Verschwörungserzählungen
Autorin Nocun: "Reichsbürger"-Ideologie bedient viele Feindbilder

Nach Einschätzung der Buchautorin Katharina Nocun ist die „Reichsbürger“-Ideologie deswegen für viele Menschen attraktiv, weil damit sehr starke Feindbilder verbunden sind. Der Staat und Vertreter des Staates würden als feindlich wahrgenommen und gleichzeitig werde den Menschen eine Erzählung präsentiert, die es möglich mache, sich als souverän zu erklären.

22.05.2024
    Die Publizistin Katharina Nocun zu Gast in der ARD Talkshow "Maischberger die Woche".
    Die Publizistin Katharina Nocun (Archivbild von 2019). (picture alliance/dpa | Horst Galuschka)
    Nocun sagte im Deutschlandfunk, es gebe Leute im ”Reichsbürger”-Milieu, die keine Steuern zahlten und wenn der Gerichtsvollzieher vor dem Haus stehe, werde eine Schusswaffe aus dem Schrank genommen, weil man die Staatsgewalt nicht als legitimen Vertreter ansehe, um Recht durchzusetzen.
    Die Autorin, die bis 2013 politische Geschäftsführerin der Piratenpartei war und heute als Expertin für Verschwörungserzählungen gilt, sagte, dass für einige Menschen die "Reichsbürger"-Ideologie attraktiv sei, weil sie einem das Gefühl gebe, man erlange eine persönliche Aufwertung: Man kenne einen geheimen Plan, man sei vielleicht Teil einer zukünftigen Regierung. Gleichzeitig würden Verschwörungserzählungen Menschen auch die Illusion von Kontrolle bieten. Die Bereitschaft zur Gewalt in der Szene rühre daher, dass Menschen, die Verschwörungserzählungen folgten, an ein dualistisches Weltbild glaubten. Für diese Menschen sei die Welt in schwarz und weiß, in gut und böse eingeteilt.

    Prozess in Frankfurt

    Am Dienstag hat vor dem Oberlandesgericht Frankfurt das zweite von drei Staatsschutzverfahren gegen die mutmaßliche Terrorgruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß begonnen. Den sechs Männern und drei Frauen wird die Gründung, Mitgliedschaft und Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Außerdem sollen sie eine "hochverräterischen Unternehmung" geplant haben und gegen das Waffengesetz verstoßen haben.
    Diese Nachricht wurde am 22.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.