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Band aus Lesotho begeistert mit Instrumenten aus Abfall

Während sie bei ihren Konzerten in England, Dänemark oder Norwegen gefeiert wird, ist es für die sechsköpfige Band "Sotho Sound" schwer, ein Publikum in ihrer Heimat zu finden. Ihre Musik ist ein Mix aus traditionellen Klängen, Township Jive und südafrikanischem Hip Hop.

Von Kerstin Poppendieck | 21.05.2012
    "Das hier ist ein alter Ölkanister und diese Saiten sind aus Angelsehne. Den Gitarrenhals hab ich aus Holz geschnitzt. Der wird dann in den Ölkanister gesteckt und festgenagelt. Unter die Angelsehnensaiten ist ein kleiner Holzzweig gesteckt, den man hin und her schieben kann. So verändern wir den Klang."

    Khothatso Ranoosi hält stolz seine Katara in der Hand, die traditionelle lesothische Gitarre. Die meisten Kataras haben drei Saiten, Khothatsos hat vier. Je mehr Saiten, desto mehr Erfahrung ist die Regel. Khothatso ist einer der Sänger und Gitarristen bei "Sotho Sounds", einer sechsköpfigen Band aus Malealea, ein kleines Dorf in den Bergen Lesothos circa 100 Kilometer von der Hauptstadt Maseru entfernt. Strom oder befestigte Straßen gibt es hier nicht. Die Menschen leben von dem, was sie selbst anbauen und von der Viehwirtschaft. Und da beginnt die Geschichte der meisten Musiker des Landes.

    "Josef hatte die Idee zur Band. Seine Violine war das erste Instrument, das wir selbst gebaut haben. Wir haben alle vorher als Schafhirten gearbeitet. Und jeder Schafhirte spielt diese Geige, wenn er auf die Tiere aufpasst, dass ist eine Tradition in Lesotho. Ich wollte aber lieber Gitarre spielen."

    "Alles war wir für unsere Instrumente nutzen, haben wir auf der Straße gefunden, nichts davon haben wir gekauft. Wir suchen immer nach alten Dosen und Stöcken. Sobald jemand etwas wegwirft, bauen wir daraus Instrumente."

    Während der langen Stunden des Schafe Hütens ist es in den Bergen Lesothos zur Tradition geworden, sich Instrumente selbst zu bauen und sich damit die Zeit zu vertreiben. Da dort kaum jemand Geld hat, ist Kreativität gefragt. Die Trommel der Band haben die Musiker aus einem alten Ölfass gebaut über das sie einen aufgeschnittenen Schlauch von einem Autoreifen gespannt haben. Und die Trommelstöcke wurden aus dem Reifen selbst geschnitten. In der Regel spielen die Schafhirten allein, doch die sechs Bandmitglieder von Sotho Sounds haben festgestellt, dass es in der Gruppe einfach besser klingt. Also haben sie vor zehn Jahren angefangen, ihre eigene Musik zu komponieren. Inspiriert wurden sie dazu von den Musikkassetten, die die Minibusfahrer aus der Hauptstadt nach Malealea gebracht haben. Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, die traditionelle Musik Lesothos zu pflegen.

    "Es gibt immer mehr Menschen hier, die lieber westliche Instrumente spielen. Sie vergessen einfach ihre Traditionen. Deshalb haben wir uns entschiedenen, nur traditionelle Instrumente zu spielen, denn es ist uns sehr wichtig, die Tradition der Basotho zu bewahren. Selbst in unserer Hauptstadt Maseru gibt es Niemanden, der noch diese traditionellen Basotho Instrumente spielt."

    "In unseren Texten sagen wir den Menschen, dass sie auf sich aufpassen sollen, dass sie sich vor HIV/AIDS schützen sollen. Wir singen über Nächstenliebe und dass wir uns um die Waisenkinder kümmern müssen. Es ist uns wichtig, Botschaften zu vermitteln."

    Die Musik von Sotho Sounds ist eine Mischung aus traditionellen Lesotho Klängen, Township Jive und südafrikanischem Hip Hop. Der Traum der sechs Bandmitglieder ist es, irgendwann von ihrer Musik leben zu können. Doch sie wissen, dass das in ihrer Heimat Lesotho schwer wird. Obwohl sie bei ihren Konzerten in England, Dänemark, Norwegen und Australien jedes Mal gefeiert wurden, ist es schwer für sie, ein Publikum in ihrer Heimat zu finden.

    "Immer mehr Basotho bevorzugen westliche Musik. Es gibt zwar auch noch Menschen, die lieber traditionelle Basotho Musik hören, die die Instrumente mögen und unsere traditionellen Tänze. Aber die meisten Menschen, kennen das Alles gar nicht mehr."