"Schön, dass Sie unsere Stadt besuchen. Und wenn sie allein nur den Namen erwähnten, damit die Zuhörer einmal erfahren, dass es in Griechenland eine Stadt mit solch einem Namen gibt, wäre das für uns ein Gewinn. Jeder kann im Internet nach unserer Stadt suchen und findet dann auch viele Informationen darüber. An Vier- und Fünf-Sterne-Unterbringungsmöglichkeiten fehlt es uns im übrigen auch nicht. Also zögern Sie nicht für uns zu werben."
Sagt Damianos Mansios und ist sichtlich überrascht über einen deutschen Besuch in seiner Heimatstadt Kastoria. Über die Entstehung des Namens "Kastoria" streiten sich die Geister, erzählt er. Die einen behaupten es stammt von Kastell im Griechischen "Kastron", dass die Stadt im Mittelalter umgab. Andere sind der Meinung der Name Kastoria sei von "Kastor", der Biber, abzuleiten, und der soll im See von Kastoria in großer Anzahl vorgekommen sein. Kastoria ist und bleibt bis heute auch für treue Griechenlandfreunde eine unbekannte Stadt. Und das hat vielleicht mit ihrer Lage zu tun. Sie liegt zwar nur 150 Kilometer von der Großstadt Thessaloniki entfernt, aber im südwestlicher Richtung. Das heißt: nur unweit der Landesgrenze zu Albanien. Und dorthin verirrt sich allenfalls der klassische Individualtourist. Das hat der junge Kastorianer Damianos Mansios in diesem Jahr persönlich erlebt.
"Kastoria wird leider von griechischen Gästen besucht. Aber es war vor einer Woche, als ein Reisebus mit französischen Gästen vor meinem Laden anhielt. Diese wollten eigentlich nur die Meteora-Felsenklöster besuchen. Ihr Reiseleiter meinte aber, es wäre einmal interessant in eine griechische Kleinstadt zu fahren. So kamen sie ganz spontan hierher. Sie erzählten mir, wie überrascht sie waren eine solche Stadt in Griechenland anzutreffen. Sie wussten nicht einmal genau wo Kastoria liegt. Die Schönheit der Stadt hatte es ihnen angetan. Sie bedauerten sehr, dass in ihrem Fünftageausflug keine Übernachtung in Kastoria vorgesehen war."
Es ist immer wieder aufregend, wenn man in Griechenland etwas entdeckt, dass sich von den allgemein bekannten Urlaubsklischees entfernt, wie: dem strahlend blauem Meer, wunderschönen Stränden, weißer Inselarchitektur, Säulenromantik, den immerzu tanzenden und Ouzo trinkenden Griechen. Keine Spur davon in Kastoria. Diese Stadt erstreckt sich über beide Seiten eines Hügels, der einer Halbinsel gleich, in einem See hinein verläuft. Die äußerste Spitze dieser Halbinsel im Wasser besteht sogar aus einem ausgedehnten Waldgebiet. Deshalb kann Kastoria, am See entlang auch per Fuß erwandert werden. Die romantische Straße verläuft an uralten Kastanienbäumen und mächtigen Platanen vorbei. Auf dieser Wanderung kann die Altstadt von Kastoria besichtigt werden. Zwei Kilometer weiter befindet sich ein griechisch-orthodoxes Kloster und wieder ein Stück weiter eine jüngst entdeckte Tropfsteinhöhle, die erst im vergangenen Jahr zu Besichtigungszwecken eröffnet wurde.
Die Führerin betont dabei, dass man die Höhle heute als "Drachenhöhle" touristisch vermarktet, weil dem Mythos zufolge ein Drache die Höhle bewacht haben soll. Eine griechische Kleinstadt im strebsamen Versuch ein touristisches Image aufzubauen! Wer die Geschichte von Kastoria schon länger kennt, der weiß, Kastoria war bis vor 20 Jahren noch auf Tourismus nicht wirklich angewiesen. Diese Stadt war seit dem Mittelalter die Stadt der Pelze und des Kürschnerhandwerks.
"Ich wünschte mir ich könnte Ihnen erklären, was diese Arbeit für mich bedeutet. Würde ich wiedergeboren, ich würde wieder Kürschner werden. Punkt. Und ich will Ihnen auch sagen, warum ich das so sehe. Diese Stadt haben die Kinder der Provinz auferstehen lassen. Ich bin als kleiner Junge in sieben Stunden von den Bergen zu Fuß nach Kastoria hinuntergelaufen. Werde das nie vergessen. Der Schnee stand einen halben Meter hoch. Aber es war diese Arbeit, die uns im Leben aufrechterhalten und uns ernährt hat. Als die anderen Regionen des Landes noch Nichts vorzuweisen hatten, blühte Kastoria auf. Durch ehrliche Arbeit. Es war nicht nur der Handel. Es war die tägliche Ausübung des Kürschnerhandwerks, der die Stadt reich gemacht hat."
Erklärt mir Babis Karaliotis und es stehen ihm dabei die Tränen in den Augen. Als junger Mann hatte er seine Pelze in ganz Europa und Amerika verkauft. Heute kommen die Chinesen klagt er. Und diese wollen nur die Feinheiten des Handwerks lernen, ihm das Geschäft abkaufen und die Produktion nach China verlegen. Die kastorianischen Schneider wären derweil gezwungen aufgrund der geringen Produktionskosten in Fernost zu produzieren. Von den einstigen lukrativen Absatzmärkten sei der Russische geblieben. Doch komme was wolle, er werde sein Geschäft nicht weggeben, versichert er.
"Ich verehre dieses Handwerk. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass meine Geliebte in diesem Leben der Pelz ist. Und würde ich hundert Jahre alt werden, ich würde immer noch in meinem Laden stehen wollen. Ohne diese Arbeit hätte ich meine Kinder nicht ernähren können. Heute ist das Handwerk dabei auszusterben. Niemand will diesen Beruf erlernen. Die Märkte haben sich verändert. Früher wurde cash auf die Hand gezahlt. Wir haben in den letzten Jahren die Qualität unserer Waren allerdings erhöht. Die Pelze aus Kastoria genießen tatsächlich noch einen sehr guten Ruf. Wir sollten unser Licht also nicht unter den Scheffel stellen."
Auch Dimitris Emanouilidis stammt von einer Kürschnerfamilie ab. Und er weiß deshalb, was das Besondere am kastorianischen Kürschnerhandwerk ist.
"Das Geheimnis unseres Handwerks ist, dass wir immer das gesamte Fell eines Tieres zu verarbeiten wussten. Das ist eine ganz besondere Kunst. Die anderen fragten sich immer, wie das geht, auch die kleinsten Pelzfetzen zusammenzulegen und daraus einen perfekt zugeschnittenen Mantel zu machen. Das ist die wirkliche Kunst. Selbst die 1-2 Centimeter kleinen Stücke geschickt verarbeiten zu können. Die aktuelle Situation ist nur leider wie folgt: Die Chinesen kommen nach Kastoria und kaufen diese kleinen Stücke auf. Sie bieten dabei jeden Preis an. Viele können der Versuchung nicht wiederstehen und verkaufen diese Teile. Leider. Denn wir könnten selbst unsere Waren im Augenblick sehr gut auf den Märkten verkaufen. Die Modedesigner haben den Pelz wieder in ihren Kollektionen eingeführt. Die Chinesen hingegen kaufen diese kleinen Stücke auf und verarbeiten sie wie es ihnen gefällt, ohne dabei von dieser Kunst etwas zu verstehen."
Die Krise im griechischen Pelzhandel hat dazu geführt, dass Kastoria von den einst 22.000 Einwohnern, nur noch 12.000 Einwohner vorzuweisen hat. Und diese versuchen nun ihre Stadt auch für fremde Gäste attraktiv zu machen. Für die Griechen, die Kastoria auf einem vier bis fünttägigen Ausflug besuchen, bietet die Stadt sechs Museen, über 70 Kirchen, einen versteinerten Wald, ein Museumsdorf aus prähistorischer Zeit und das nahegelegene Skigebiet, dass in den letzten Jahren sich immer größerer Popularität erfreut. "Der liebe Gott hat uns mit einem zauberhaften See gesegnet, meint der junge Damianos Mansios, der im Herzen Kastorias einen modernen Tante-Emma-Laden betreibt. Aus der gesamten Region bietet er hausgemachte Marmeladen, Liköre, Weine, Pilze und Nudeln an. Doch das allerwichtigste Erzeugnis neben den Pelzen sind kastorianische Hülsenfrüchte. Vor allem weiße Bohnen.
"Die beste und schmackhafteste weiße Bohne Griechenlands stammt aus Kastoria. Die klimatischen Bedingungen sind wie geschaffen für den Anbau. Die Hochlage der Stadt spielt eine Rolle. Dann ist die Wasserqualität ausschlaggebend. Wir bewässern die Bohnenpflanzen nur mit fließendem Wasser, dass aus den nahegelegenen Bergen kommt. Das ist recht kaltes Wasser, dass der Pflanze gut tut. Deshalb hat sich in Kastoria auch einer der größten Bohnenhändler des Landes niedergelassen. Von hier wird die weiße Bohne bis nach Amerika exportiert. Nehmen Sie doch einige mit. Sie werden es sicher nicht bereuen. Eine solche Bohne haben Sie noch nie gegessen."
Sagt Damianos Mansios und ist sichtlich überrascht über einen deutschen Besuch in seiner Heimatstadt Kastoria. Über die Entstehung des Namens "Kastoria" streiten sich die Geister, erzählt er. Die einen behaupten es stammt von Kastell im Griechischen "Kastron", dass die Stadt im Mittelalter umgab. Andere sind der Meinung der Name Kastoria sei von "Kastor", der Biber, abzuleiten, und der soll im See von Kastoria in großer Anzahl vorgekommen sein. Kastoria ist und bleibt bis heute auch für treue Griechenlandfreunde eine unbekannte Stadt. Und das hat vielleicht mit ihrer Lage zu tun. Sie liegt zwar nur 150 Kilometer von der Großstadt Thessaloniki entfernt, aber im südwestlicher Richtung. Das heißt: nur unweit der Landesgrenze zu Albanien. Und dorthin verirrt sich allenfalls der klassische Individualtourist. Das hat der junge Kastorianer Damianos Mansios in diesem Jahr persönlich erlebt.
"Kastoria wird leider von griechischen Gästen besucht. Aber es war vor einer Woche, als ein Reisebus mit französischen Gästen vor meinem Laden anhielt. Diese wollten eigentlich nur die Meteora-Felsenklöster besuchen. Ihr Reiseleiter meinte aber, es wäre einmal interessant in eine griechische Kleinstadt zu fahren. So kamen sie ganz spontan hierher. Sie erzählten mir, wie überrascht sie waren eine solche Stadt in Griechenland anzutreffen. Sie wussten nicht einmal genau wo Kastoria liegt. Die Schönheit der Stadt hatte es ihnen angetan. Sie bedauerten sehr, dass in ihrem Fünftageausflug keine Übernachtung in Kastoria vorgesehen war."
Es ist immer wieder aufregend, wenn man in Griechenland etwas entdeckt, dass sich von den allgemein bekannten Urlaubsklischees entfernt, wie: dem strahlend blauem Meer, wunderschönen Stränden, weißer Inselarchitektur, Säulenromantik, den immerzu tanzenden und Ouzo trinkenden Griechen. Keine Spur davon in Kastoria. Diese Stadt erstreckt sich über beide Seiten eines Hügels, der einer Halbinsel gleich, in einem See hinein verläuft. Die äußerste Spitze dieser Halbinsel im Wasser besteht sogar aus einem ausgedehnten Waldgebiet. Deshalb kann Kastoria, am See entlang auch per Fuß erwandert werden. Die romantische Straße verläuft an uralten Kastanienbäumen und mächtigen Platanen vorbei. Auf dieser Wanderung kann die Altstadt von Kastoria besichtigt werden. Zwei Kilometer weiter befindet sich ein griechisch-orthodoxes Kloster und wieder ein Stück weiter eine jüngst entdeckte Tropfsteinhöhle, die erst im vergangenen Jahr zu Besichtigungszwecken eröffnet wurde.
Die Führerin betont dabei, dass man die Höhle heute als "Drachenhöhle" touristisch vermarktet, weil dem Mythos zufolge ein Drache die Höhle bewacht haben soll. Eine griechische Kleinstadt im strebsamen Versuch ein touristisches Image aufzubauen! Wer die Geschichte von Kastoria schon länger kennt, der weiß, Kastoria war bis vor 20 Jahren noch auf Tourismus nicht wirklich angewiesen. Diese Stadt war seit dem Mittelalter die Stadt der Pelze und des Kürschnerhandwerks.
"Ich wünschte mir ich könnte Ihnen erklären, was diese Arbeit für mich bedeutet. Würde ich wiedergeboren, ich würde wieder Kürschner werden. Punkt. Und ich will Ihnen auch sagen, warum ich das so sehe. Diese Stadt haben die Kinder der Provinz auferstehen lassen. Ich bin als kleiner Junge in sieben Stunden von den Bergen zu Fuß nach Kastoria hinuntergelaufen. Werde das nie vergessen. Der Schnee stand einen halben Meter hoch. Aber es war diese Arbeit, die uns im Leben aufrechterhalten und uns ernährt hat. Als die anderen Regionen des Landes noch Nichts vorzuweisen hatten, blühte Kastoria auf. Durch ehrliche Arbeit. Es war nicht nur der Handel. Es war die tägliche Ausübung des Kürschnerhandwerks, der die Stadt reich gemacht hat."
Erklärt mir Babis Karaliotis und es stehen ihm dabei die Tränen in den Augen. Als junger Mann hatte er seine Pelze in ganz Europa und Amerika verkauft. Heute kommen die Chinesen klagt er. Und diese wollen nur die Feinheiten des Handwerks lernen, ihm das Geschäft abkaufen und die Produktion nach China verlegen. Die kastorianischen Schneider wären derweil gezwungen aufgrund der geringen Produktionskosten in Fernost zu produzieren. Von den einstigen lukrativen Absatzmärkten sei der Russische geblieben. Doch komme was wolle, er werde sein Geschäft nicht weggeben, versichert er.
"Ich verehre dieses Handwerk. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass meine Geliebte in diesem Leben der Pelz ist. Und würde ich hundert Jahre alt werden, ich würde immer noch in meinem Laden stehen wollen. Ohne diese Arbeit hätte ich meine Kinder nicht ernähren können. Heute ist das Handwerk dabei auszusterben. Niemand will diesen Beruf erlernen. Die Märkte haben sich verändert. Früher wurde cash auf die Hand gezahlt. Wir haben in den letzten Jahren die Qualität unserer Waren allerdings erhöht. Die Pelze aus Kastoria genießen tatsächlich noch einen sehr guten Ruf. Wir sollten unser Licht also nicht unter den Scheffel stellen."
Auch Dimitris Emanouilidis stammt von einer Kürschnerfamilie ab. Und er weiß deshalb, was das Besondere am kastorianischen Kürschnerhandwerk ist.
"Das Geheimnis unseres Handwerks ist, dass wir immer das gesamte Fell eines Tieres zu verarbeiten wussten. Das ist eine ganz besondere Kunst. Die anderen fragten sich immer, wie das geht, auch die kleinsten Pelzfetzen zusammenzulegen und daraus einen perfekt zugeschnittenen Mantel zu machen. Das ist die wirkliche Kunst. Selbst die 1-2 Centimeter kleinen Stücke geschickt verarbeiten zu können. Die aktuelle Situation ist nur leider wie folgt: Die Chinesen kommen nach Kastoria und kaufen diese kleinen Stücke auf. Sie bieten dabei jeden Preis an. Viele können der Versuchung nicht wiederstehen und verkaufen diese Teile. Leider. Denn wir könnten selbst unsere Waren im Augenblick sehr gut auf den Märkten verkaufen. Die Modedesigner haben den Pelz wieder in ihren Kollektionen eingeführt. Die Chinesen hingegen kaufen diese kleinen Stücke auf und verarbeiten sie wie es ihnen gefällt, ohne dabei von dieser Kunst etwas zu verstehen."
Die Krise im griechischen Pelzhandel hat dazu geführt, dass Kastoria von den einst 22.000 Einwohnern, nur noch 12.000 Einwohner vorzuweisen hat. Und diese versuchen nun ihre Stadt auch für fremde Gäste attraktiv zu machen. Für die Griechen, die Kastoria auf einem vier bis fünttägigen Ausflug besuchen, bietet die Stadt sechs Museen, über 70 Kirchen, einen versteinerten Wald, ein Museumsdorf aus prähistorischer Zeit und das nahegelegene Skigebiet, dass in den letzten Jahren sich immer größerer Popularität erfreut. "Der liebe Gott hat uns mit einem zauberhaften See gesegnet, meint der junge Damianos Mansios, der im Herzen Kastorias einen modernen Tante-Emma-Laden betreibt. Aus der gesamten Region bietet er hausgemachte Marmeladen, Liköre, Weine, Pilze und Nudeln an. Doch das allerwichtigste Erzeugnis neben den Pelzen sind kastorianische Hülsenfrüchte. Vor allem weiße Bohnen.
"Die beste und schmackhafteste weiße Bohne Griechenlands stammt aus Kastoria. Die klimatischen Bedingungen sind wie geschaffen für den Anbau. Die Hochlage der Stadt spielt eine Rolle. Dann ist die Wasserqualität ausschlaggebend. Wir bewässern die Bohnenpflanzen nur mit fließendem Wasser, dass aus den nahegelegenen Bergen kommt. Das ist recht kaltes Wasser, dass der Pflanze gut tut. Deshalb hat sich in Kastoria auch einer der größten Bohnenhändler des Landes niedergelassen. Von hier wird die weiße Bohne bis nach Amerika exportiert. Nehmen Sie doch einige mit. Sie werden es sicher nicht bereuen. Eine solche Bohne haben Sie noch nie gegessen."