Deutsche Einheit
Autorin Schönian: "Ostdeutsche Perspektiven stärker einbinden" - Thüringens Ministerpräsident für Partnerschaften zwischen Schulen

Zum gestrigen Tag der Deutschen Einheit fordert die Autorin Valerie Schönian den Erhalt des Amts der Ostbeauftragten des Bundesregierung. Nach wie vor sei die Augenhöhe zwischen Ost und West nicht gegeben, sagte Schönian im Deutschlandfunk. Die innerdeutsche Grenze könne anhand aller sozio-ökonomischer Daten immer noch nachgezogen werden.

    Die Autorin Valerie Schönian zeigt ihr neues Buch. Die gebürtige Magdeburgerin arbeitet als freie Journalistin von Berlin aus.
    Die Autorin Valerie Schönian hat sich in einem Buch Gedanken zum "Ostbewusstsein gemacht (Paul Zinken/dpa-Zentralbild/dpa)
    Sowohl die wirtschaftliche als auch die politische Macht seien noch westdeutsch geprägt, ebenso die Diskursmacht, führte Schönian aus. Der Osten müsse stärker repräsentiert werden, damit er gehört werde - dafür sei das Amt der Ostbeauftragten ein wichtiges Mittel.
    Zuvor gab es immer wieder Forderungen, die Position abzuschaffen - jüngst von BSW-Chefin Wagenknecht und aus der Union. Der CDU-Politiker de Maizière etwa sprach im Mitteldeutschen Rundfunk gerade von Symbolpolitik und betonte, ein Ostbeauftragter könne Probleme zwar erkennen, aber nicht lösen.

    "Unterschiede als Bereicherndes betrachten"

    Die 1990-geborene Autorin und Journalistin Schönian forderte generell, ostdeutsche Perspektiven müssten stärker eingebunden werden - und das nicht nur nach Wahlen oder an Feiertagen, sondern das ganze Jahr über. Die 1990-Geborene betonte: Wie der bayerische Ministerpräsident Söder stets die Perspektive seines Bundeslandes einbringe, müssten ostdeutsche Regierungschefs immer wieder gefragt werden, was politische Entscheidungen für ihren Teil des Landes bedeuteten.
    Es geht der gebürtigen Sachsen-Anhalterin zufolge aber nicht darum, dass alle gleich werden: "Was wir alle schaffen dürfen ist, Unterschiede nicht als Trennendes zu betrachten, sondern als etwas Bereicherndes".

    Mehr Austausch etwa über Schulpartnerschaften

    Thüringens Ministerpräsident Voigt regte bei einer Podiumsdiskussion zum Tag der Deutschen Einheit in Saarbrücken an, "offen und ganz entspannt" darüber zu reden, was noch nicht stimmig sei. Um den Austausch zu fördern, schlug er Partnerschaften zwischen Schulen vor, zum Beispiel zwischen Saarbrücken und Weimar.
    Bundesratspräsidentin Rehlinger räumte auf der gleichen Veranstaltung am Abend ein, dass teils "außerordentlich unsensibel" mit dem Osten umgegangen worden sei. "Wir haben irgendwie das ganze System auf einmal weggespült", sagte die SPD-Politikerin. Dabei sei auch das weggeschoben worden, was gut gewesen sei. Als Beispiele nannte die saarländische Ministerpräsidentin die Polikliniken, also medizinische Versorgungszentren, oder die besser aufgestellte Kinderbetreuung.

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    Diese Nachricht wurde am 04.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.