auf etwa 200.000 EUR. Menschen wurden nicht verletzt.

    "Ich möchte glauben, dass es eine fehlgeleitete Bombe war, die eigentlich nicht uns galt. Das möchte ich glauben, zumal auch ganz hier in der Nähe eine Bahnlinie bebombt wurde, auch verfehlt wurde, und eine Brücke. Sollte es aber eine Absicht gewesen sein, dann geht das in die Richtung, dass Russland gegen Georgien in diesen Tage nicht nur einen militärischen Krieg geführt hat, sondern auch eine Warnung möglicherweise aussprechen wollte, dass sie auch wirtschaftlichen Krieg führen können."

    Knapp zwei Wochen standen die Mühlen und die Öfen still - auch weil die Arbeiter vor den russischen Soldaten, geflohen waren. Überrascht habe ihn der Angriff nicht, meint Thrul.

    "(...) Ich hab das persönlich nie ausgeschlossen, dass so was passieren kann. Ich denke, ein Unternehmen wie Heidelberg Cement braucht eine gute Mischung aus reifen Märkten, aus Aufbruchsmärkten und vielleicht auch aus etwas riskanten Märkten, das kann gut gehen, das kann schlecht gehen. (...) No risc, no fun, spaßhalber gesagt."

    Georgische Behörden haben den gesamten Schaden, der dem Land durch den Krieg entstanden ist, auf eine Milliarde US-Dollar geschätzt. Meinhard Thrul bereiten vor allem die Handelsbeziehungen mit Russland Kopfzerbrechen. Das Zementwerk in Kaspi wird mit Kohle beheizt, täglich verbraucht es bis zu 1.500 Tonnen. Die Kohle kam bisher zum größten Teil aus Russland. Seit dem Krieg liefern die Russen nicht mehr, berichtet Thrul.

    "Das ist meine Erklärung, dass einige russische Lieferanten sich einfach politisch verhalten. Wir kommen unseren Zahlungsverpflichtungen nach, insofern das kann es nicht sein. Ein Monat ohne Versorgung würde uns aufs Trockene setzen."

    Der Krieg hat vor allem die Infrastruktur in Georgien getroffen. Die Wirtschaft bezieht ihre Lieferungen über den Schwarzmeerhafen Poti, dort sitzt immer noch das russische Militär. Und auch wenn die russischen Soldaten im Handelshafen selbst nicht auftauchen, schreckt ihre Anwesenheit in Poti Lieferanten doch ab. Und 90 Prozent der Ware verlassen Poti auf der Schiene Richtung Osten. Die Bahnlinie aber ist zerstört.

    Auch der Hafen gehört mehrheitlich ausländischen Investoren, und zwar einem Unternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Araber wollten den Hafen ausbauen. Ihr Manager ist ein Brite. Alan Middleton sitzt im Hafenamt an einem langen Besprechungstisch, darauf Landkarten.

    "Poti wird auch künftig die wichtigste Pforte nach Georgien, Armenien, Aserbaidschan, Tadschikistan und Kasachstan bleiben. Die Ökonomien dieser Länder wachsen in rasendem Tempo. Ich bin immer noch davon überzeugt, dass es Sinn hat, den Hafen in Poti auszubauen. Investitionen in Georgien haben eine Zukunft. Mein Unternehmen zumindest wird langfristig hier bleiben. Auch wenn die jüngsten Ereignisse das Vertrauen der Investoren kurzfristig zerstört haben."

    Auch der deutsche Konzern Heidelberg Cement will bleiben, jetzt erst recht, sagt Manager Meinhard Thrul.

    "(...) Wir setzen auch weiterhin auf Georgien. Was ich feststelle ist, dass es vielleicht auch eine Art Trotzreaktion gibt. Ich hab Kontakt zu einem anderen baustoffnahen Betrieb, die auch auf das Land setzen. Also ich denke, es hat sogar ein Stück weit ins Positive gedreht."