Anfang Januar erreichte den Verwaltungsrat der privatfinanzierten Brandeis University die Hiobsbotschaft, dass das Stiftungsvermögen innerhalb des zurückliegenden halben Jahres um fast ein Viertel geschrumpft war, von 712 auf 540 Millionen Dollar.
Der Beschluss, die Axt an die Kunst anzulegen, wurde schnell gefasst. Denn die mehr als 7000 Werke umfassende Sammlung im "Rose Art Museum", das Teil der Brandeis University ist, wird auf rund 350 Millionen Dollar geschätzt. Die pädagogische Leiterin des "Rose Art Museums", Emily Mello, hat sich auch eine Woche nach dem ungewöhnlichen Beschluss von ihrem Schock noch nicht erholt:
"Wir sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Niemand hat uns konsultiert. Man hätte uns ja um Rat bitten können, um Alternativvorschläge. Aber das Museum zu schließen, ist ein großer Fehler."
Nicht nur, weil zahlreiche Angestellte im Sommer, wenn das Museum seine Pforten schließt, arbeitslos sein werden, sondern auch wegen der weitreichenden Folgen für andere Kultureinrichtungen, wie der Museumsleiter Michael Rush erläutert.
"Das Museum hat einen internationalen Ruf, nicht nur weil hier später berühmte Künstler wie Frank Stella oder Louise Nevelson ihre ersten Ausstellungen hatten, sondern auch, weil es eine Art Kaderschmiede für akademische Kulturarbeiter ist. Zahlreiche Museumsdirektoren und Kuratoren wurden hier ausgebildet und sammelten hier ihre ersten Berufserfahrungen."
Das ist vermutlich auch ein Grund, weshalb die geplante Auflösung des "Rose Art Museums" auf so viel Widerstand stößt. Dem breiten kunstinteressierten Publikum mag der Name nicht unbedingt ein Begriff sein. Aber zahlreiche Museumsvereinigungen, Bildungseinrichtungen sowie Insider der Kunstwelt reagieren empört auf die Entscheidung. Denn die Auflösung des "Rose Art Museum" wäre ein gefährlicher Präzedenzfall für das amerikanische Stiftungswesen, ein Tabubruch.
Wenn gespendete Kunstwerke in Krisenzeiten einfach verhökert werden können, wer spendet dann noch? Einer der Kunstmäzene, der der Brandeis University letztes Jahr ein millionenschweres Gemälde von James Rosenquist vermacht hat, ist der Bostoner David Genser. Am Telefon zeigt er sich verstört:
"Ich bin sehr enttäuscht. Das ist der reine Hohn. Das 'Rose' ist ein Juwel, die Sammlung eine der besten, was zeitgenössische Kunst angeht, vor allem die Pop-Art der 60-er Jahre, in den ganzen USA."
Vor zwei Jahren wurde der Wert der Sammlung auf 350 Millionen Dollar geschätzt. Ihr Verkauf würde - trotz Wertminderung in Folge der Finanzkrise - den Universitätsbetrieb ohne sonstige große Verluste aufrechterhalten. Genser wäre bereit, in diesen sauren Apfel zu beißen, aber nur im äußersten Notfall.
"Wenn sie das tun müssen, um zu überleben, verstehe ich es. Aber sehen Sie sich die Sammlung an. Vielleicht kann man sie retten, indem man sie auf eine Tour schickt und dadurch Einnahmen erzielt. Vielleicht bekommt man von einer Bank dafür einen Kredit. Das sollte man ausprobieren."
Der Präsident der Brandeis University Jehuda Reinharz hält diesen Einwand für naiv:
"Hätte es sich um eine normale finanzielle Krise gehandelt, dann hätten wir verschiedene Lösungsvorschläge gemacht. Aber bei privaten Spendern Geld aufzutreiben, ist momentan nicht machbar. Sie haben schlichtweg nichts übrig, jedes Gespräch ist sinnlos."
Studierende der Brandeis University sind geteilter Meinung über den Beschluss, die gestifteten Kunstwerke zu verkaufen. Der Philosophiestudent Saghi Sofinson hält ihn für richtig.
"In diesen schwierigen Zeiten sind ungewöhnliche Entscheidungen notwendig. Der Studienbetrieb muss weitergehen. Das Museum ist entbehrlich."
Die Linguistikstudentin Denise Dubrowski hält dagegen, langfristig ruiniere die Universität mit dem Schritt ihren Ruf.
"Das 'Rose' war eine der besten Institutionen von Brandeis: mit wunderbaren Kunstwerken, ja, sogar mit Kunstschätzen."
Der Beschluss, die Axt an die Kunst anzulegen, wurde schnell gefasst. Denn die mehr als 7000 Werke umfassende Sammlung im "Rose Art Museum", das Teil der Brandeis University ist, wird auf rund 350 Millionen Dollar geschätzt. Die pädagogische Leiterin des "Rose Art Museums", Emily Mello, hat sich auch eine Woche nach dem ungewöhnlichen Beschluss von ihrem Schock noch nicht erholt:
"Wir sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Niemand hat uns konsultiert. Man hätte uns ja um Rat bitten können, um Alternativvorschläge. Aber das Museum zu schließen, ist ein großer Fehler."
Nicht nur, weil zahlreiche Angestellte im Sommer, wenn das Museum seine Pforten schließt, arbeitslos sein werden, sondern auch wegen der weitreichenden Folgen für andere Kultureinrichtungen, wie der Museumsleiter Michael Rush erläutert.
"Das Museum hat einen internationalen Ruf, nicht nur weil hier später berühmte Künstler wie Frank Stella oder Louise Nevelson ihre ersten Ausstellungen hatten, sondern auch, weil es eine Art Kaderschmiede für akademische Kulturarbeiter ist. Zahlreiche Museumsdirektoren und Kuratoren wurden hier ausgebildet und sammelten hier ihre ersten Berufserfahrungen."
Das ist vermutlich auch ein Grund, weshalb die geplante Auflösung des "Rose Art Museums" auf so viel Widerstand stößt. Dem breiten kunstinteressierten Publikum mag der Name nicht unbedingt ein Begriff sein. Aber zahlreiche Museumsvereinigungen, Bildungseinrichtungen sowie Insider der Kunstwelt reagieren empört auf die Entscheidung. Denn die Auflösung des "Rose Art Museum" wäre ein gefährlicher Präzedenzfall für das amerikanische Stiftungswesen, ein Tabubruch.
Wenn gespendete Kunstwerke in Krisenzeiten einfach verhökert werden können, wer spendet dann noch? Einer der Kunstmäzene, der der Brandeis University letztes Jahr ein millionenschweres Gemälde von James Rosenquist vermacht hat, ist der Bostoner David Genser. Am Telefon zeigt er sich verstört:
"Ich bin sehr enttäuscht. Das ist der reine Hohn. Das 'Rose' ist ein Juwel, die Sammlung eine der besten, was zeitgenössische Kunst angeht, vor allem die Pop-Art der 60-er Jahre, in den ganzen USA."
Vor zwei Jahren wurde der Wert der Sammlung auf 350 Millionen Dollar geschätzt. Ihr Verkauf würde - trotz Wertminderung in Folge der Finanzkrise - den Universitätsbetrieb ohne sonstige große Verluste aufrechterhalten. Genser wäre bereit, in diesen sauren Apfel zu beißen, aber nur im äußersten Notfall.
"Wenn sie das tun müssen, um zu überleben, verstehe ich es. Aber sehen Sie sich die Sammlung an. Vielleicht kann man sie retten, indem man sie auf eine Tour schickt und dadurch Einnahmen erzielt. Vielleicht bekommt man von einer Bank dafür einen Kredit. Das sollte man ausprobieren."
Der Präsident der Brandeis University Jehuda Reinharz hält diesen Einwand für naiv:
"Hätte es sich um eine normale finanzielle Krise gehandelt, dann hätten wir verschiedene Lösungsvorschläge gemacht. Aber bei privaten Spendern Geld aufzutreiben, ist momentan nicht machbar. Sie haben schlichtweg nichts übrig, jedes Gespräch ist sinnlos."
Studierende der Brandeis University sind geteilter Meinung über den Beschluss, die gestifteten Kunstwerke zu verkaufen. Der Philosophiestudent Saghi Sofinson hält ihn für richtig.
"In diesen schwierigen Zeiten sind ungewöhnliche Entscheidungen notwendig. Der Studienbetrieb muss weitergehen. Das Museum ist entbehrlich."
Die Linguistikstudentin Denise Dubrowski hält dagegen, langfristig ruiniere die Universität mit dem Schritt ihren Ruf.
"Das 'Rose' war eine der besten Institutionen von Brandeis: mit wunderbaren Kunstwerken, ja, sogar mit Kunstschätzen."