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Autohöfe können mit Raststätten mithalten

Der ADAC hat Raststätten und Autohöfe in Deutschland getestet. Beide würden gute Standards bieten, sagt Testleiterin Simone Saalmann. Raststätten seien in der Regel familienfreundlicher, Autohöfe dagegen ein bisschen billiger.

Simone Saalmann im Gespräch mit Georg Ehring |
    Georg Ehring: Autobahnraststätten und Gourmetrestaurants haben eines gemeinsam: Wer sie besucht, kann viel Geld los werden. Bei den Autobahnraststätten ist es allerdings nicht unbedingt das besonders leckere Menü; die Konkurrenz ist weit und die Preise entsprechend gesalzen. Doch es gibt Alternativen zur Autobahnraststätte: Autohöfe, für die man die Autobahn nur für kurze Zeit verlassen muss. Der ADAC hat getestet, wie gut beide sind, und Simone Saalmann hat den Test geleitet. Guten Tag, Frau Saalmann!

    Simone Saalmann: Ja guten Tag.

    Ehring: Frau Saalmann, wo sind denn die Autofahrer besser aufgehoben?

    Saalmann: Nun, das kommt auf die Bedürfnisse an, muss man sagen. Im Prinzip bieten inzwischen Autohöfe und Raststätten einen ganz guten Standard. Familien sind immer noch bei den Raststätten ein bisschen besser aufgehoben, gerade was Picknickplätze im Außenbereich und auch Spielplätze angeht. Bei der Gastronomie, da geben sich beide nicht viel, da ist man wirklich bei beiden gut aufgehoben. Und auch bei den sanitären Einrichtungen und der Hygiene haben inzwischen beide gleichgezogen. Also man muss sagen, weitgehend ist man bei beiden gut aufgehoben, die Autohöfe sind in der Regel ein bisschen günstiger.

    Ehring: Haben Sie die Preisunterschiede unter die Lupe genommen? Kann man das ein bisschen beziffern?

    Saalmann: Ja. Wir haben zum Beispiel im Shop eingekauft. Wir haben einen halben Liter stilles Wasser, die günstigste Variante gewählt, und haben da wirklich große Preisspannen. Zum Beispiel bei zwei Autohöfen haben wir im billigsten Fall für das Wasser 69 Cent gezahlt, im teuersten Fall in einer Raststätte 2,95 Euro. Das sind enorme Preisspannen, die sich so auch eigentlich nicht mehr erklären lassen.

    Ehring: Familien mit kleinen Kindern sind trotzdem Ihrer Ansicht nach besser auf den Raststätten aufgehoben. Warum?

    Saalmann: Die sind in der Regel familienfreundlicher. Es gibt allerdings inzwischen auch schon Autohöfe, die durchaus Spielplätze im Außenbereich bieten. Eine Grundausstattung wie zum Beispiel eine Wickelmöglichkeit haben fast alle. Der eigene Wickelraum, der fehlt häufiger noch, und auch die Picknicktische sind gerade bei den Autohöfen nicht so häufig aufzufinden, genauso wie die Spielecken im Restaurant.

    Ehring: Autohöfe galten früher als etwas, was sich vor allem auf die Fernfahrer spezialisiert hat. Ist dieses Image überholt?

    Saalmann: Doch, das muss man deutlich sagen. Die haben sich wirklich gemausert in den letzten Jahren. Das erste Jahr war ja 2001, in dem wir die Autohöfe mitgetestet haben, als der Verband der Autohöfe sagte, wir können durchaus mit den Raststätten mithalten, auch bei der Familienfreundlichkeit. Das hat am Anfang noch ein bisschen gehapert, aber man muss wirklich sagen, nach und nach stellen sich auch die Autohöfe immer besser auf die Familien ein.

    Ehring: Wer ist denn jetzt Testsieger geworden und haben Sie auch Verlierer gefunden?

    Saalmann: Testsieger wurde die Raststätte Recknitz Niederung West in Mecklenburg-Vorpommern an der A19, und hier hatten unsere Tester kaum was zu meckern. Lediglich die Preise, die waren teilweise teuer, aber ansonsten wirklich die Noten nur im guten und sehr guten Bereich mit attraktivem Kinderspielplatz, guter Gastronomie, nettem Personal und auch sehr guten Sanitäranlagen. Die Gegenseite dazu: Testverlierer wurde der Autohof Esso in Löbichau in Thüringen an der A4. Hier gab es keinen Kinderspielplatz, nicht mal ein Kinderstühlchen im Restaurant, mit der Note "mangelhaft" hier durchgefallen, wobei hier der Tipp unserer Tester ist, wirklich ein paar Meter weiter zu fahren. Auf dem Areal befindet sich noch die Thüringer Stuben, und die hat einiges zu bieten, auch für Familien.

    Ehring: Haben Sie denn alle Autohöfe und Raststätten getestet, oder nur ausgewählte?

    Saalmann: Wir haben ausgewählte getestet, eben 25 Raststätten von etwa 370, die es momentan in Deutschland gibt, und 25 Autohöfe, und da gibt es momentan etwa 160, die an der Autobahn ausgeschildert sind. Also wir versuchen, so nach und nach das Netz mal abzuklappern.

    Ehring: Simone Saalmann vom ADAC erläuterte den aktuellen Raststättentest. Herzlichen Dank.

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.